Down deep
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Bewertung:
Ein Hingucker auf dem Albumcover und im Booklet: Lenny räkelt sich – vom Kopfende her liegend - im tiefen Ausschnitt kettenbehängt, tätowiert, schlank, mit Fliegersonnenbrille, Rasta-Zöpfen und im Lederdress. Kann man(n) mit sechzig noch lässig, cool und sexy abrocken? Lenny Kravitz' im Mai erschienenes Album Blue Electric Light bietet routiniert gemixten, schweißtreibenden, in den besten Momenten mitreißenden Sound. Einiges klingt jedoch ein bisschen flach, beliebig und beinahe angestrengt.
Das mittlerweile zwölfte Studioalbum des US-amerikanischen Musikers schaffte es in Deutschland in den Album-Charts auf Platz fünf und war nicht nur im deutschsprachigen Raum erfolgreich. Kravitz schrieb zehn der zwölf Songs selbst, den Opener und „Paralyzed“ zusammen mit seinem langjährigen Wegbegleiter, dem Gitarristen Craig Ross. Mit „Bundle of Joy“ und „Heaven“ coverte Kravitz zudem zwei Songs des US-amerikanischen Singer-Songwriters Tony Le Mans (1963-1992), der musikalisch-stilistisch oft mit Prince assoziiert wird.
Sechs Jahre nach dem Album Raise Vibration (2018) klingt Blue Electric Light erfrischend. Der funkige Einstieg „It's Just Another Fine Day (In This Universe Of Love)“ bietet ein entspannt langes, retrohaftes Vorspiel. Der Song feiert mit Gitarren- und Basslinien ausgelassen das Ende der Covid-Pandemie und die Schönheit des Planeten Erde. Kravitz’ Ausrufe von „Lockdown!“ gehen über in kontrastreiche Harmonien, die sich leicht repetitiv wiederholen. Der nächste Song, die pulsierende Disco-Hymne „TK421“ über Positivität, punktet rockig schrill. Er ist in Anlehnung an David Bowies „TVC 15“ von 1976 betitelt. Der dazugehörige Videoclip sorgte für Schlagzeilen, da sich Kravitz hier cool nahezu hüllenlos mit nacktem Hintern nach dem Aufwachen auf dem Weg ins Bad und beim Duschen präsentiert. Er vergnügt sich mit allerlei Phallussymbolen, oder etwa auch einer Zahnbürste als Mikro-Ersatz, und ruft auf dem Weg ins Studio aus: „Can you feel it, my TK421?“
Kravitz gelingen mitunter experimentierfreudig groovende und funkige, oft ein bisschen vorhersehbare oder seichte Songs. Inhaltlich geht es um die Sicht der Rock-Ikone auf Liebe, das harmonische Leben und seine Desillusionierung im politisch-sozialen Klima der heutigen Zeit. In „Heaven“ sinniert Kravitz über den Mangel an spirituellem Wachstum der Menschheit. In „Spirit In My Heart“ feiert der Halb-Ukrainer mit jüdischer Abstammung arglos die erlösende Kraft der Liebe.
Luftig-funkig klingt „Human“, anmutig-verführerisches Geraune dann auf dem hypnotischen „Let it ride“.
Blue Electric Light bietet solide Sound- und Echoeffekte, ausgefeilte Gitarrenriffs und kraftvollen Disco-Glam. Der Multiinstrumentalist spielte den Großteil der Instrumente wieder selbst ein. Weich timbriert mit sanften Stimmschwingungen beschließt Kravitz mit der schmachtenden Titel-Ballade „Blue Electric Light“ das Album; ein leicht kitschiger Ausklang des allerlei Wohlfühl-Momente bergenden 55-Minüters des vierfachen Grammy-Preisträgers.
Ansgar Skoda - 24. August 2024 ID 14883
https://lennykravitz.com/
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