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nachDRUCK # 5

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CD-Kritik

Faszination

des Kontrapunkts





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Von Glenn Gould ist ein Statement überliefert, wonach er nicht verstehen könne, „weshalb Mozart so viele offensichtliche Möglichkeiten kanonischer Schreibweise in der linken Hand außer acht gelassen“ habe. Mozart war für den Jahrhundert-Pianisten „mit Abstand der am meisten überschätzte Komponist“, er charakterisierte ihn „als einen mittelmäßig begabten Komponisten, der eher zu spät als zu früh gestorben“ sei. Sein Gott war Johann Sebastian Bach und sein Credo die Kunst des Kontrapunkts.

Als Bibel des Kontrapunkts kann Bachs Kunst der Fuge gelten. Freilich hat man den Standpunkt, dass es sich dabei um eine Kopfgeburt, ein bloßes Lehrwerk handle, längst überwunden und die Schönheit dieser eigenartigen Komposition, auch ohne Glenn Goulds Intervention, entdeckt. Die umfangreiche Forschung geht davon aus, dass sie für das Cembalo gedacht war, was sich aber nicht endgültig nachweisen lässt. Wie auch immer: Im Lauf der Jahrhunderte hat es unzählige Bearbeitungen für die unterschiedlichsten Besetzungen gegeben, die ihre Vorzüge und Nachteile haben.

*

Eine Ahnung von den vielfältigen Möglichkeiten der Interpretation (im Sinne von Verständnis und von Aufführung) des Werks, dessen Fertigstellung durch Bachs Erblindung und Tod unterbrochen wurde, liefern die aus achtzehn Streichern bestehenden Salzburger Kammersolisten unter Christoph Schlüren. Der unvollendete abschließende Contrapunctus XIV wird in drei verschiedenen Fassungen, vervollständigt von Karl Hermann Pillney, Donald Francis Tovey und dem Finnen Kalevi Aho präsentiert – ein ähnlich gewagtes Unterfangen wie die Vollendung von Mozarts Requiem. Hinzu kommen Kompositionen, die auf Bachs Kunst der Fuge Bezug nehmen: Robert Schumanns kurze Orgelfuge über den Namen Bach op. 60/3 in der Bearbeitung für Streichquartett durch Dan Turcanu sowie die Studie über B-A-C-H von Reinhard Schwarz-Schilling.

Die Aufnahme pflegt die Tugend, auf die es beim Kontrapunkt ankommt: Sie macht die Partitur, also die einzelnen Stimmen transparent. Sie zwingt zum „vertikalen“ anstatt zum „horizontalen“ Hören. Die Aufeinanderfolge der Töne tritt zurück hinter ihre Gleichzeitigkeit. Was Glenn Gould an Mozart vermisste, die linke Hand, wird durch die tiefen Streichinstrumente hervorgehoben.

Die Diskussionen über Die Kunst der Fuge werden anhalten. Die Aufnahme der Salzburger Solisten ist ein wertvoller Beitrag dazu.



Thomas Rothschild – 30. März 2020 (2)
ID 12127
CD-Link zur Kunst der Fuge


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