Mehldaus
neuer
Streich
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Brad Mehldau ist der große Experimentator unter den Jazzpianisten. Mit jedem Projekt beschreitet er neue Wege. Man kann sich nie darauf verlassen, dass er sich selbst treu geblieben ist. Auf seiner jüngsten CD collagiert er Tasteninstrumente mit Gesang, Konversation, Lachen und Schreien im Hintergrund, Geräuschen wie dem Knacken einer alten Schallplatte. Er macht Anleihen bei der Barockmusik und bei Rockgruppen wie Gentle Giant, Emerson, Lake and Palmer oder den Beatles.
Ausgangsmaterial ist thematisch die biblische Geschichte von der Jakobsleiter – Jacob’s Ladder – und musikalisch der Song Tom Sawyer von der kanadischen Band Rush. Auf einzelnen Titeln spielt Brad Mehldau außer diversen Keyboards auch Tenorsaxophon, Perkussionsinstrumente und Schlagzeug, und er beteiligt sich an den Vocals. Seine Musik entzieht sich den üblichen Kategorisierungen und besticht durch ihre klangliche, melodische und rhythmische Komplexität. Die Elektronik, die sich so oft verselbständigt, ist bei ihm stets funktional und ordnet sich dem musikalischen Konzept unter, bei dem ihn Freunde unterstützen. Das ist für sich genommen überzeugend und bedarf nicht des religiösen Überbaus, den Mehldau im Beiheft dazu liefert. Wenn sich einige Rockmusiker in den siebziger Jahren, keineswegs unumstritten, Techniken und Formen des Jazz angeeignet haben, so kehrt der Jazzer Mehldau mit Jacob’s Ladder zum progressiven Rock zurück und erweist dessen Protagonisten seine Reverenz. Das Ergebnis dürfte bei Jazzfreunden ebenso Zustimmung finden wie bei den alt gewordenen Fans einer fantasievollen, dynamischen Rockmusik. Joe Zawinul oder John Zorn hätten ihre Freude daran.
Und womit wird uns Brad Mehldau als nächstes überraschen? Wer kann das schon wissen.
Thomas Rothschild – 18. März 2022 ID 13527
Link zur CD
Jacob´s Ladder mit Brad Mehldau
Post an Dr. Thomas Rothschild
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