Die amerikanische
Komponistin
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Man kann noch Entdeckungen machen. Wer, außer ein paar Spezialisten und Feministinnen, die nach marginalisierten komponierenden Frauen fahnden, kennt schon Amy Beach? Sie wurde 1867 als Amy Marcy Cheney in New Hampshire geboren und ist 1944 in New York gestorben. Sie ist also eine Zeitgenossin von Charles Ives und Scott Joplin, von Debussy und Ravel, von Sibelius und Rachmaninow, von Edward Elgar und Gustav Holst. Sie gilt als erste Amerikanerin, die eine Symphonie geschrieben hat oder jedenfalls deren Symphonie von einem anerkannten Orchester – dem 1881 gegründeten Boston Symphony Orchestra – aufgeführt wurde. In ihrem Fall ist der feministische Ansatz durchaus berechtigt. Ihr Mann, dem sie im Alter von 18 Jahren zwangsverheiratet wurde, verbot ihr, die auch Pianistin war, per Ehevertrag, pro Jahr mehr als ein Konzert zu geben. Wer Genaueres über die Komponstin erfahren möchte, wird fündig in Amy Beach. Passionate Victorian. The Life and Work of an American Composer 1867-1944 von Adrienne Fried Block, erschienen 2000 in der Oxford University Press.
Amy Beach hat neben zahlreichen Werken für Klavier Solo eine Reihe kleinformatiger Stücke für zwei Klaviere geschrieben. Aglika Genova und Liuben Dimitrov haben nun ihr Gesamtwerk für Klavierduo – vierhändig und auf zwei Klavieren – auf einer CD herausgebracht.
Auf insgesamt fast zwanzigminütige einfallsreiche Variationen einer einfachen Balkan-Melodie folgen 13 kurze Stücke, die in Zyklen mit den Titeln Three Pieces for Piano Four-Hands, Suite for Two Pianos Founded upon Old Irish Melodies und Summer Dreams for Piano Four-Hands zusammengefasst sind und zu einem guten Teil den Charakter von Volkstänzen haben. Amy Beach ist unüberhörbar ein Kind ihrer Zeit, aber auch eine späte Nachfolgerin von Chopin. Und die Herkunft des renommierten Pianistenpaars aus Bulgarien dürfte den Zugang zu der gar nicht amerikanischen Amerikanerin erleichtert haben.
Thomas Rothschild – 20. Dezember 2021 ID 13368
CD-Link zu
Amy Beach
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