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nachDRUCK # 5

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DVD-Kritik

Gesungene

Esoterik





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Sergej Prokofjew hat zehn Opern vollendet. Dass sie sich, außer vielleicht der Liebe zu den drei Orangen, im deutschen Repertoire etablieren konnten, lässt sich ebenso wenig behaupten wie erklären. So gut wie unbekannt ist hierzulande, trotz Aufführungen in Weimar, Berlin, Düsseldorf und München, Der feurige Engel nach dem nicht weniger unbekannten gleichnamigen Roman des Symbolisten Valerij Brjusow aus dem Jahr 1908. Andrea Breths schon für das vergangene Jahr vorgesehen Inszenierung am Theater an der Wien ist jetzt für den 17. März geplant, das Theater Freiburg hat eine Premiere für den 6. März angekündigt. Die einzige DVD, eine Aufnahme des Sankt Petersburger Mariinski-Theaters, ist seit langem vergriffen.

Jetzt ist eine Inszenierung der renommierten sizilianischen Regisseurin Emma Dante von 2019 am Teatro dell'Opera di Roma als DVD erschienen. Das vom Komponisten selbst verfasste Libretto der durchkomponierten Oper mag nicht nach jedermanns Geschmack sein. Die Story spielt im 16. Jahrhundert in Deutschland, zur Zeit von Faust, der in ihr, ebenso wie Mephisto, am Rande auftritt, in ihren Anspielungen ein Vorläufer von Bulgakows Meister und Margarita. Sie ist esoterisch, voll von unheimlichen Irrationalismen, darin Benjamin Brittens The Turn of the Screw verwandt, das nur ein Jahr vor dem Feurigen Engel am selben Ort, im Teatro La Fenice in Venedig uraufgeführt wurde. Diese Vorgabe lässt sich als Studie einer Hysterikerin interpretieren. Aber weder Brjusow, noch Prokofjew nehmen durch Außensicht eine eindeutig analytisch-kritische Haltung ein. Auch Emma Dante belässt die „Wahrheit“ in der Schwebe zwischen Romantik und Psychologie. Sie tut alles, um mit Hilfe von Komparsen und Tänzern Bewegung in die weitgehend statische Geschichte zu bringen. Zwischen dem dritten und dem vierten Akt fügt sie eine stumme „Clownsszene“ ein, in der sich zwei Krüppel, als Parodie des Kampfes zwischen den rivalisierenden Liebhabern Renatas Ruprecht und Heinrich, mit ihren Krücken duellieren.

Das Ende mit den vermeintlich vom Teufel besessenen Nonnen erinnert an den Stoff der Teufel von Loudon, auf dem die bemerkenswerte Oper von Krzysztof Penderecki (wo ist sie bloß abgeblieben?) beruht. Und während der Inquisitor den Teufel austreibt, lacht sich Mephisto, der aussieht wie Falstaff, an der Proszeniumsloge schief.

Im Zentrum steht Ewa Vesin als Renata, die die schwierige Partie mit Bravour meistert. Ob ihr ein feuriger Engel zur Seite steht?


Thomas Rothschild – 23. Januar 2021
ID 12706
NAXOS-Link zum Feurigen Engel von Prokofjew


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