FERDINAND DAVID - MUSIK FÜR VIOLINE UND KLAVIER
STEPHAN SCHARDT (Violine) / PHILIPP VOGLER (Klavier)
Dabringhaus und Grimm Audiovision / MDG 903 1774-6
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Wir sind heilfroh und sowieso erpicht darauf - neben den sattsam allbekannten Werkeinspielungen oder Veröffentlichungen des aktuellen Phonomarkts - gelegentlich auch hin und wieder auf so "unbekannt" Gebliebenes zu stoßen. Oder haben Sie vielleicht schon mal was von Ferdinand David (1810-1873) gehört oder gelesen?
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Besagter Mensch war seiner Zeit ein sehr bekannter Geigenvirtuose und, fast "nebenbei", auch Komponist; sein zugegebnermaßen schmales Oevre hatte immerhin den Opus-Parameter 50.
Felix Mendelssohn Bartholdy, der den David damals an das Leipziger Gewandhaus holte (wo der 37 Jahre lang Konzertmeister gewesen war!) widmete ihm sein Violinkonzert. Ja und, wie Mendelssohn, trat David ebenso vom jüdischen zum protestantischen Glauben über... Als dann Richard Wagner mittels seiner antisemitischen Hetzschrift Das Judentum in der Musik (1850) entscheidend dazu beitrug, insbesondere den Mendelssohn menschlich wie künstlerisch zu diskreditieren, warf das stimmungs- und bewusstseinsmäßig freilich auch auf all die anderen Vertreter mosaischer Herkunft einen schwarzen Schatten; und womöglich lag es also auch an diesem so verachtenswerten hetzerischen "Zwischenfall" in der Musikgeschichte, dass - bis heute - Ferdinand David allenthalben nur den eingefleischten Insidern bekannt oder vertraut sein dürfte.
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Ferdinand David (* 20. Januar 1810; † 19. Juli 1873) - Bildquelle: Wikipedia
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Stephan Schardt (Violine) und Philipp Vogler (Klavier) haben eine 76minütige Werkzusammenstellung des besagten Komponisten von dem kleinen aber feinen Label Dabringhaus und Grimm auf CD pressen lassen:
"Die Drucke, aus deren Reproduktionen die hier zu hörenden Werke gespielt sind, stammen zum Teil aus dem Nachlaß von Davids Schüler Joseph Joachim", lässt uns Stephan Schardt (er war u. a. - bis zu deren Auflösung im Jahre 2006 - Erster Konzertmeister sowie Solist von Musica Antiqua Köln) in seinem superb geschriebenen Einführungstext wissen. "Das Spiel aus den Reproduktionen der Erstdrucke ist ein Genuß, einerseits dank der Qualität des Notenstichs und der weitgehenden Abwesenheit von Fehlern, andererseits wegen der authentischen Bezeichnung der Artikulation, Bogenstriche und des Fingersatzes."
Wir haben es also, bei dieser CD-Aufnahme, mit einer musikhistorisch solide recherchierten und aufführungspraktisch fundamentalen Einspielung zu tun!
Vier Werke von David sind zu hören: das Salon-Duet op. 25, die Suite op. 43 (für Violine solo), die 12 Salon-Stücke für Violine und Pianoforte op.24 sowie die Trois Impromptus en forme de Valse - letztere wären, lt. Schardt, die wohl anspruchsvollsten und auch ausgewogensten der insgesamten Werkauswahl für die CD gewesen.
Was wir hören, stimmt uns angenehm und leicht. Es geht (für uns) auch weit über das Hörklischee des als Salon-Musik Geläufigen hinaus.
Stephan Schardt und Philipp Vogler haben uns mit ihrem Spiel und ihrer unaufdringlich-leisen "Ausstrahlung" aufs Wohligste und Luftigste erreicht.
Grandioser Schatzfund.
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Stephan Schardt und Philipp Vogler - Bildquellen: http://www.stephanschardt.de
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Bewertung:
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a. so. - 26. Juli 2013 ID 6997
Ferdinand David (1810-1873)
Werke für Violine und Klavier:
12 Salonstücke op. 24
Salon-Duette op. 25
Trois Impromptus op. 40
Suite für Violine Solo op. 43
Stephan Schardt, Violine
Philipp Vogler, Klavier
Dabringhaus und Grimm Audiovision
MDG 903 1774-6
Weitere Infos siehe auch: http://www.mdg.de/titel/1774.htm
http://www.stephanschardt.de
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