Buckners "Wagner-Symphonie"
mit dem DSO unter Herbert Blomstedt
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Davon las ich zum ersten Mal:
Dass BRUCKNERS DRITTE als die sogenannte "Wagner-Symphonie" - diesen Begriff hat Bruckner sicher nicht in seine Partitur geschrieben; also irgendso ein Welt- und Sinfonieerklärer hatte sich zu dem Begriff vor was weiß ich wie vielen Jahren mal verleiten lassen, ja und seither würde dieser im Bewusstsein (meinem bisher nicht) herexistieren - auch bekannt sein soll. Nun gut. Vergessen wir das schnell. Für mich ist BRUCKNERS DRITTE - BRUCKNERS DRITTE. Also::
Bruckner war ja etwas wunderlich. So wunderlich zum Beispiel, dass er mächtig geil auf einen Orden war. Als er den - Bruckner jobbte auch gelegentlich als Staatsbeamter - endlich kriegte, war er glücklich und zufrieden; es gibt Dutzende von Fotos, die den Bruckner mit dem Orden zeigen. / Aber Bruckner komponierte halt auch: 9 (10) Sinfonien. Eine toller als die andere. (Der Führer hörte sie sehr gern; in Bruckners Sinfonien geht es ziemlich planvoll, lautstark zu - halt wie man sich dann "gut gemachte" Feldzüge so denkt; und also gilt der Bruckner schon als Deutsch; und es gibt Dirigenten - und wir nennen keine Namen - , die den Bruckner derart "deutsch" dann spielen, dass es einem nur speiübel werden kann...) // Ja, Bruckner hatte merkwürdige Minderwertigkeitskomplexe. Irgendwie fühlte er sich dann Andern gegenüber klein und mickrig. Was im Falle Wagner, beispielsweise, zu der sehr befremdlichen Geschichte führte, dass er (Bruckner) ihn (W.) eines Tages mal in Bayreuth aufsuchte, um ihn (Wagner) die Dritte Sinfonie - er (Bruckner) hatte sie ihm (Wagner) vorher schon per Post geschickt, damit der (Wagner) in sie rein schau'n sollte, also ob er (Wagner) seine (Bruckners) Dritte Sinfonie auch mögen wollen würde, ehe er (B.) sie ihm (W.) dann dedizierte; und so hatte Bruckner seine Dritte Sinfonie unter dem Arm... - zu überreichen; siehe Scherenschnitt.
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Links steht Wagner, rechts duckt Bruckner - sehr berühmter Scherenschnitt über die Widmungsangelegenheit von BRUCKNERS DRITTER
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Und von den Bruckner-Sinfonien, also fast von allen, gibt es jeweils zwei, drei Fassungen; bei manchen mehr, bei manchen weniger. Bruckner war nie zufrieden mit dem eignen Zeugs:::
Und Herbert Blomstedt - wohl zur Zeit DIE angsehenste Institution in Fragen Bruckner - ließ nun mit dem Deutschen Symphonie-Orchester, dem er schon seit Jahren (durch die Aufführung der Bruckner-Sinfonien) treu verbunden ist, die URFASSUNG von BRUCKNERS DRITTER hören::::
Klingt gewaltig vielmotivig; und die ganzen W.-Zitate, die B. später in den beiden Folgefassungen der DRITTEN tilgte, sind hier eben alle "ehrlich" drin. Aber sie stören überhaupt nicht. Sie sind derart abgefremdet und verändert, dass der Hörer erst beim nächsten, also "hörenderen" Konsumieren jener DRITTEN, sie als W.-Zitate nachweislich erkennen würde; doch wen schert das überhaupt:::::
Die URFASSUNG von BRUCKNERS DRITTER hat etwas (es klingt idiotisch, aber anders auch nicht zu erklären) Hochmodernes. Alles, was dann vom Orchester in den Saal gestrahlt wird, hat man so, also bei allen andern Bruckner-Sinfonien, nicht/noch nie gehört. Es sind da Stellen, wo man einfach in sich aufzuckt und sich fragt: So toll, so neu klingt Bruckner? / Blomstedt weiß, warum er ständig nur die URFASSUNG der DRITTEN dirgiert; da ist er einsam und auf weiter Flur allein. Ich kenne keinen anderen, der diese URFASSUNG je darbrachte. // In jeder Hinsicht: ein grandioser Abend! // (Vorher spielte Pianist Leif Ove Andsnes mit dem DSO das 23. Klavierkonzert von Mozart; Blomstedt gilt ja auch als einer der weltbesten Mozart-Dirigenten...)
Andre Sokolowski - 9. Januar 2009 ID 4161
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DEUTSCHES SYMPHONIE-ORCHESTER BERLIN (Philharmonie Berlin, 07.01.2009)
Mozart: KLAVIERKONZERT A-DUR KV 488
Bruckner: SINFONIE NR. 3 D-MOLL (URFASSUNG)
Leif Ove Andsnes, Klavier
Deutsches Symphonie Orchester Berlin
Dirigent: Herbert Blomstedt
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Weitere Infos siehe auch: http://www.dso-berlin.de
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