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nachDRUCK # 5

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Vor sieben Jahren hatte ich ein ganz besonderes Konzerterlebnis: Im Kleinen Saal des altehrwürdigen Amsterdamer Concertgebouw spielte das Neflac (Nederlandse Fluit Academie) mit seinen 27 Flötistinnen und Flötisten auf - so viel Flötentöne, und auch so viel unterschiedliche Flöten, hörte und sah ich nie zuvor; und zugegebnermaßen "brummte" einem schon nach mehr als anderthalb Stunden Herumgepiepse (Flötentöne hören sich halt meistens etwas piepsig an) der Schädel... Daran musste ich jetzt merkwürdigerweise denken, als ich mir dann heute die CD Discovery of Passion anhörte.

Dorothee Oberlinger, eine der renommiertesten Blockflötistinnen unserer Tage (zudem ist sie unter anderem Dirigentin und Professorin am Salzburger Mozarteum und seit 2019 die Intendantin der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci; eine Universal-Koryphäe sozusagen), hat mit ihrem Ensemble 1700 - dem Geiger und Countertenor Dmitri Sinkovsky, dem Cellisten Marco Testori, dem Lautenspieler Luca Pianca und dem Cembalisten/Organisten Jerermy Joseph - achtzehn wunderschön sich anhörende Einzelkompositionen von über einem Dutzend Komponisten aus der Ära zwischen dem Ende der Renaissance und dem Anfang des Barock unter Wahrung einer gründlichen, ja fast profunden historischen Aufführungspraxis im Kölner Kammermusiksaal des Deutschlandfunks eingespielt; auch aufnahmetechnisch ist diese Produktion grandios gelungen, und das Booklet gibt eine lesenswerte Einführung in diese musikalische Zeitenwende und geleitet peu à peu durch alle ausgewählten Werke.

In 13 aller 18 Stücke wirkt die Oberlinger mit; ihr aufgelistetes Instrumentarium weist sechs diverse Flöten aus, mit denen sie zum virtuosen Einsatz kommt; und um kurz auf den Eingangsabschnitt dieses Textes noch einmal zurückzukommen - ihre Flöten, wenn und wann und wo sie in den jeweiligen Stücken hörbar sind, klingen mitnichten "piepsig", eher wird der Hörer oftmals auf ein teils fast wild auf-/abflatterndes singvogelndes Kleingefieder assoziativ gelenkt.

Sinkovsky, ihr Partner an der Violine (er spielt im Übrigen ein Instrument des Geigenbauers Francesco Ruggieri, 1675), extemporiert dann außerdem mit seiner sonnenlichtenen Countertenorstimme in zwei Monteverdi-Einlagen sowie bei "Folle è ben che si crede" (dt.: "Schön verrückt ist der, der glaubt") von Tarquino Merula (1558-1665).

Meditativ.


*

[Ganz nebenbei: Während ich diese Zeilen schrieb, lauschte ich einer Palestrina-Aufnahme, die Pfitzner-Oper hatte ich mir seit Jahrzehnten nicht mehr angehört; ein prima Anlass.]


Andre Sokolowski - 15. Mai 2020
ID 12239
http://www.dorotheeoberlinger.de/


http://www.andre-sokolowski.de

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