Rachmaninow mit
Boris Giltburg
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Bewertung:
Der 1984 in Moskau geborene, als Kind nach Israel ausgewanderte Pianist Boris Giltburg beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Werk von Sergej Rachmaninow. Jetzt hat das Label Naxos dessen 3. Klavierkonzert und die Variationen über ein Thema von Corelli veröffentlicht:
Rachmaninow verlangt seinen Interpreten enormes technisches Vermögen ab. Darunter leidet manchmal die musikalische Qualität. Giltburg kostet die Feinheiten des Klavierkonzerts aus, ohne die dramatischen Partien voll auszureizen. Dagegen betont er die elegischen, fast lyrischen Stellen, an denen Rachmaninows Komposition reich ist. Man kennt ihn ja eher als Vorläufer der Filmmusik, als Meister der Effekte. Nicht ohne Grund bestand Noel Coward darauf, dass David Lean für seinen Film Brief Encounter von 1945 fast ausschließlich die Musik von Rachmaninow – allerdings dessen 2. Klavierkonzert – verwende. Leider hat Giltburg mit dem Royal Scottish National Orchestra unter Carlos Miguel Prieto kein adäquates Ensemble an seiner Seite. Der Orchesterklang wirkt allzu kompakt, zu intransparent und droht, vor allem im ersten Satz, das Klavier zuzudecken.
Das kommt als Solo in den Variationen über ein Thema von Corelli zur Geltung, in denen Giltburg seine ganze Differenzierungskunst unter Beweis stellen kann. Was Rachmaninow nicht wusste: das Thema stammt gar nicht von Corelli, sondern, unter dem Namen La Folia, aus der traditionellen Musik Portugals, und es wurde von zahlreichen Barockkomponisten, darunter eben auch von Arcangelo Corelli, benutzt und variiert. Rachmaninow freilich macht daraus eine ganz eigene Komposition, die seine unverkennbare Handschrift trägt.
Thomas Rothschild – 22.Juni 2018 ID 10769
Link zur CD:
https://www.naxos.de/neuheiten/0747313363070/
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