Ocaña
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Foto (C) Joan Gastó
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Bewertung:
Name und Wirken des katalanischen Performers, Künstlers, Malers und LGBT-Aktivisten José Pérez Ocaña (1947-1983) wurden hierzulande einer breiteren Öffentlichkeit - über die queeren Insiderkreise weit hinaus - erstmals so richtig bewusst, als die BERLINALE 1979 einen Dokumentarfilm über ihn (Retrat Intermitent von Ventura Pons) in ihr Programm nahm. Zu diesem Anlass kam er extra nach Berlin, und Gérard Courant drehte mit ihm eine zirka 10-minütige Performance vor dem Brandenburger Tor: Ocaña. Der Engel, der in der Qual singt.
Dieser kurze Filmauftritt, mehrere Fotos und weitere Video-Schnipsel von/ mit ihm sowie Kostproben seines malerischen Oevres sind authentischer Bestandteil der Ein- bzw. Zwei-Mann-Show OCAÑA. KÖNIGIN DER RAMBLAS, die gestern Abend in der Neuköllner Oper ihre umjubelte Wiederaufnahme erlebte; die Produktion ist schon sechs Jahre alt, und bei ihrer Uraufführung 2018 schlüpfte Tim Fischer in die Rolle der mittlerweile fast sagenumwobenen Dragqueen.
Aktuell wird diese Rolle von dem wahrscheinlich deutlich authentischer zu uns herüber kommenden Joan Vázquez (als Ocaña) bestritten - begleitet von seinem Gitarristen-Partner Marc Sambola, der dann auch all diese schönen Lieder von und für Ocaña komponierte.
Die beiden performen das überstürzte Leben des bzw. der Ocaña in chronologischer Reihenfolge. Es werden Stationen aus seiner dörflichen Kinder- und Jugendzeit, seine Verkleidungen (als Hafen-Hure) an den Quais und in den Fischerkneipen von Barcelona inkl. der körperlichen Anbetung eines himmlisch schönen Matrosen, seine "Abstecher" im Gefängnis (Achtung! Umbruchzeiten kurz nach Franco, als es immer noch zahlreiche polizeiliche Verfolgungen von Homosexuellen gab) und seine Zeit als Multikünstler also über all dieses Performative weit hinaus behandelt und besungen...
Seinen viel zu frühen Tod spekuliert Autor und Regisseur Marc Rosich als unerkannte AIDS-Krankheit; offiziell wären es eigentlich die mehr oder weniger tödlichen Folgen einer unausgeheilten Hepatitis gewesen. Auch geistert die Legende, dass Ocaña in einem seiner/ ihrer auffälligen Kleider, das bei einer Party "bengalische" Funken gefangen hätte, bei lebendigem Leib verbrannt wäre o.s.ä.
Herzergreifend.
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Vázquez & Samobla bedankten sich bei ihrem Publikum mit zwei Zugaben.
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Joan Vázquez als Ocaña, Königin der Ramblas | Foto (C) Joan Gastó; Bildquelle: obnc.cat
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Andre Sokolowski - 26. Juli 2024 ID 14847
OCAÑA. KÖNIGIN DER RAMBLAS (Neuköllner Oper, 25.07.2024)
von Marc Rosich (Text) und Marc Sambola (Komposition und Arrangements)
Regie: Marc Rosich
Musikalische Leitung: Marc Sambola
Choreografie: Roberto G. Alonso
Kostümbild: Joana Martí
Maskenbild: Txus González
Licht: Sylvia Kuchinow
Mit: Joan Vázquez (Ocaña) und Marc Sambola (Gitarre)
UA war am 15. Februar 2018.
Wiederaufnahme: 25. Juli 2024
Weitere Termine: 26., 27. 7. 2024
Koproduktion mit OBNC
Weitere Infos siehe auch: https://www.neukoellneroper.de
https://www.andre-sokolowski.de
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