Anna oder Elvira?
Elvira oder Anna?
Nicole Chevalier springt kurzfristig für Elsa Dreisig in dem neuen Lindenoper-DON GIOVANNI ein
|
Nicole Chevalier | Foto (C) Maurice Korbel; Bildquelle: staatsoper-berlin.de
|
Musikalische Bewertung:
Der neumodische Inszenierungskrampf des aktuellen Don Giovanni an der Staatsoper Unter den Linden (durch den Regisseur Vincent Huguet und seine beiden Ausstatterinnen Aurélie Maestre & Clémence Pernoud) soll in diesem Kurzbericht absichtlich und gelassen übersprungen werden; lohnt nicht, sich hierüber näher noch zu echauffieren, nach den läppischen Regien seiner zwei Mozart-Da-Ponte-Trilogie-Vorläufer mit den Opern Figaro und Così ist der negative Siedepunkt, was das betrifft, erreicht, und Schluss, Punkt, aus.
*
Vielmehr interessiert an dieser Stelle das hochfulminante Einspringen der US-amerikanischen Sopranistin Nicole Chevalier (für die erkrankte Elsa Dreisig) in der Rolle der Elvira!
Immer zweifle ich, welche der fast schon gleichrangigen Frauenrollen im Giovanni die für mich bedeutendste, entscheidendste und liebste ist - und immer frage ich mich das in der von mir jeweils besuchten oder konsumierten Vorstellung; in dieser Spielzeit gab es in der Tat ein reiches Überangebot, was das betrifft.
Gestern nun (in der Lindenoper) stand es - eineindeutig - 1:0 für Nicole Chevalier; die Anna von Slávka Zámečníková war zwar stimmlich hübsch und ordentlich, vom Typ & Sound her hätte ich sie allerdings dann mehr für die Zerlina idealbesetzen wollen; ganz zu schweigen davon, dass sie nicht einmal im Ansatz an die derzeit weltbeste Anna Nadezhda Pavlovas ran reicht, doch was nicht ist, kann ja noch werden; Zámečníková ist für die Rolle allenthalben noch ein bisschen jung, daher vielleicht.
Also: die Chevalier:
Sie kehrte stark und überzeugend ihren Profi raus, und einszweidrei, quasi im Handumdreh'n, fand sie sich umgehend zurecht in der für sie bis dahin unbekannten Inszenierung, ihre spielerische Komödiantinnen- und sängerische Power funktionierten ohne Kompass. Es ist deutlich spürbar, dass ihr der vertraute Stall von Barrie Kosky, wo sie an der KOB sehr lange - beispielsweise als Medea von Aribert Reimann oder Die schöne Helena oder als Stella, Olympia, Antonia sowie Giuiletta in Hoffmanns Erzählungen oder eben halt als unvergleichliche Donna Elvira (!) im Giovanni - hauptprotagonistisch zu erleben war - für ihre schauspielernde und gesangliche Karriere gut getan zu haben schien; und heutzutage sieht und hört man sie ja an den besten Häusern, die die große weite Welt für sie so bietet.
Thanks, Nicole!!
|
Don Giovanni an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Matthias Baus
|
Andre Sokolowski - 21. April 2022 ID 13585
DON GIOVANNI (Staatsoper Unter den Linden, 20.04.2022)
Musikalische Leitung: Thomas Guggeis
Inszenierung: Vincent Huguet
Bühnenbild: Aurélie Maestre
Kostüme: Clémence Pernoud
Licht: Irene Selka
Video: Robert Pflanz
Choreinstudierung: Martin Wright
Dramaturgie: Louis Geisler
Besetzung:
Don Giovanni ... Michael Volle
Donna Anna ... Slávka Zámečníková
Don Ottavio ... Bogdan Volkov
Komtur ... Peter Rose
Donna Elvira ... Nicole Chevalier
Leporello ... Riccardo Fassi
Masetto ... Peter Kellner
Zerlina ... Serena Sáenz
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin
Premiere war am 2. April 2022.
Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-berlin.de/
https://www.andre-sokolowski.de
Ballett | Performance | Tanztheater
Konzerte
Musiktheater
Neue Musik
Rosinenpicken
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!
Vielen Dank.
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
CASTORFOPERN
CD / DVD
INTERVIEWS
KONZERTKRITIKEN
LEUTE
NEUE MUSIK
PREMIERENKRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
RUHRTRIENNALE
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|