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Rosinenpicken (592)

Zweitbesetzung

NABUCCO an der Staatsoper Unter den Linden

Szenische Bewertung:    



Verdis Nabucco erfreut sich aktuell - und insbesondere (und das ist auffällig) seit Ausbruch des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine - besonderer Beliebtheit an den deutschen Opernhäusern. Die jeweiligen Hausverantwortlichen setzen mit ihm eine Art von Botschaft, und das kann man, fast schon ausschließlich, am weltberühmten und -bekannten Freiheits- und Gefangenenchor "Va, pensiero, sull’ali dorate" festmachen, will sagen: auch rein konzertante Darreichungen, ob in Ausschnitten oder in Gänze, würden ausreichen, um die besagte Friedensmahnung an den Mann und an die Frau zu bringen. Letzteres hätte wohl auch der Staatsoper Unter den Linden gut (nein: viel, viel besser!!) zu Gesicht gestanden als das, was es seit paar Tagen auf der maß- und sinnlos zugebauten Bühne von Carmine Maringola mit den aberwitzigen Kostümen von Vanessa Sannino in der Inszenierung Emma Dantes zu besichtigen gibt; an vergangene und beispielgebende Inszenierungen von Hans Neuenfels (2000) oder Kirill Serebrennikov (2019) kommt das allzu unverbindliche Angebot nicht annähernd heran.

Magnetische Anziehungskraft besaß diese Saisoneröffnung in der Staatsoper Unter den Linden erstrangig durchs abermalige Engamenent der sich inzwischen hinsichtlich des Ukrainekriegs versöhnlich-unpolitisch gebenden und umso hochsuspekteren Netrebko (als Abigaille); und ich erinn're mich noch sehr genau daran, dass sie sich in 2014 an der Seite des ostukrainischen Separatistenführers Oleg Zarjow mit der sog. "Neurusslandfahne" ablichten ließ, was ihr nicht wenige Exilukrainerinnen und -ukrainer freilich nie verzeihen würden. Und obgleich es daher nach wie vor berechtigte Proteste gegen ihre Auftritte (und zwar nicht nur hier in Berlin) gegeben hatte und auch richtigerweise immer wieder geben wird, setzte sich Intendantin Sobotka entschieden darüber hinweg (à la "Denkverbote mag ich nicht" oder "Man muss sich auch irren dürfen") und ließ sie in den ersten vier Nabucco-Vorstellungen singen - ihr gutes Recht als neue Prinzipalin dieses Hauses, doch es zeugt im Umkehrschluss natürlich auch von einem merkwürdig sich manifestierenden staatsbürgerlichen Einerlei; so richtig schuld an dem ist sie wohl nicht allein, denn eingerührt hatte den Exklusivvertrag wahrscheinlich noch ihr Vorgänger Matthias Schulz. Aber was halte ich mich eigentlich so lange hiermit auf?! Politisch motivierte "Berührungsängste" mit der Diva gibt es kaum noch - mit beispielgebender Ausnahme der MET, die die Netrebko wegen ihrer Ausladungen dort sogar verklagte... Also sing' ruhig weiter hie und da, my Darling, ja und halt' dich für die Größte aller Größten.

Gestern Abend hatte ich nun das Vergnügen die sog. Zweitbesetzung (der Abigaille) live zu erleben: Anastasia Bartoli - längst mehr als ein Geheimtipp unter uns "Klassikern"; sie wird in Kürze als Lady Macbeth an der DOB zu erleben sein, und zwar in der Premieren- also Erstbesetzung.

Sie kann alles: hoch, tief, laut, leise, ihre Wechsel von einem stimmlichen Extrem ins andere sind schier atemberaubend und nie vulgär, und spielen kann sie obendrein; bei ihrer letzten großen Arie (Reue- und Sterbeszene) treibt es einem die Tränen in die Augen, so derart zu berühren vermag sie; einfach grandios!

Zudem überzeugten Mika Kares (als Zaccaria), Ivan Magri (als Ismalene) und Luca Salsi (in der Titelrolle).

Staatskapelle & Staatsopernchor erfüllten ihre erwartungsgemäß hohen Musizier- und Gesangsansprüche.

Es dirigierte Bertrand de Billy.



Luca Salsi (Mi.) als Nabucco an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Bernd Uhlig

Andre Sokolowski - 25. Oktober 2024
ID 14981
NABUCCO (Staatsoper Unter den Linden, 24.10.2024)
Musikalische Leitung: Bertrand de Billy
Inszenierung: Emma Dante
Bühne: Carmine Maringola
Kostüme: Vanessa Sannino
Licht: Cristian Zucaro
Choreographie: Manuela Lo Sicco
Einstudierung Chor: Dani Juris
Dramaturgie: Detlef Giese und Rebecca Graitl
Besetzung:
Nabucco ... Luca Salsi
Ismaele ... Ivan Magrì
Abigaille ... Anastasia Bartoli
Fenena ... Marina Prudenskaya
Zaccaria ... Mika Kares
Anna ... Sonja Herranen
Abdallo ... Andrés Moreno García
Hohepriester des Baal ... Manuel Winckhler
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin
Premiere war am 2. Oktober 2024.
Weiterer Termin: 26.10.2024


Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-berlin.de


https://www.andre-sokolowski.de

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