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Günter Papendell als Der fliegende Holländer an der Komischen Oper Berlin | Foto (Detail): Monika Rittershaus

Bewertung:    



Die Handlung dreht sich um die Sage des niederländischen Kapitäns Bernard Fokke. Diesem gelang es nicht das Kap der Guten Hoffnung zu umfahren, trotz heftiger Versuche den Kräften der Natur zu trotzen. Deshalb verfluchte er anschließend Gott und die Welt und wurde deshalb, so die Sage, dazu verdammt, für immer mit seinem Geisterschiff auf den Weltmeeren zu kreuzen. Und weiter in der Sage: jedem, dem dieses Schiff mit schwarzem Mast und blutroten Segeln begegnete, war Unglück vorbestimmt. Über Richard Wagner ist kolportiert, dass er seine zweite Oper unter dem Eindruck einer stürmischen Schiffsreise schrieb. Er verlegte die Handlung vom Kap der Guten Hoffnung in der Urfassung von 1841 nach Schottland, später dann nach Norwegen.


"Herbert Fritsch, das unartige Kind der Regiezunft, der mit seinem hochmusikalischen und ultrakörperlichen Regiestil seit einigen Jahren nicht nur die Schauspiel-, sondern auch die Opernbühnen des Landes aufmischt, inszenierte an der Komischen Oper Berlin zuletzt Mozarts Don Giovanni. Mit Wagners Frühwerk Der fliegende Holländer, in dem folkloristische Chöre, dramatische Balladen und die furiose Wucht der Naturgewalten durchs Orchester brausen, nimmt Fritsch sich eines weiteren Repertoire-Klassikers an und zeigt so dessen enge Verwandtschaft mit anderen geisterhaften Piratengeschichten à la Fluch der Karibik."

(Quelle: komische-oper-berlin.de)


*

Herbert Fritsch, Andrej Rutar und Bettina Helmi haben eine fantasievolle Bühne und eine treffsichere Ausstattung geschaffen. Das Segel an dem von 8 Komparsen in Lumpen- und Gespensterlook hin- und herschaukelnden Minischiff ist blutrot. Die Matrosen von Kapitän Daland, hervorragend gesungen und gespielt von Jens Larsen, sind in leuchtendes Weiß getaucht. Sie strahlen und grinsen perfekt die ganze Vorstellung. Überhaupt sind alle Darsteller hervorragend präpariert und fokussiert. Präzises Spiel und Slapstick ersetzen schon mal eine fehelende Schiffsreling, und die pantomimischen Einlagen sind sehr unterhaltend. Günter Papendell als Holländer erinnert an Jonny Depp in Fluch der Karibik. Ja, das ist komisch, und das ist in einer Komischen Oper auch erlaubt. Nicht alle Zuschauer sehen das so, und einige verlassen kopfschüttelnd die Vorstellung. Aber gerade hier liegt der Unterschied zu den vielen „ernsten Häusern“. Zu viel Ernsthaftigkeit und Vorsicht kann schnell langweilig sein, was man in der Fidelio-Premiere an der Deutschen Oper vor zwei Tagen live erleben konnte.

Herbert Fritsch hat damit überhaupt kein Problem, er nimmt das Stück, den Kontext, das Publikum und auch Ende auch sich selbst - lässt er sich doch im Schlussapplaus auf dem Regiestuhl sitzend in den Bühnenhimmel schweben - mit viel Humor gewaltig auf den Arm. Und das gesamte Team folgt ihm: der Chor ausgelassen und Fratzen ziehend, die Solisten um den wunderbar komischen Günter Papendell, die damenhafte Daniela Köhler als Senta, den schon erwähnten Jens Larsen und das ausgelassene Ensemble. Dirigent Dirk Kaftan folgt mit Orchester, Chor und Solisten der klaren Inszenierungsidee mit einer schwelgerischen und kraftvollen Interpretation der Partitur. Die angeblich furchterregenden Erlebnisse der stürmischen Seefahrt Wagners, hört man so als ausgelassene Rufe der Matrosen. Ein sehr intensiver Opernabend!!



Der fliegende Holländer an der Komischen Oper Berlin | Foto (C) Monika Rittershaus

Steffen Kühn - 29. November 2022
ID 13939
DER FLIEGENDE HOLLÄNDER (Komische Oper Berlin, 27.11.2022)
Musikalische Leitung: Dirk Kaftan
Inszenierung und Bühnenbild: Herbert Fritsch
Bühnenbild-Mitarbeit: Andrej Rutar
Kostüme: Bettina Helmi
Dramaturgie: Julia Jordà Stoppelhaar
Chöre: David Cavelius
Licht: Carsten Sander
Gemälde: Charlie Casanova
Besetzung:
Holländer ... Günter Papendell
Daland ... Jens Larsen
Senta ... Daniela Köhler
Erik ... Brenden Gunnell
Mary, Sentas Amme ... Karolina Gumos
Steuermann Dalands ... Caspar Singh
Vocalconsort Berlin
Chorsolisten und Komparserie der Komischen Oper Berlin
Orchester der Komischen Oper Berlin
Premiere war am 27. November 2022.
Weitere Termine: 03., 06., 10., 14., 17., 25., 29.12.2022


Weitere Infos siehe auch: https://komische-oper-berlin.de


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