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Rosinenpicken (528)

Maskiert und

(erstmals) live

beim neuen

hauptstädtischen

Lohengrin

zugegen



Verschleierte Elsa in Lohengrin (Regie: Calixto Bieito) an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Monika Rittershaus

Bewertung:    



Calixto Bieitos aktuelle Lindenoperninszenierung Lohengrin, die jetzt zum ersten Mal vor Publikum zu sehen und zu hören war, lässt sich kaum dechiffrieren, und weil dem so ist, "gewinnt" sie dementsprechend auch an einer rein gedanklichen wenngleich auch völlig sinnlosen also vergeblichen Verlangsamung, d.h. dass man an vielen, wenn nicht an den meisten Stellen irgendwie gedanklich aussteigt, weil es wenig oder keine Krücken gibt, um sich - gedanklich, wie gesagt - an ihnen festzuhalten resp. festhalten zu können. Sein Ideenapparat mag randgefüllt sein, aber was er einem andern Denker (außer sich höchstselbst) hieraus gestattet an Ideen aufzunehmen, tut den nicht erreichen, weil es hierfür keine Dechiffrierungsmechanismen gibt; und das erachte ich dann schon als egoistisch.

Es gibt drei Besetzungsänderungen im Vergleich zur arte-Übertragung der Premiere ohne Publikum; und deshalb meinte ich mir das, jetzt allerdings vor Ort, noch einmal ansehen und anhören zu wollen:

In der Titelrolle macht Andreas Schager einen zwiespältigen Eindruck; eigentlich scheint er für diese Rolle viel zu siegfriedisch, will sagen viel zu energetisch, was die Lautstärke oder sein angestrengtes Hochsingen betrifft. Aber er lässt auch seine ungleich schönen oder schöneren Stimm-Saiten zu uns sprechen, was besonders in der Brautgemachszene mit Elsa (klar und rein und edelweißig: Elza van den Heever) auffällig besticht, indem er stellenweise klare und gerade Linien, frei von jeglichem Vibrato, zieht...

Auch Gábor Bretz (als König Heinrich) muss Erwähnung finden. Sein Gebet im Ersten Akt ("Mein Herr und Gott, nun ruf ich dich") - inbrünstiger und ausdrucksstärker ist es kaum zu machen, fulminant!

Die Staatskapelle Berlin wird von dem aufstrebenden Dirigenten-Youngster Thomas Guggeis geleitet, was dann, was sein Handwerkliches angeht, selten Wünsche offen lässt. Dass es im Ganzen etwas reichlich an "Geheimnisvollem" mangelt, liegt womöglich auch daran, dass vielzu hemdsärmlig und ungefiltert an die Partitur herangegangen wird - oder sind es am Ende doch dann mehr die Tücken der Akustik in dem Haus, die leisere Verkündigungen so wohl nicht ermöglichen - aber mit sowas redet man sich meistens raus.

*

Für dieses Jahr bin ich mit Wagner vollständig bedient und hätte nunmehr wieder Appetit auf etwas völlig anderes.




Der neue Lohengrin an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Monika Rittershaus

Andre Sokolowski - 1. Dezember 2021
ID 13338
LOHENGRIN (Staatsoper Unter den Linden, 30.11.2021)
Musikalische Leitung: Thomas Guggeis
Inszenierung: Calixto Bieito
Mitarbeit Regie: Barbora Horáková Joly
Bühnenbild: Rebecca Ringst
Kostüme: Ingo Krügler
Licht: Michael Bauer
Video: Sarah Derendinger
Besetzung:
Heinrich der Vogler ... Gábor Bretz
Lohengrin ... Andreas Schager
Elsa von Brabant ... Elza van den Heever
Friedrich von Telramund ... Martin Gantner
Ortrud ... Ekaterina Gubanova
Heerrufer des Königs ... Adam Kutny
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin
Premiere (in der leeren Staatsoper Unter den Linden): 13. Dezember 2020
Erstmals live vor Publikum: 30. November 2021
Weitere Termine: 04., 12.12.2021 // 24., 30.04. / 07.05.2022


Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-berlin.de/


https://www.andre-sokolowski.de

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