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Turandot an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Matthias Baus

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Vor zirka 20 Jahren gab's die letzte Turandot an der Staatsoper Unter den Linden. Kent Nagano und Doris Dörrie entschieden sich damals für die von Luciano Berio vervollständigte dreiaktige Fassung des bekanntlich unvollendet gebliebenen letzten Musikdramas von Giacomo Puccini - ja, das hatte seiner Zeit doch großen Spaß gemacht, die beiden "Widersacher" Calaf & Turandot in einer durch besondere Unaufgeregtheit erinnerlichten Küchenszene fort- und also ausgelebt gesehen und gehört zu haben; so profan und bieder kann die Zweisamkeit am Hausherd vor sich hin köcheln, sehr weise und sehr witzig hatte sich die Regisseurin all das ausgedacht.

*

Jetzt gibt es wieder eine Turandot, und wieder ist für sie von Hausseite ein Spaßmacher unter die Linden einbestellt worden: Philipp Stölzl, wenn er ganz besonders gut drauf war, gelangen solche Opern-Kracher wie z.B. Wagners Rienzi oder Verdis Trovatore hochvorzüglich - bei letzterem konnte er gar jene dem penetrant kursierenden Gerücht nach weltgrößte und -beste Operndiva, die der Erdball aufzuweisen hätte, händeln - apropos:

Anna Netrebko, der man - im Zusammenhang mit Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine - eine nebulöse "Nähe" zum Gewaltdespoten unterstellte und ihr daher nahelegte, besser nicht die neue hauptstädtische Turandot zu absolvieren, war dann also abwesend; dafür hatte ihr Gatte Yusif Eyvazov, der meistens dann im Schlepptau von der Starin irgendwo auf dieser Welt (zumeist in Arien- und Duettestraden) mit-singt, seine Chance nutzen können, Calaf sozusagen in Alleinstellung uns neugierigen Staatsopernbesucherinnen und -besuchern vollbrüstig zu präsentieren, und - wir tun das hiermit absolut und gern betonen - Yusif überzeugte und gefiel!!

Die eigentliche Attraktion war aber Elena Pankratova - auch eine Russin, das nur nebenbei bemerkt; und wurde SIE dann eigentlich, was ihre Einstellung zu Putins Krieg betrifft, zuvor ins Kreuzverhör genommen; auch Aida Garifullina (die Lìu unsrer Turandot) beträfe die Gesinnungsschnüffelei - mit ihrem Riesenreifrock von Kostümdesignerin Ursula Kudrna und ihrer Riesenröhre, die man hierzulande schon seit längerem bestaunt und schätzt; sie war dann übrigens und ursprünglich bloß als die "Zweitbesetzung", also in den Folge-Vorstellungen nach Netrebko, angezeigt. Dass ihr jetzt mit dem Ausfall ihrer russischen Kollegin eine lustvollste Genugtuung zuteil wurde, konnte/ kann man sich denken, oder?

Zubin Mehta dirigierte!

Staatskapelle und Staatsopernchor (verstärkt vom Kinderchor der Staatsoper Unter den Linden) taten stark beeindrucken.

* *

Ja und die dicke Gliederpuppenturandot an sich (als Ausstattungsidee) empfand ich prinzipiell als eine infantile Idiotie.



Yusif Eyvazov (als Calaf) in Turandot an der Staatsoper Unter den Linden
Foto (C) Matthias Baus

Andre Sokolowski - 23. Juni 2022
ID 13684
TURANDOT (Staatsoper Unter den Linden, 22.06.2022)
Musikalische Leitung: Zubin Mehta
Inszenierung und Bühnenbild: Philipp Stölzl
Mitarbeit Regie: Philipp M. Krenn
Mitarbeit rosinenpicken540Bühnenbild: Franziska Harm
Kostüme: Ursula Kudrna
Licht: Philipp Stölzl und Irene Selka
Choreographie: Christopher Tölle
Choreinstudierung: Martin Wright
Dramaturgie: Jana Beckmann
Besetzung:
Turandot ... Elena Pankratova
Altoum ... Siegfried Jerusalem
Timur ... René Pape
Calaf ... Yusif Eyvazov
Liù ... Aida Garifullina
Ping ... Bernhard Hansky
Pang ... Andrés Moreno García
Pong ... Siyabonga Maqungo
Ein Mandarin ... David Oštrek
Staatsopernchor
Kinderchor der Staatsoper Unter den Linden
Staatskapelle Berlin
Premiere war am 18. Juni 2022.
Weitere Termine: 25., 29.06. / 01., 03., 08., 10.07.2022 // 24.02.; 01., 04., 11., 17., 21.03.2023


Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-berlin.de/


https://www.andre-sokolowski.de

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