Einfach gemütlich
mit BONAPARTE im Pierre Boulez Saal in Berlin
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Bewertung:
Der Schweizer Songwriter und Produzent BONAPARTE (Tobias Jundt) bespielte jetzt mit seiner aktuellen Performance The Quiet and the Riot die elitärsten Kammermusiksäle in Deutschland; das rief dann auch mich Kritiker "fürs Klassische" neugierig auf den Plan, und so verschlug's mich gestern Abend in den Pierre Boulez Saal in Berlin.
"Ruhestand war doch nix für mich. Nach ein paar Jahren der Trägheit, aus meiner Hängematte in den Nachthimmel starrend, eine salzige Brise auf meiner nassen Haut, fiel es mir wie altes Glitzerkonfetti von den Augen: Der Zirkus muss auf die Landstrasse! Wir kommen zurück mit einer doppelten Tour der Extreme. In jeder Stadt werden wir zwei komplett andere Shows in gänzlich unterschiedlichen Venues spielen. Yep, genau so. Das eine Konzert wir ruhig, schwebend, zwei Tränen im Auge, das Herz aufgerissen, in sich gekehrt, in einem ehrwürdigen Klassischen Saal vor sich hin morphend - bei der anderen Show werden wir uns in gewohnt schweißtreibender Katharsis und weit über den Rand hinaus schießend in einem dreckigen punkigen mosh-pit wiederfinden. Die Fäuste in der Luft und die Kehlen brennend 'Anti Anti' skandierend. Ich weiss, dass du es auch vermisst hast. 100% original band-members, Tänzer und Crew. Alte Hits in neuen Unterhosen. Ruhig und randalierend? Flöten oder Peitschen? make your choice." (Quelle: bonaparte.berlin)
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Tournee-Plakat von BONAPARTE | (C) Xim Izquierdo; Bildquelle: bonaparte.berlin
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Es geht gemütlich und gediegen zu, und es sieht ziemlich schräg aus, was dann um den Kern der ausführenden Crew mit Wouter Rentema (Elektronik), Uri Gincel (Klavier und Synthesizer), Tyler Pope (Bass) und Moritz Baumgärtner (Schlagzeug), die sich instrumental um alle 17 Songs, welche der 46-jährige Frontmann seiner Show der Reihe nach darbietet, kümmert, überdies passiert:
Ein Hotelboy (Raphael Jundt) sorgt sich um's leibliche und seelische Wohlbefinden, indem er ab und zu Getränke und geröstete Mandeln vorbeibringt oder einen Bildschirmschoner mit loderndem Kaminfeuer abstellt; sogar ein Brett mit Schachfiguren taucht hie und da auf, und wer mag, kann dann mit den Figuren spielen. Derweil lehnen sich diejenigen, die gerade mal nix auf der Bühne inmitten des Saalrunds zu tun haben, auf einer Couch genüsslich zurück und genehmigen sich einen Weißwein nach dem anderen.
Mad Kate und Lulu Rafano tragen ihre abenteuerlichen Kostüme mit mehr oder weniger Textil zur Schau; ihre Aufgabe besteht darin, einen sozusagen außermusikalischen Teil des Abends auffällig und ziemlich witzig zu bestreiten.
In einem zirka 20-minütigen Vor-Teil des insgesamt weit über zwei Stunden währenden Programms spielt Cedric Monnier ein paar melancholische Titel auf dem Klavier, elektronisch verfeinern und verfremden tut ihm diese Martin Geetschmann aka Acid Pauli.
Ja und BONAPARTE präsentiert sonach, und wie schon angezeigt, die 17 Songs, die er für diesen introvertierteren Block seiner quasi parallel verlaufenden Doppel-Shows (der extrovertiertere Block wurde und wird, im Falle von Berlin, am 2. und 3. 3. im Festsaal Kreuzberg absolviert) veranschlagte, der Reihe nach. Seine Fangemeinde kannte/ kennt das alles schon, und derart war es freilich kein Problem für sie, beim einen oder anderen Song gutlaunig mitzusingen; am schönsten wirkte das am Schluss des Abends, als bei Good Things dessen letzte Zeile "good things will find you in the end" bis zur Fast-Unhörbarkeit von ihm und seiner Fest-Gemeinde abgeflüstert worden war...
Muss man erlebt haben.
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Andre Sokolowski - 2. März 2023 ID 14642
BONAPARTE (Pierre Boulez Saal, 01.03.2024)
The Quiet and the Riot
Tobias Jundt (Bonaparte), Gesang und Komposition
Wouter Rentema, Elektronik
Uri Gincel, Klavier
Tyler Pope, E-Bass
Moritz Baumgärtner, Schlagzeug
Mad Kate, Performance
Lulu Rafano, Performance
Raphael Jundt, Performance
Tim Fite, Malerei
Acid Pauli, Elektronik
Cédric Monnier, Klavier
Weitere Infos siehe auch: https://bonaparte.berlin/
https://www.andre-sokolowski.de
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