Vergänglichkeits-
gelabere,
überwürzt mit
beliebiger
Bach-Musik
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Der Teufel im Lift an der Neuköllner Oper | Foto (C) Thomas Koy
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Bewertung:
Wolfgang Katschner, eine Institution im Bereich der historischen Aufführungspraxis, und seine über die Grenzen der Hauptstadt hinaus bekannte und beliebte lautten compagney BERLIN waren für die musikalische Auswahl und Ausgestaltung des schlicht als "Bühnenstück" deklarierten Teufels im Lift, der neuesten Produktion an der Neuköllner Oper, engagiert worden. Es gab da jede Menge J. S. Bach zu hören, ja und dass diese Musik mehr oder weniger authentisch 'rüberkam, verwunderte mitnichten. Die womöglich (un-)absichtlich gewählte Aufeinanderfolge von Arien und Duetten und Chorälen aus Kantaten und Passionen - dankbar wäre man gewesen, ihre jeweiligen BWV-Urquellen mitgeteilt bekommen zu haben - hinterließ dann allerdings (bei mir) einen zwiespältigen Eindruck; irgendwie kam dieses Potpurri zufallsgesteuert und beliebig (bei mir) an. Und was die gesangliche Wiedergabe all der großen und etwas kleineren Bach-Schnipsel betraf, ragte dann allenthalben Sopranistin Frieda Barck, mit qualitativ deutlichem Abstand zu ihrer singenden Kollegenschaft, heraus; ihre Stimme hat dieses in den höheren Höhen fast ätzend sich anhörende und v.a. permanent Geradlinige, also ohne jedes abnervende und schlechteste Hörlaune provozierende Vibrieren, mit welchem andere Kolleginnen von ihr unschuldig brachliegende Akustikräume regelrecht zu verpesten trachteten und trachten, und die Barck scheint völlig frei von dieser Unart Bach und/ oder Früheres zu singen.
In dem "Bühnenstück" an sich ging es, ganz allgemein gesprochen, um eine Behandlung von Vergänglichkeitsproblemen, mit denen sich seit Menschengedenken unsre Spezies so befasst. Besonders auffällig und auszehrend empfindet "es" sich, wenn der Sand der Sanduhr unten immer mehr als oben wird und "es" dann, kurz vorm endgültigen Absanden, einen Geschwindigkeitsrekord erreicht.
Etwas konkreter war und ist der Plot des "Bühnenstücks":
"Eigenartige Dinge geschehen in der Lobby des Hotel Heaven. Nachts um fünf treffen drei Gäste zufällig aufeinander, aber gibt es das: Zufall? Während der international gefragte Gehirnspezialist Prof. Sanchez beim Auschecken an eine 'Lichtseherin' namens Blanche gerät, steckt die junge Journalistin Raquel im Fahrstuhl fest. Kaum befreit wird klar: dieser Fahrstuhl hat es in sich. Im wahrsten Sinne – einen Toten, der kurz darauf mit gleißendem Licht und Bachschen Klängen in die Lobby fällt. Was hat es mit diesem Unbekannten auf sich, der die Nacht verwandelt und einen ratlosen Portier und seine Gäste in surreale Träume, Begegnungen, Sehnsüchte und Ängste schickt? Ist er ein gefallener Engel, ist er Luzifer oder der Teufel, wie in den Kantaten so oft besungen?" (Quelle: neukoellneroper.de)
John von Düffel steuerte die Dialoge bei, und das Geplapper, was er seinen fünf Protagonisten in den Mund legte, war langweilig und läppisch. Sowieso klingt "es", wenn Sängerinnen und Sänger - statt zu singen, wie sich das für sie gehört - ellenlange Sprechpassagen aufsagen resp. aufsagen müssen, total scheiße; aber das wissen sie wahrscheinlich selbst, und letzten Endes können sie auch nichts dafür, wenn sie - anstatt zu singen - zusätzlich auch noch zu sprechen genötigt werden.
Bariton Elías Arranz (als Professor Sanchez), Countertenor Elmar Hauser (als Teufel im Lift), Tenor Christian Pohlers (als Rezeptionist) und Stefanie Dietrich (als Blanche) exikutierten - neben der obig bereits erwähnten Frieda Barck (als Raquel Simons) - all die Bachs & Düffels.
Jürgen Kirner hatte eine sehenswerte Multi-Bühne mit 'ner respektabelen Hotelbar, hin und her schiebbaren Trennwänden, einem extern betretbaren Zwischenraum für Videoeinsprengsel (von Martin Mallon), einem auf und zu gehenden Fahrstuhl und zig Zimmerpflanzenkübeln bauen und errichten lassen.
Regie führte Ansgar Weigner.
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Der Teufel im Lift an der Neuköllner Oper | Foto (C) Thomas Koy
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Andre Sokolowski - 15. Oktober 2023 ID 14434
DER TEUFEL IM LIFT (Neuköllner Oper, 14.10.2023)
Arrangements und musikalische Leitung: Wolfgang Katschner
Text: John von Düffel
Inszenierung: Ansgar Weigner
Bühne und Kostüme: Jürgen Kirner
Konzept und Dramaturgie: Bernhard Glocksin
Video: Martin Mallon
Mit: Elías Arranz, Frieda Barck, Elmar Hauser, Christian Pohlers und Stefanie Dietrich sowie den Musiker*innen der lautten compagney BERLIN mit Javier Aguilar (Violine II), Helen Barsby (Trompete), Ulrike Becker (Violoncello), Sabina Chukorova (Cembalo/Orgel), Thor Harald Johnsen (Laute), Ulrike Ködding (Traverso), Axel Meier (Percussion), Ulrike Paetz (Viola), Andreas Pfaff (Violine I), Annette Rheinfurth (Kontrabass) und Eduard Wesly (Oboe)
Premiere war am 14. Oktober 2023.
Weitere Termine: 19.-22., 26.-29.10./ 02.-05.11.2023
Weitere Infos siehe auch: https://www.neukoellneroper.de
https://www.andre-sokolowski.de
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