Böhmische
Pfade
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Bewertung:
Fehlt nur Bedřich Smetana. Mit Josef Suk, Leoš Janáček und Antonín Dvořák vereint eine CD die wichtigsten Komponisten, die sich in ihrem Werk von der tschechischen Folklore inspirieren ließen. Auch der Nationalismus will historisch beurteilt werden. Er hat eine andere Bedeutung, wo sich ein Volk gegen eine Hegemonie wehrt, als dort, wo er der Unterdrückung anderer Völker durch eine Großmacht dient. Im Rahmen der böhmischen Wiedergeburt spielte die Kultur eine entscheidende Rolle im Kampf für Unabhängigkeit von der Habsburger Bürokratie in Wien. Die Besinnung auf literarische und musikalische Traditionen, zumal in der Volkskunst, sollte in Böhmen und Mähren wie in Ungarn und davor und danach anderswo das Selbstbewusstsein stärken und die Bildung einer eigenen Nation befördern.
Po zarostlém chodníčku (Auf verwachsenem Pfade) ist ein aus 15 Teilen bestehender Klavierzyklus von Leoš Janáček (ECM hat ihn vor 20 Jahren mit András Schiff veröffentlicht). Der Geiger Daniel Rumler hat davon für die Camerata Zürich eine Fassung für Streichorchester geschaffen, die dieses Orchester unter der Leitung von Igor Karsko für ECM aufgenommen hat. Das Werk wird unterbrochen durch locker an Janáčeks Musik angelehnte Texte von Maïa Brami, die die Autorin, leider in französischer Sprache, rezitiert. Sie verstärken das durch das Beiheft produzierte Bedürfnis, den Zyklus als Programmmusik zu verstehen. Das allerdings ist nicht zwingend. Die einzelnen, meist sehr kurzen Stücke können durchaus für sich, ohne Aufladung mit Bedeutung, mit narrativem und biographischem Überbau bestehen und bezeugen die Modernität des nur 13 Jahre nach Dvořák und 20 Jahre vor dessen Schwiegersohn Suk geborenen Janáček.
Eingerahmt wird Janáčeks Zyklus von Josef Suks nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs entstandener Meditation über den altböhmischen Choral Svatý Václave und von Antonín Dvořáks Notturno H-Dur für Streichorchester op. 40 von 1883.
Thomas Rothschild – 26. November 2021 ID 13325
Weitere CD-Infos unter
https://www.musicalamerica.com
Post an Dr. Thomas Rothschild
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