Die Kunst der Wiederholung Bewertung:     Es hat den Anschein, dass der Hype um die Minimal Music im Allgemeinen und Phil Glass im Besonderen abgeklungen ist. Zum Teil lag ihr Erfolg in der vermeintlichen Nähe zur damals grassierenden meditativen Mode. Die hat nur sehr entfernt mit Glass oder gar mit Steve Reich zu tun. Auch mit der Bezeichnung „Minimal Music“ waren viele eher unzufrieden. Besser passt das Label „Repetitive Musik“, wobei gerade bei Phil Glass die Entscheidung für die Tonalität mit dafür verantwortlich sein dürfte, dass seine Kompositionen weit bis in das Milieu der Popmusik und der Filmmusik hinein ihre Fans hatten. Jetzt ist unter dem Titel Glass Two eine CD erschienen, auf der meist kurze Stücke des Amerikaners den reizvollen Klang von Klavier und Vibraphon auskosten, der seit dem Modern Jazz Quartet immer wieder zu Arrangements anregt. Am Klavier sitzt die Deutsch-Griechin Dana Dörken, das Vibraphon traktiert der Luxemburger Pascal Schumacher, der die Werke von Philip Glass mit eigenen, geistesverwandten Kompositionen mit vielsagenden Widmungen – für Lucinda Childs, Allen Ginsberg, Robert Wilson oder Richard Serra: ein Bekenntnis zu einer Epoche und einer Kunstrichtung – ergänzt. Man ist versucht, den Titel der CD als Wortspiel zu verstehen. Auf der ersten Ebene bezieht er sich offensichtlich auf den Namen des Komponisten, der hier im Mittelpunkt steht. Auf einer zweiten Ebene aber deutet er auf das englische Wort „glass“ hin. Denn das Vibraphon erinnert entfernt an den Sound einer Glasharfe. Er schmiegt sich an den Klang des Klaviers und behält doch seine – nun ja: eben gläserne – Eigenheit. Zu den Stärken von Glass Two zählt, dass die Aufnahmen den Kontrast der beiden Instrumente nicht ausreizen, sondern zu einem harmonischen Ganzen verbinden. In der Musikgeschichte gibt es einige ideale Symbiosen von Instrumenten, etwa der Gitarre von Django Reinhardt mit der Violine von Stéphane Grappelli. Dana Dörken und Pascal Schumacher tanzen auf solch einer Hochzeit. Thomas Rothschild – 16. November 2024 ID 15012 jpc-Link zur CD Glass Two Post an Dr. Thomas Rothschild CD ROTHSCHILDS KOLUMNEN Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA! Vielen Dank.

RUHRTRIENNALE

Bewertungsmaßstäbe:

= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal