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nachDRUCK # 5

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Premierenkritik

Sehr, sehr

sinnlich



Elsa Benoit (als Titelfigur) in Die Krönung der Poppea an der Oper Köln
Foto (C) Matthias Jung

Bewertung:    



Vor 14 Jahren gab es schon mal eine Krönung der Poppea an der OPER KÖLN - damals verfrachtete sie Dietrich W. Hilsdorf (Inszenierung) in das Gerling-Quartier, und Konrad Junghänel dirigierte.

Jetzt steht selbiger Monteverdi wieder im Programm, und gezeigt wird eine 2022er Produktion des Festival d'Aix-en-Provence, die der amerikanische Regisseur Ted Huffman den räumlichen Gegebenheiten im Staatenhaus anpasste und von Dirigent George Petrou musikalisch geleitet wurde; Musikerinnen und Musiker des Gürzenich-Orchesters ließen sich da von einigen "Spezialkräften" der Alten Musik [Namen s.u.] sekundieren als wie inspirieren - die Premiere fand am Sonntagabend statt, und die Resonanz beim Publikum war geradezu überwältigend.


Zur Opernhandlung:



"Nerone (Nero) ist verliebt in Poppea, die Ottones Gattin war, und schickt diesen in die Provinz Lusitania, um sich mit seiner Geliebten zu vergnügen, so berichtet es uns Cornelius Tacitus.

Ottone ist verzweifelt darüber, Poppea verloren zu haben, und gibt sich dem Wahn und den Wehklagen hin. Ottavia, Nerones Gattin, beauftragt Ottone, Poppea umzubringen. Ottone verspricht, dies zu tun; doch da ihm der Mut fehlt, seiner angebeteten Poppea das Leben zu nehmen, verkleidet er sich als Drusilla, die in ihm verliebt ist; in dieser Verkleidung begibt er sich in Poppeas Garten. Amor erscheint, geht dazwischen und verhindert Poppeas Tod.

Nerone verstößt Ottavia, ungeachtet der Ratschläge von Seneca, und nimmt Poppea zur Ehefrau. Seneca stirbt und Ottavia wird aus Rom verbannt."


(Quelle: Programmheft)


Und mehr gibts dazu nicht zu sagen - kurz und schmerzlos, so wie's oben steht.


*

Ein überdimensionales Heizungsrohr (?) schwebt im ansonsten relativ karg gehaltenen Bühnenraum von Johannes Schütz, es wird, je nach Gefühls- und Spannungslagen, an einem Seil rauf und runter gezogen und gelegentlich in Rotation gebracht. Es gibt Sitz- und Abstellgelegenheiten hinten, rechts und links, einen Schminktisch dortselbst, paar Tische, Stühle, einen fahrbaren Garderobenständer für zu wechselnde Kostüme Astrid Kleins und etwas Interieur wie Flaschen, Gläser. Alles wirkt improvisiert, mitunter als Werkstatt; die Darsteller selbst sorgen für kleinere Umbauten und Verrückungen.

Die prinzipielle Kurzweil dieser vorzüglich personengeführten Aufführung ergibt sich aus der betörenden Anmut und dem überwiegend jugendlichen Drive ihrer durch und durch hochsinnlich agierenden Protagonistinnen und Protagonisten:

Elsa Benoit & Jake Arditti [s. Foto unten] verkörpern das "illegitime" Liebespaar, beide sehen grandios aus, und sie singen nicht viel anders; sie scheint die Idealbesetzung für Poppea, ihm (als Kaiser Nero) nimmt man den gewaltherrschenden Frau-Verführer ohne jede Frage ab, sein Countertenor klingt ungewöhnlich hoch, mitunter nervt sein stimmtechnischer Ausbruch in den Höhenlagen, und zugleich ist man verblüfft, wie er zu derartigen Höhen überhaupt erst kommt; sensationell.

Das Gegenspielerpaar wird von Adriana Bastidas-Gamboa (als Neros ungeliebte Gattin Ottavia) und Paul-Antoine Bénon-Djian (als Poppeas Ex-Geliebter Ottone) gestellt; die jeweiligen Liebesleid-/ Verlustgeschichten sind bei ihnen bestens aufgehoben, ihre kraftstrotzende Stimme zwischen Alt und Mezzo und sein "etwas tiefer" als Ardittis empfundener Countertenor kommen den zu artikulierenden Charakterstärken als wie -schwächen ihrer beiden Rollen dementsprechend nach.

Ein darstellerisches wie stimmliches Glanz- und Kabinettstück liefert John Heuzenroeder (als sich offen und abwechselnd verkleidende Amme von Poppea und Ottavia) ab; er kehrt mit untoppbarer Spiellaune die Transe aus sich raus, und sein Tenor klingt scharf und auf den Punkt genau - das Publikum erklärte ihn hiernach gefühltermaßen fast zum eigentlichen Star des Abends.

Auch alle weiteren, mitunter deutlich kleineren Rollen, sind exklusiv besetzt; durchaus erwähnbar noch Camille Poul (als Amor), Maria Koroleva (als Drusilla) oder Laurence Kilsby & Armando Elizondo (als Soldatenpaar).

Schön, schöner anzusehen, anzuhören.



Jake Arditti (als Nerone) und Elsa Benoit (als Titelfigur) in Die Krönung der Poppea an der Oper Köln | Foto (C) Matthias Jung

Andre Sokolowski - 7. Mai 2024
ID 14735
DIE KRÖNUNG DER POPPEA (Staatenhaus, 05.05.2024)
Musikalische Leitung: George Petrou
Inszenierung: Ted Huffman
Bühne: Johannes Schütz
Kostüme: Astrid Klein
Bewegungschoach: Pim Veulings
Licht: Bertrand Couderc
Dramaturgie: Antonio Cuenca Ruiz
Besetzung:
Poppea ... Elsa Benoit
Nerone ... Jake Arditti
Ottavia, Virtù ... Adriana Bastidas-Gamboa
Ottone ... Paul-Antoine Bénos-Djian
Seneca ... Christoph Seidl
Arnalta, Nutrice, Famigliare I ... John Heuzenroeder
Fortuna, Drusilla ... Maria Koroleva
Amore, Valetto ... Camille Poul
Lucano, Soldato I, Famigliare II ... Laurence Kilsby
Liberto, Soldato II ... Armando Elizondo
Littore, Famigliare III ... William Socolof
Iason Ioannou (Solo-Cello)
Chiara Granata (Barockharfe)
George Petrou (Cembalo I)
Panos Iliopoulos (Cembalo, Orgel, Regal)
Sören Leupold (Laute, Theorbe I)
Theodoros Kitsos (Laute, Theorbe II)
Andreas Linos (Viola da Gamba)
Johannes Esser (Contrabasso, Violone)
Gürzenich-Orchester Köln
Premiere an der Oper Köln: 5. Mai 2024
Weitere Termine: 09., 12., 15., 18., 22., 24., 29. 30.04.2024
Eine Produktion des Festival d'Aix-en-Provence


Weitere Infos siehe auch: https://www.oper.koeln


https://www.andre-sokolowski.de

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