Russische
Duos
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Bewertung:
Man geht wohl nicht fehl, wenn man behauptet, dass sich Edison Denisov (1929-1996) im deutschen Konzertbetrieb nicht so erfolgreich durchsetzen konnte wie einige seiner russischen Kolleg*innen. Der jedenfalls für Deutsche frappierende Vorname gibt Auskunft über eine Besonderheit der russischen Geschichte. 1929, im Gerburtsjahr Denisovs, gab man Kindern in der Sowjetunion, eingedenk eines berühmten Satzes von Lenin („Kommunismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes“), auch den Namen eines Mannes, der für die Elektrifizierung von Bedeutung war.
Auf dem kleinen Label Orchid Classics ist unter dem bedeutungsvollen Titel Heritage eine CD erschienen, die drei Konzertstücke, eine Sonate und eine aus zwei extrem kurzen Sätzen bestehende Sonatine des Komponisten für Violine und Klavier enthält. Interpreten sind Denisovs Enkel Fedor Rudin und Boris Kusnezow, der wie Rudin in Moskau geboren wurde und heute in Leipzig lehrt, während sich Rudin in Wien niedergelassen hat. Zwischen Denisovs Stücke geschaltet sind eine unvollendete Sonate von Schostakowitsch und eine weitere von Prokofiev, sowie eine Bearbeitung von Mussorgskys Hopak aus der Oper Der Jahrmarkt von Sorotschinzy in einem Arrangement von Rachmaninoff für die gegebene Besetzung. Hinzu kommt ein Präludium und ein Duo aus Debussys Opernfragment Rodrigue et Chimène. Der Franzose Debussy unter all den Russen? Nun, Edison Denisov, der eine Vorliebe für die Impressionisten pflegte, hat die Komposition orchestriert, und Fedor Rudin hat sie für Violine und Klavier arrangiert. So hat die CD ihr Konzept und ihre Logik.
Diese CD bietet nicht, wie so oft im kommerziell geprägten Business, die zehnte Aufnahme von bereits etablierten Werken, sondern echte Entdeckungen, darunter zwei Erstveröffentlichungen. Ob sie Edison Denisov jenen Platz zuweisen wird, den er verdiente? Erwarten wir nicht zuviel.
Thomas Rothschild – 22. Februar 2022 ID 13482
Orchid Classics-Link zu
Heritage
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