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Deutschstunde

Das slowenische Kunstkollektiv Laibach irritierte bereits vor zwei Jahren mit seinem Musical WIR SIND DAS VOLK - seit diesem Freitag kann man es zudem als Album käuflich erwerben


Cover zum Album Wir sind das Volk
(C) Laibach

Bewertung:    



Heiner Müller (1929-1995), auf dessen Texte sich das slowenische Kunstkollektiv LAIBACH für sein Musical Wir sind das Volk berief, schrieb diesbezüglich das hier:


"Sobald das Wort 'Volk' fällt, werde ich doch mißtrauisch. Es ist nicht mein Volk. Ich hab sehr gut verstanden, gerade im Herbst vorigen Jahres, warum der Brecht immer darauf bestand, 'Bevölkerung' zu sagen statt 'Volk'. Natürlich ist so eine Losung 'Wir sind eine Bevölkerung' unbrauchbar, die zündet überhaupt nicht."


Eventuell könnte das [s.o.] der Anlass gewesen sein, weswegen LAIBACH sich so leidenschaftlich um uns Deutsche kümmerte.

Die Müller'schen Nachlassverwalter ließen jedenfalls mit sich reden, und so ist LAIBACHs Wir sind das Volk dann weniger ein Musical als mehr noch eine handlungslose Nummern-Revue geworden - ihre Textzusammenstellung freilich hat Niveau und Witz und kann und muss daher als durch und durch superb bezeichnet sein.

Zwar fehlte hochbedauerlicherweise Müllers Herakles 2 oder die Hydra, die von Susanne Sachsse, der Frontfrau von LAIBACH, performt werden sollte - doch die Künstlerin war gestern Nachmittag (weil sie sich plötzlich mit Corona infizierte) nicht vor Ort; wir wünschen ihr recht baldige Genesung!

Milan Fras tat uns (uns Deutsche) gleich von Anfang an "Ordnung und Disziplin" mit seiner hochgefährlich tiefen Stimme attestieren. Live sangen obendrein die hochgeniale Agnes Mann und ihr nicht minder genialer Sängerkollege Cveto Kobal das eine oder andre Lied zu Müller-Texten, außerdem tat Mann diverse Müller's rezitieren.

Musikalisch war der Anderthalbstünder eine schon ziemlich imposante Wucht: Die Schlagzeuger der dreiköpfigen Formation The Stroj dominierten das, was außerdem mit einem Salonflügel, einem Synthesizer, einer E-Gitarre und einem Streichquartett mit "klassischen" 2 Geigen, 1 Bratsche sowie 1 Cello unterhalb des allzu Lauten hörbar wurde.

Ja und ganz zum Schluss - nach dem Verklingen des Applaus' - las Special Guest Peter Mlakar, seines Zeichens Philosoph, Schriftsteller, Musiker, Performer und Mitglied des Kunstkollektivs Neue Slowenische Kunst, uns "folgsamen" und "obrigkeitshörigen" Deutschen noch mal richtig die Leviten...

Ziemlich lustiges Gesamtkunstwerk.




Wir sind das Volk - ein Musical; Laibach | Foto (C) Dorothea Tuch

Andre Sokolowski - 28. März 2022
ID 13546
WIR SIND DAS VOLK - EIN MUSICAL (HAU1, 27.03.2022)
Konzept und Regie: Anja Quickert, Laibach
Performance: Laibach featuring Agnes Mann, Cveto Kobal, Vier Personen Quartet, The Stroj und (als Special guest) Peter Mlakar
Musik, Komposition und Arrangement: Matevž Kolenc für Laibach
Weitere Arrangements: Alenja Pivko Kneževič, Simon Penšek und Sašo Vollmaier
Szenographie: Janina Audick, Helene Scheithe und Louis Caspar Schmitt
Video-Szenographie: Komposter
Kostüme: Petra Jurjec und Janina Audick
Make-up: Nathalie Horvat
Kostümassistenz: Daniela Zorrozua
Produktion: Aminata Ölßner und Aljaž Kušar
Soundtechnik: Matej Gobec
Lichttechnik: Tomaž Čubej
Videotechnik: Komposter & Tomislav Gangl
Stage- & Monitortechnik: Marko Turel
Agent: Sonora
UA war am 8. Februar 2020.
Weiterer Termin: 28.03.2022


Weitere Infos siehe auch: https://www.laibach.org/


https://www.andre-sokolowski.de

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