Musikalisch-inbrünstige Gottgeweihtheiten - Marek Janowski dirgierte Bruckner und Messiaen
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Letztes Jahr stellten uns die Berliner Philharmoniker die Neunte Sinfonie von Anton Bruckner "mit der nach den Manuskripten vervollständigten Aufführungsfassung des 4. Satzes von Samale-Phillips-Cohrs-Mazzuca (1985-2008/rev. 2010)" vor. Dieses von Simon Rattle dirigierte Ausnahmekonzert hatte selbstredend eine Überlänge - Bruckners "Unvollendete" dauert ja schon mal 1 Stunde - und tat nun die allerletzten Zweifler davon überzeugen, dass das langjährige Unterfangen (s. unseren Bericht von damals) eigentlich ganz sinnlos war; denn 1.) klang dieses rekonstruierte und/oder nachkomponierte Zeugs fast überhaupt nicht mehr nach Bruckner, ja und 2.) schließt - nach unserem Dafürhalten zumindest - jene Quasi-"Unvollendete" mit ihrem ausladenden langsam-langen Satz unmissverständlich ab und gilt, nicht nur in den Experten-Kreisen, als das "letzte Wort" des wunderlichen und so gottgläubigen Meisters aus St. Florian... Das "dem lieben Gott" geweihte Werk erlebte nun (gottlob!!) mal wieder eine dieser schönen und gewiss schwer zu vergessenden Darbietungen in seiner "unvollendeten" Dreisätzigkeit - Marek Janowski hatte es dann gestern Abend und zum Schluss seines Konzertes mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin auf das Programm gesetzt.
Alles wird bei und mit ihm durchgestaltet; es ist schier unglaublich, wie die Musiker den unaufdringlich-leisen Fingerzeigen ihres Maestros folgen, wie die Instrumente sich vereinzeln, wie sich (stellenweise bis aufs Minutiöseste) das Eine und das Andere solistisch rausschält. Und der insgesamte Streicherklang! Was für 'ne Wonne!!
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Mit dem Rundfunkchor Berlin - gleich zu Beginn - hatte Janowski Bruckners Fünf Motetten a capella aufgeführt. Beinahe un-heilig und völlig unsentimental; wie eine Art von Botschaft, dass wir hier (Philharmonie) halt doch nicht in der Kirche sind und es womöglich mehr um hersingbare Noten statt um irgendeine ferne Himmelsbotschaft geht oder zu gehen hätte...
Sowieso stand dieser dreiteilige Abend ganz im Zeichen gottgewollter Aussendungen. Was bei Werken Oliver Messiaens so selbstverständlich und natürlich ist und wirkt wie (beispielsweise) seine unnachahmlich imitierten Vogelstimmen, die es auch in L'Ascension, obzwar verschämt-versteckter als woanders bei ihm, gibt. Auch hier scheinen Janowski und das RSB mit einem fast schon antiklerikalen Impetus die vorgelegte Partitur verweltlichen zu wollen - - dieses wiederum, geben wir unumwunden zu, sollte jetzt mehr als provokanter Kitzel denn als sachdienliche Wertung ausgeteilt gewesen sein.
Großartiges Konzert.
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Anton Bruckner (1824-1896) | Oliver Messiaen (1908-1992)
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Bewertung:
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a. so. - 17. November 2013 ID 7374
RUNDFUNK-SINFONIEORCHESTER BERLIN (Philharmonie Berlin, 16.11.2013)
Bruckner: Fünf Motetten für gemischten Chor a cappella
Messiaen: L’ascension für Orchester
Bruckner: Sinfonie Nr. 9 d-Moll WAB 109
Rundfunkchor Berlin
Choreinstudierung: Bart van Reyn
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Marek Janowski
Weitere Infos siehe auch: http://www.rsb-online.de
http://www.andre-sokolowski.de
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