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Rosinenpicken (544)

Rio Reiser kann bis heute

nichts dafür, dass die Provinz

nun mal provinzig ist

Unfreiwilliger "Privatbesuch" in der KOMÖDIE AM KURFÜRSTENDAMM im Schiller Theater in Berlin

Bewertung:    



Prinzipielles vorab:

Die Pressestelle des Berliner Privattheaters KOMÖDIE AM KURFÜRSTENDAMM zeigte sich wiederholt - was sie & uns betrifft - kooperationsresistent, um nicht zu sagen zickig, bei ihrer Vergabe resp. Nichtvergabe einer Pressekarte. (Zur Erklärung für "Normalbesucher": Pressekarten werden i.d.R. von Veranstaltern an über Produktionen ihrer jeweiligen Einrichtung berichtende Pressevertreter, sprich Musik- oder Theaterrezensenten, kostenfrei vergeben - und als Gegenleistung erhalten sie Rezensionen zu ihren Produktionen, was auch Werbung für sie ist; ein freiwilliges Geben und Nehmen also.) Beim ersten Mal, als wir vor ein paar Wochen über Katharina Thalbachs Mord im Orientexpress berichten wollten, gab sie als Verhinderungsgrund an, es wäre "ausverkauft". Und dieses Mal, als wir eine Pressekarte für unsere Berichterstattung über die Letztaufführung von Rio Reiser - Mein Name ist Mensch bestellten, antwortete sie wie folgt:


"...zur letzten Vorstellung von 'Rio Reiser' darf ich keine Pressekarten vergeben. Falls Sie die Vorstellung gerne sehen möchten, würde ich Sie bitten, eine Karte in unserem Webshop unter www.komoedie-berlin.de oder telefonisch unter 030 /88591188 oder an unserer Theaterkasse zu kaufen."


Okay, dann machen wir das ausnahmsweise einmal so.

Will sagen: Nein, wir haben überhaupt nichts gegen die KOMÖDIE AM KURFÜRSTENDAMM (s. beispielsweise unseren 2018er Beitrag Zwischen Abriss und Neubeginn) - aber wir haben halt etwas gegen die knauserige Art und Weise mit uns umzuspringen, so ein abwimmelnder Stil [s.obiges Zitat] zeichnete Sie, verehrte Frau Kollegin aus der Pressestelle, nicht als Souveränin Ihrer Fachabteilung aus.



Und hier noch kurz zu der von uns besuchten letzten Vorstellung des Rio Reiser-Musiktheaterstücks der zwei Autoren Frank Leo Schröder (auch Regie) und Gert C. Möbius:


"Berlin 1970. Hausbesetzungen, Kommune 1, LSD, die Gründung der RAF – West-Berlin ist das Zentrum des subversiven Untergrunds. In dieser Zeit des Aufbruchs und der Rebellion schließt sich um Rio Reiser die legendäre Band Ton Steine Scherben zusammen. Als die Band auseinanderfällt, startet Rio Reiser eine Solo-Karriere.

Regisseur Frank Leo Schröder inszenierte
Rio Reiser bereits 2017 am Potsdamer Hans Otto Theater und erhielt dafür viel positives Feedback von Presse und Zuschauern. Die Inszenierung wurde sogar für den Friedrich Luft Preis nominiert.

Für die Berliner Inszenierung
Rio Reiser – Mein Name ist Mensch haben er und Gert C. Möbius die politischen Umstände der damaligen Zeit noch genauer sichtbar gemacht und sind dabei insbesondere auf die Geschehnisse in Berlin eingegangen, denn 'Rio und Berlin, das sind zwei Dinge, die man in einem Atemzug nennt', findet er. Außerdem sind die beiden eindringlicher und tiefer in Rios Privatleben eingetaucht und erzählen insbesondere seine Liebesbeziehungen intimer."

(Quelle: komoedie-berlin.de)



Frédéric Brossier als Rio Reiser an der Berliner Komödie am Kurfürstendamm
Foto (C) Franziska Strauss

*

In dreieinhalb Stunden, die fast wie im Flug vergingen, erfuhren wir fast alles über Rio Reiser (performt von Philip Butz!!), den hochbegnadeten und hochsympathischen Sänger und Schauspieler, was wir bis da womöglich noch nicht wussten; und selbst gänzlich Ahnungslose, die mit ihm und seinem Vor- und Nachleben hinsichtlich "seiner" Band Ton Steine Scherben, wo er 15 Jahre lang als Sänger und als Haupttexter mitmachte, überhaupt nicht viel am Hut hatten, wussten am Schluss dieses genial gespielten und noch viel genialer musizierten Rio-Reiser-Musicals, wer dieser Rio Reiser eigentlich dann wirklich war und was für tolle Lieder er so alles schrieb.

Drei E-Gitarren, Schlagzeug und zwei Keyboards waren auf der Bühne links positioniert, ja und jene sechs Musiker, die darauf spielten, taten auch als Schauspieler brillieren. Sowieso: Dass das Gesamt-Ensemble [alle Namen s.u.] richtig "abzuräumen" in der Lage war, war während und v.a. nach der Vorstellung aus Richtung Publikum wohl nicht zu überhören.

Tosende Begeisterung.

Ein zu Herzen gehendes und aufwühlendes, aufputschendes Stück - Musiktheater pur.

Andre Sokolowski - 25. Juli 2022
ID 13727
RIO REISER - MEIN NAME IST MENSCH (Schiller Theater, 24.07.2022)
Autoren: Frank Leo Schröder und Gert C. Möbius

Regie: Frank Leo Schröder
Musikalische Leitung: Juan Garcia
Bühne und Kostümbild: Matthias Müller
Kostüme: Claudia Töpritz
Choreografie: Marita Erxleben
Videos: "Videos Alive" - Image und Film (Leonard Leesch, Brian Karp)
Videobearbeitung: Emil Schröder
Besetzung:
Rio Reiser ... Philip Butz
Kai Sichtermann ... Daniel Splitt
Funky Götzner ... Paul Tetzlaff
Angie, Anne, Studentin, Marianne, Manager, Assistentin, Sabeck ... Katrin Hauptmann
R.P.S. Lanrue, Reporter1 ... Gabriel Kähler
Benno Ohnesorg, Dutschke, Horst ... Fabian Hentschel
Lehrer, Kurras, „Nikel“ Pallat, George Glück ... Frederic Böhle
Schlotterer, Elser, Jan ... Frédéric Brossier
Polizist, Raymond, Lutz, Student2, Reporter2, Niels ... Clemens Bigge
Mutter, Sabine, Reporterin1, Claudia Roth, Christine, Freundin, Dr. von Bremen, Manager2, Reporterin2 ... Stine Fischer
Jacob, Müller, Student1 ... Kai Dannowski
Premiere in der Komödie am Kurfürstendamm: 6. Oktober 2019


Weitere Infos siehe auch: https://www.komoedie-berlin.de/


https://www.andre-sokolowski.de

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