Denn er weiß,
wovon er singt
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Bewertung:
Track 28, letztes Lied, letzte Worte. Ein Bariton von jugendlicher Frische ist zu hören, der stimmlich die Faust ballt: „... dort war der Traum zur Wirklichkeit!“. Freilich ist dies der Schluss eines Gedichtes, vertont von Edvard Grieg. Es könnte aber auch die blumig formulierte Headline einer Rezension zu Äneas Humms neuem Album Embrace sein. Der 26-Jährige mit dem weichen Timbre und der lupenrein klaren Diktion hat einen Riesenvorteil: In allem blitzt seine Jugend hervor. Sturm und Drang! Virilität! Und obendrein kann der frühere Zürcher Sängerknabe die Erfahrung von zwei Jahrzehnten professionellen Singens auf die Stimmbänder zaubern - mit dem faszinierenden Ergebnis, als junger Liedinterpret absolut authentisch zu sein. Keine Wahrhaftigkeit im Sinne von Weisheit: Humm reflektiert in diesen Songs das Leben eines U30ers.
Man vernimmt die Euphorie eines Partygängers, der vor dem Club an Taxi-Mond und attraktiver Nachtigall vorüberzieht (Nachtwanderer), die Verführungskünste eines jungen Don Juan, an dessen Lippen alle hängen möchten (Sehnsucht, mit einem kräftigen Schuss queerer Erotik: Die verschwiegene Nachtigall), Alltägliches wie Der Nachbar, der bestimmt wieder nach Kaffee fragt, oder die pure Lebensfreude, als würde Humm gerade in der Sonne radeln und dabei hören, Wie die Lerche singt. Liszts Über allen Gipfeln ist Ruh tönt hier weder melancholisch noch traurig oder gar weinerlich, sondern ist erfüllt von bittrer Süße, was auch am kongenialen Klavierspiel von Renate Rohlfing liegt. Neben solch populärem Liedgut stehen Raritäten von Fanny Hensel und Viktor Ullmann gegenüber. Und so löst Embrace sein Versprechen gleich auf mehreren Ebenen ein. Wir werden von Äneas Humm noch viel hören. Da bin ich mir sicher.
Heiko Schon - 6. Dezember 2021 ID 13347
RONDEAU-Link zum Album
Embrace mit Äneas Humm
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