Brasilianische
Gitarre
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Bewertung:
Der Brasilianer Heitor Villa-Lobos gehört zu den wenigen Komponisten, zumal des 20. Jahrhunderts, die wiederholt für die Gitarre komponiert haben. Deshalb ist er ein Festposten im Repertoire klassischer Gitarristen. Der in Brasilien geborene und nach Stationen in Portugal und Deutschland seit 1989 in Neuseeland lebende Gunter Herbig hat ihm nun eine ganze CD gewidmet. Sie enthält, nach dem für das Klavier geschriebene, für die Gitarre transkribierte Titelstück Tristorosa, fünf Préludes von 1940, vier Sätze aus der Suite Popular Brasileira, die nach barockem Muster aus Tänzen besteht, den Choro Nr. 1 für Gitarre von 1920 und die Bachiana Brasileira Nr. 5, wohl sein bekanntestes Stück, konzipiert ursprünglich für Stimme und acht Violoncelli, das man als brasilianisches Pendant zu Joaquin Rodrigos Concierto de Aranjuez werten könnte.
Das Besondere an dieser Aufnahme ist, dass Herbig eine elektrische Gitarre spielt. Allerdings nicht eine von jener Sorte, wie sie in der Rockmusik üblich ist, mit der man allerlei Effekte erzeugen kann und die sich zur Konzertgitarre verhält wie ein Moped zum Fahrrad. Der Klang ist für den Hörer der CD kaum zu unterscheiden von jenem, den der Toningenieur am Mischpult aus einer Konzertgitarre herausholen kann. Der Tonabnehmer ersetzt die Schieberegler. Lediglich im Choro Nr. 1 fügt Herbig sparsam Verzerrungen ein, und in der Bachiana Brasileira kommt zur Gitarre, die die Celli ersetzt, wie vorgeschrieben eine Stimme, von der ebenfalls in Neuseeland lebenden Brasilianerin Alda Rezende, ohne die die kleine Arie ihre suggestive Wirkung verlöre.
Tristorosa ist eine Fundgrube für Gitarrenfreunde, aber auch für jene, die den Einflüssen diverser Folkloren in der so genannten „klassischen“ Musik nachspüren. Heitor Villa-Lobos war Zeitgenosse von Manuel de Falla, Béla Bartók, Zoltán Kodály, George Enescu, Igor Strawinsky, Bohuslav Martinů oder George Gershwin.
Thomas Rothschild – 4. Juli 2021 ID 13017
Link zur
Tristorosa-CD
Post an Dr. Thomas Rothschild
CD
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