17. Jüdische Musik- und Theaterwoche Dresden
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19. Oktober 2013 - Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde Dresden
SHARON BRAUNER MIT JIDDISCHEN EVERGREENS
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Gott will uns alle fröhlich sehn
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Allein schon die Architektur lohnt den Weg an den Hasenberg. Man findet eines der wenigen Beispiele gelungener moderner Architektur in Dresden, was sicher auch mit dem Bauherrn zu tun hat, dem sich niemand reinzureden traute. Und so ist unweit des barocken Disneyland ein zeitgenössischer Bau entstanden, der zeigt, wie es geht, wie es gehen könnte.
Aber das ist nicht der Grund meines Kommens. Die Jüdische Musik- und Theaterwoche dauert zum Glück derer zwei, und so hat ein Spätstarter wie ich auch noch reichlich Chancen zur Teilnahme, über die dann auch zu berichten sein wird.
Meinen Einstieg bildet vergleichsweise leichte Kost: Ein Strauß jiddischer Evergreens, dargeboten von Sharon Brauner, die, mit den höchsten Hacken angetan, die ich je sah, mit Charme und Esprit uns durch den späten Abend bringt und singt.
Das Gemeindezentrum ist sicher vieles, ein guter Konzertsaal ist es nicht. Zu hell, zu hoch, zu förmlich. Dennoch kommt unter den etwa 150 Zuhörern schnell Stimmung auf, es wird mitgeklatscht, für die meisten hier sind das altbekannte Gassenhauer. Ich fremdele ein wenig, lass mich aber schnell gefangen nehmen.
Die Band, bestehend aus Klavier, Schlagzeug und Bass, der Pianist spielt gelegentlich noch mit der dritten Hand eine Mundharmonika, und die Sängerin zupft einmal die Ukulele, ist musikalisch keine Offenbarung, aber untermalt die wirklich schöne und raumgreifende Stimme von Sharon Brauner zur Zufriedenheit.
„Gott will uns alle fröhlich sehn“, das ist sicher religionsübergreifend konsensfähig, und einem geschmetterten „Oijoijoijoijoi“ kann sich wohl niemand entziehen. Das Programm spannt sich vom 14. Jahrhundert bis zum „Bei mir bist du scheen“, meist jiddisch, aber auch hebräisch, rumänisch und russisch sind zu hören. Das schönste Lied steuern natürlich die Zigeuner, äh, Gipsies bei, die Mütter und Väter des Klezmer.
Viel Wärme weht von der Bühne, manchmal auch ein bisschen Kitsch. Anrührend wird es, als Sharon das Lieblingslied ihres neunzigjährigen Vaters singt, der im Publikum sitzt. Dessen späte Vaterfreuden haben sich ganz offensichtlich gelohnt.
Überhaupt ist alles sehr familiär hier, man fühlt sich wohl, ich auch. Sharon Brauner berlinert sich dann dem Ende entgegen, es geht auf halb zwölf. Noch ein paar Liebeslieder, da wär man gern das Jingele, mir fällt Walter Sobchak ein, der auf ähnlichem Weg zum Glauben fand. Aber die Dame ist mit Mann und Baby angereist.
Ein schejner Abend, ich hab Massel gehabt mit der Entscheidung herzukommen.
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Foto (C) Sandro Zimmermann
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Sandro Zimmermann - 20. Oktober 2013 ID 7282
Weitere Infos siehe auch: http://www.juedische-woche-dresden.de/
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