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Premierenkritik

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Olga Jelínková (Undine) und Matthias Stier (Hugo) in Lortzings Undine an der Oper Leipzig | Foto (C) Kirsten Nijhof

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Tobias Wolff (47) hat übernommen!

Er trat am 1. 8. dieses Jahres die Nachfolge Ulf Schirmers an, welcher von 2011 bis Juli 2022 Intendant der OPER LEIPZIG war und sich zum krönenden Abschluss seiner Ära den gesamten Wagner während eines über dreiwöchigen Sommerspektakels aufzuführen gönnte. Das waren/ sind dann schon gigantische Fußstapfen, die der ansonsten ziemlich blass und konturenlos, was eine unverwechselbare Programmatik und Vision für dieses Haus hätte bedeuten müssen, gewirkt habende Ex so hinterließ.

Wolff nun, welcher zuletzt die Internationalen Händel-Festspiele in Göttingen geleitet hatte und dortselbst alle "42 bekannten Händel-Opern in verschiedenen Aufführungsformaten" wuchten wollte, was dann allerdings "auf Grund der Corona-Pandemie nicht in der geplanten Weise stattfinden" konnte (Quelle: Wikipedia), nahm Händels Giulio Cesare ab April 2023 in den Spielplan auf; eine französisch-deutsche Koproduktion, deren Premiere zwei Wochen zuvor im Pariser Théatre des Champs-Élysées stattgefunden haben wird.

Bei Sichtung des Gesamtspielplans für die begonnene Saison (mit Neuinszenierungen von Verdis Otello, Mozarts Don Giovanni, Brittens Peter Grimes und drei Ballettpremieren im Opernhaus sowie der Dollarprinzessin, dem Anatevka oder Emmerich Kálmáns Das Veilchen vom Montmartre in der Musikalischen Komödie im Stadtteil Lindenau) fallen auch jede Menge andere und Neu-Formate, vieles auch speziell für Kinder oder Jugendliche, auf.


"Wir müssen jetzt die Hemmschwellen abbauen für den Theaterbesuch in 20 oder 30 Jahren. Das heißt, ich werde vielleicht als Intendant von dem Ergebnis dieser musikvermittelnden Bemühungen gar nicht mehr so viel mitbekommen. Aber ich hoffe natürlich, dass an anderer Stelle viele andere Kollegen das genauso tun. Sodass wir gemeinsam Kinder und Jugendliche für das Musiktheater begeistern. Aber auch Menschen, die sich bisher noch nicht an die klassische Musik herangetraut haben. Wir möchten sie heranführen und mitnehmen. Ich wünsche mir, dass wir auf Augenhöhe gut kommunizieren und möglichst viele so begeistern, dass sie jetzt oder in 20 oder 30 Jahren unsere Oper besuchen werden." (Tobias Wolff in einem MDR-Interview v. 24. März 2022)


Und mit dem Satz "Die Oper gehört in die Mitte der Gesellschaft." [in o.g. MDR-Interview] markierte und markiert der Neue halt sein fortschrittliches Credo, unter dem er seine Intendanz zu stellen pflegen wird, ja und man kann ihm da nur wünschen, dass das ausführende Personal einschl. der zu engagierenden bzw. engagierten Künstlerinnen und Künstler das genauso allgemeingültig dann sieht und dementsprechend handelt.



Los ging's gestern Abend mit der Albert Lortzing'schen Undine - und, um gleich das Schönste und das Beste der Premiere zu verkünden: der Chor der Oper Leipzig (Einstudierung: Thomas Eitler-de Lint) und das Gewandhausorchester sangen und musizierten unter Leitung des Musikdirektors Christoph Gedschold [bisher ist kein neuer GMD für dieses Haus bestellt, aber das nur am Rand bemerkt], auf dass es eine helle Freude war!!

Das war es aber auch bereits an heller Freude und gelegentlichem Sonnenschein.

Die Inszenierung Tilmann Köhlers: eine Katastrophe.

Das Drehbühnenbild mit fünfzehnstufiger Großtreppe und drei sie umschließenden dunkelblauen Vorhängen (Entwurf von Karoly Risz): profan und dürftig.

Die egalitären Jetztzeit-Sommerklamotten, die die Kostümdesignerin Susanne Uhl kreierte: bunt, beliebig und zum Teil total bescheuert.

Im Programmheft ist ein arg bemühtes Erklärer-Interview zwischen dem Dirigenten, dem Regisseur, dem Bühnenbildner und der Kostümbildnerin zu lesen, das den Anschein erweckt, als wollte es Bernd Alois Zimmermanns Soldaten analysieren und/ oder in gesellschaftspolitische bzw. soziologisch determinierte Zusammenhänge zwängen. Doch merke: Bei der Lortzing'schen Undine handelte und handelt es sich lediglich um eine Spiel- und Märchenoper. Doch von frohgemuter und v.a. leichtfüßiger Spielfreude und irgend einem prinzipiell bekennenden Hang hin zur wunderbaren Märchenwelt sprich ausufernden Fantasie konnte an diesem Abend keine Rede sein.

Zudem:

Nicht enden wollendes Gequatsche zwischen den eigentlichen Musiknummern - das alte Lied, dass Opernsängerinnen und -sänger (hoffentlich!) so wenig Sprechtexte wie möglich aus sich sondern sollten, weil es einfach scheiße klingt; sie haben nun mal keine Sprechtheater-Stimmen und mögen es daher doch bitte sein lassen; und warum streicht man diese unsäglichen Sprechblasen nicht einfach weg, sie bringen so und so nichts zum "Gesamtverständnis" der an sich schon hochblödsinnigen Geschichte um die Lortzing'sche Undine.


"Vor fast 180 Jahren musste Albert Lortzing das Stadttheater Leipzig aus tragischen Gründen verlassen, doch seine Musik ist untrennbar mit Leipzig verbunden und kehrt stets voller Poesie und Kraft zurück! Albert Lortzing selbst gibt dazu an: 'Diese Oper muss gefallen. Ich versichere dir, dass Musikstücke vorkommen, deren Effekte ich nicht geahnt hätte.'" (Quelle: oper-leipzig.de)



Undine an der Oper Leipzig | Foto (C) Kirsten Nijhof


*

Vor fünf Jahren tat ich mal Rusalka im Theater Magdeburg (der Uraufführungsstätte der Undine) besuchen, also auch so eine Meerjungfrauengeschichte - nur mit dem Unterschied, dass ich Rusalka aus dem Stegreif nacherzählen könnte, während ich bei der Undine, und nicht nur wegen des nervlich aufreizenden Dauerquatschens, null & nichts begriff; irgend so "Seelen"-Zeugs geisterte da die ganze Zeit herum, ja und wahrscheinlich ist's auch das, weswegen eine Lortzing'sche Undine nie so richtig funktionieren könnte, völlig wurscht, wie blödsinnig sie inszeniert sein würde.
Andre Sokolowski - 30. Oktober 2022
ID 13884
UNDINE (Oper Leipzig, 29.10.2022)
Musikalische Leitung: Christoph Gedschold
Inszenierung: Tilmann Köhler
Bühne: Karoly Risz
Kostüme: Susanne Uhl
Dramaturgie: Marlene Hahn
Choreinstudierung: Thomas Eitler-de Lint
Besetzung:
Berthalda ... Olena Tokar
Ritter Hugo von Ringstetten ... Matthias Stier
Kühleborn ... Mathias Hausmann
Tobias ... Sejong Chang
Marthe ... Karin Lovelius
Undine ... Olga Jelínková
Veit ... Dan Karlström
Hans ... Peter Dolinšek
Pater Heilmann ... Randall Jakobsh
Chor der Oper Leipzig
Gewandhausorchester Leipzig
Premiere war am 29. Oktober 2022.
Weitere Termine: 04., 11., 23., 24.11.2022/ 10.06., 07.07.2023


Weitere Infos siehe auch: https://www.oper-leipzig.de/


https://www.andre-sokolowski.de

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