Über Bach hinaus Bewertung:     Anja Lechner, die Cellistin des Rosamunde Quartetts, das 1992 gegründet wurde und 2009 auseinanderging, hat eine Solo-CD aufgenommen. Dass sie zwei von Johann Sebastian Bachs sechs Solosuiten in das Zentrum des Programms gestellt hat, wird weiter nicht überraschen. Schließlich haben sie innerhalb der Cello-Literatur einen ähnlichen Status wie Beethovens Exemplar im Rahmen der Violinkonzerte aller Zeiten. Das Besondere von Lechners Auswahl liegt in der Erweiterung des Repertoires, in der Präsentation von Kompositionen Tobias Humes und Carl Friedrich Abels, die die Bach-Suiten einrahmen. Der Schotte Tobias Hume lebte mehr als ein Jahrhundert vor Bach. Seine kurzen Stücke haben meist den Charakter von Volkstänzen und -liedern und bestechen durch Leichtigkeit und Charme. Carl Friedrich Abel wurde 1723 in Köthen geboren und starb 1787 in London. Er hatte in seinem bewegten Leben mehrfach Verbindungen zur Familie Bach. Auch Mozart besuchte, noch ein Kind, den damals berühmten Abel im englischen Exil. Während die beiden Kompositionen Abels nüchtern als Arpeggio beziehungsweise Adagio in d-Moll angezeigt sind, tragen Humes Stücke fantasievolle Titel wie Hit It In The Middle, Tom And Mistresse Fine oder Touch Me Lightly. Das Beiheft gibt Auskunft über die Herkunft der Cello-Literatur jener Jahre aus der Tradition der Viola da gamba, die nach und nach in Vergessenheit geriet und heute nur noch von Spezialisten gepflegt wird. Zurück vorwärts von der Gambe zum Cello: Lechners Strich ist weich, unaggressiv, grenzte es nicht an ein Klischee, würde man sagen wollen: weiblich. Stellenweise nähert sich der Klang der Orgel an. Man hat den Eindruck, als hörte die Künstlerin mehr Stimmen als sie auf dem spröden Instrument produzieren kann. Sie spielt sozusagen in einem imaginären Quartett. Eine wertvolle Würdigung einer Musikerin und ihres Instruments. Thomas Rothschild - 15. Oktober 2024 (2) ID 14967 ECM-Link zur CD mit Anja Lechner Post an Dr. Thomas Rothschild CD ROTHSCHILDS KOLUMNEN Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA! Vielen Dank.

RUHRTRIENNALE

Bewertungsmaßstäbe:

= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal