Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 5

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Liederabend

"Gustav Mahler und seine Zeit"

mit Thomas Hampson & Wolfram Rieger


Bewertung:    



Thomas Hampson wird in diesem Juni 70 Jahre jung, und man hält es nicht für möglich, dass und wie er uns noch immer mit seiner Stimme verzaubert; er ist einer von diesen gottgleichen Typen, die irgendwie nie alt zu werden drohen, und noch immer sieht er daher blendend aus und singt und singt, dass es uns freut und immer wieder freut...

Das erstemal, dass ich ihn live erlebte, war Anfang der 1990er in München, als er dort den Don Giovanni sang und spielte; und so ungefähr um diese Zeit muss es gewesen sein, dass er die 5 Rückert-Lieder von Gustav Mahler mit den Wiener Philharmonikern unter Leonard Bernstein aufführte - diesen Live-Mitschnitt der Deutschen Grammophon hörte ich mir tags vorher (und nach ziemlich langer Zeit) mal wieder an, ja und ich fühlte mich erneut ganz mitgenommen und infolge ziemlich abgehoben bei dem überirdischen "Ich bin der Welt abhanden gekommen".

Mit diesem fast achtminütigen Schlussakkord - thematisch nicht unähnlich dem ungleich längeren Abschied-Satz aus dem Lied von der Erde - rundete er sein gestriges Recital im Berliner Pierre Boulez Saal, das er unter die von ihm gewählte Überschrift "Gustav Mahler und seine Zeit" stellte, programmatisch ab. Und er entschied sich für ein besonders langsames Tempo, und nach den zwei Stunden kräftezehrendem Programm spürte ich fast schon körperlich, dass alle Energie bei ihm verbraucht zu sein schien; es klang daher nicht mehr "schön" (obgleich dieses "...der Welt abhanden gekommen" eines der schönsten und v.a. tiefsten Mahler-Lieder ist), aber was heißt schon "schön"; wie er es sang, mit welcher irrlichternen Inbrunst, welcher rätselhaften Trauer und zugleich zufriedenstellender Erleichterung ob dieses Schwebezustands zwischen Leben und Vergehen: DAS müsste ihm erstmal jemand nachmachen. So stand er also schließlich da, hatte die Augen fest geschlossen und benötigte ein bisschen Zeit, um aus dem Dort ins Hier und Jetzt wieder zurückzufinden; glaubwürdiger konnte/ kann man es nicht 'rüberbringen...

26 (!) Lieder interpretierten er und sein langjähriger Klavierbegleiter Wolfram Rieger - darunter 9 von Gustav Mahler (inkl. 4 von 5 Rückert-Liedern), 4 von Alma Mahler, 2 von Arnold Schönberg, 5 von Alban Berg, 3 von Alexander Zemlinsky, 2 von Anton Webern und 1 von Richard Strauss.

Beim Wunderhorn-Lied Aus! Aus! setzte er gleich dreimal an; irgendwie war er intonationsmäßig nicht mit Rieger zusammen, und dann lachte er zum Publikum, und meinte (sinngemäß), dass er's vor zirka 40 Jahren erstmals sang und es nicht fassen konnte, dass es halt dann jetzt so plötzlich nicht so wollte wie er's wollte; schöne Geste.

In besonderer Erinnerung (bei mir): die beiden Anton-Webern-Lieder Aufblick sowie Tief von fern; da glaubte ich die in den Richard-Dehmel-Texten besungenen "Glockenchöre" gehört oder den "jungen Mond" im Sternenzelt erahnt zu haben.

Auch Mahlers den Soldatenstumpfsinn karikierendes Revelge oder Zemlinskys Tod in Ähren beeindruckten mich stark.

Hampsons Textverständlichkeit ist beispielgebend, seine Höhentöne (fast schon tenoral) sitzen wie eh und je, allein die etwas tieferen Gefilde geben seiner Stimme Anlass zu gewisser Sorge, aber das nur nebenbei bemerkt.

Es hatte/ hat mich wieder angefasst, ich bin von ihm total berührt!

*

Als Zugaben sang er Mahlers Erinnerung und "Liebst du um Schönheit" (das erste der 5 Rückert-Lieder).




Thomas Hampson und Wolfram Rieger bei der 2022er SCHUBERT-WOCHE im Berliner Pierre Boulez Saal; Foto: Peter Adamik | Bildquelle: thomashampson.com

Andre Sokolowski - 17. Februar 2025
ID 15150
GUSTAV MAHLER UND SEINE ZEIT (Pierre Boulez Saal, 16.02.2025)
Gustav Mahler: Frühlingsmorgen
- "Aus! Aus!" (Des Knaben Wunderhorn)
- "Nicht wiedersehen" (Des Knaben Wunderhorn)
Arnold Schönberg: "Wie Georg von Frundsberg von sich selber sang" op. 3 Nr. 1
Alban Berg: "Vielgeliebte, schöne Frau"
- "Im Zimmer" (aus Sieben frühe Lieder)
- Schlummerlose Nächte
- Grabschrift
- Schilflied (aus Sieben frühe Lieder)
Alma Mahler: Laue Sommernacht
- "Ich wandle unter Blumen"
- "Bei dir ist es traut"
Alexander Zemlinsky: Entbietung op. 7/2
Anton Webern: Aufblick
- "Tief von fern"
Richard Strauss: Befreit op. 39/4
A. Mahler: Die stille Stadt
Schönberg: Erwartung op. 2/1
G. Mahler: Lied des Verfolgten im Turm (Des Knaben Wunderhorn)
Zemlinsky: Mit Trommeln und Pfeifen op. 8/3
G. Mahler: Revelge (Des Knaben Wunderhorn)
Zemlinsky: Tod in Ähren op. 8/4
G. Mahler: "Blicke mir nicht in die Lieder" (aus Rückert-Lieder)
- "Ich atmet' einen linden Duft" (aus Rückert-Lieder)
- Um Mitternacht (aus Rückert-Lieder)
- "Ich bin der Welt abhanden gekommen" (aus Rückert-Lieder)
Thomas Hampson, Bariton
Wolfram Rieger, Klavier


Weitere Infos siehe auch: https://www.boulezsaal.de


https://www.andre-sokolowski.de

Konzerte

Musiktheater

Neue Musik

Rosinenpicken



Hat Ihnen der Beitrag gefallen?

Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!



Vielen Dank.



  Anzeigen:





MUSIK Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BALLETT |
PERFORMANCE |
TANZTHEATER

CASTORFOPERN

CD / DVD

INTERVIEWS

KONZERTKRITIKEN

LEUTE

NEUE MUSIK

PREMIERENKRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski



Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal




Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2025 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)