Una Gaudi
|
|
Bewertung:
Der Akkordeonist Stefan Hiss ist (vor allem im süddeutschen Raum) bekannt und beliebt als Namensgeber und Leadsänger der eigenwilligen Gruppe HISS. Hervorgegangen aus "Erich und das Polk" hat die Band die Polka modernisiert und für ein Publikum erschlossen, das mit Rockmusik aufgewachsen ist. Mit dem Schlagzeuger Bernd Öhlenschläger, der 2012 Patch Pacher bei HISS abgelöst hat, und mit Joscha Brettschneider und Lucia Schlör wechselte er von der osteuropäischen Inspiration in die Welt des Tex-Mex und des Wilden Westens, deren Klischees es ihm schon früher angetan hatten, und gründete 2009 LOS SANTOS. Unterstützt wird das Quartett auf seiner jüngsten CD Cowboys & Cosmonauts von Jürgen Biller am Banjo, Benjamin Lindner an Trompete und Flügelhorn und Uli Röser an der Posaune.
LOS SANTOS und HISS gehören, wie etwa die Erste Allgemeine Verunsicherung oder die Biermösl Blosn, zu jenen Ensembles, die Witz und Blödelei mit anspruchsvoller und schmissiger Musik vereinen. Das Programm von Cowboys & Cosmonauts setzt sich zusammen aus Songs von Stefan Hiss und von bekannteren und weniger bekannten nordamerikanischen und lateinamerikanischen Liedermachern. Darunter befindet sich ein von unzähligen Interpreten ausgebeuteter Hit: "Perfidia" von Alberto Dominguez. Der Flirt mit Trash, der seit den sechziger Jahren ein integraler Bestandteil anarchischer Popkultur – beispielhaft im Umfeld des Trikont Verlags – war, wird schon durch die Covergrafik angedeutet. Mit einer „bürgerlichen“ Ästhetik hat derlei nichts im Sinn.
Cowboys & Cosmonauts klingt ein wenig nach Rummel, nach Zirkus und nach Schlager der fünfziger und sechziger Jahre. Ted Herold mag einem ebenso in Erinnerung kommen wie Country Sänger der zweiten Garnitur. Man mag auch an das Kino-Mexiko aus einem Film mit Bud Spencer und Terence Hill denken, zumal wenn sich die zwei Blechbläser, viel zu selten, einmischen. Dann schrecken einen plötzlich explosive Licks auf der Orgel von Stefan Hiss oder der (Steel)Gitarre von Joscha Brettschneider auf. Den Abschluss macht, live als Bonus Track, ein Walzer: "Cuando sale la Luna" von José Alfredo Jiménez, der dem Vernehmen nach kein Instrument beherrschte und das Wort „Walzer“ nicht kannte.
Eine Gaudi der besonderen Art. Aber nix für Tiefgründler.
Thomas Rothschild – 24. Juni 2020 ID 12318
Infos zu
http://www.los-santos.eu/
Post an Dr. Thomas Rothschild
CD-Kritiken
ROTHSCHILDS KOLUMNEN
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!
Vielen Dank.
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
CASTORFOPERN
CD / DVD
INTERVIEWS
KONZERTKRITIKEN
LEUTE
NEUE MUSIK
PREMIERENKRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|