Das "Organum" Staatskapelle Berlin im 444. Jahr seines Bestehens
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Yefim Bronfman spielte am 28. Oktober 2013 mit der Staatskapelle Berlin unter der Leitung Daniel Barenboims Tschaikowskis 1. Klavierkonzert - Foto (C) Frank Stewart
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Im Januar des letzten Jahres führte Daniel Barenboim mit den Berliner Philharmonikern sowie dem Rundfunkchor Berlin das Edward Elgar-Oratorium The Dream of Gerontius auf - das stufte ich zu seiner Zeit als raritär ein - auch dass es dann überhaupt mal aufgeführt bzw. ausgegraben worden war; ja und obgleich ich wenig mit dem Riesenschinken anzufangen wusste.
Ähnlich "hilflos" stand ich jetzt Elgars 2. Sinfonie gegenüber, die sich Barenboim fürs II. Abonnementkonzert der mittlerweile 444 Jahre alten Staatskapelle Berlin aussuchte und die beide (er und sein Orchester!!) eindringlich-unüberbietbar gestern Abend dargeboten hatten. [Nebenbei bemerkt: Mein jüdischstämmiger amerikanischer Freund, der selbst Cellist ist, und der das Orchester vorher noch nicht live erlebte, zeigte sich von seiner Musizierkunst derart eingefangen und begeistert, dass er schließlich meinte, nie zuvor ein derart aufeinander eingespieltes "Organum" erlebt gehabt zu haben; und er hatte bisher nahezu dann alle großen Orchester dieser Welt im Livezustand erlebt.] Es klang sehr rauschhaft und zudem doch "übersichtlich". Permanent war ich geneigt gewesen, irgendwelche Bilder in mir abrufen zu wollen; üppig-Landschaftliches, großformatig-Illustriertes - alles aber irgendwie mit diesem Attributsatz vom "Nicht Fisch, nicht Fleisch" versehen. Unverbindliche Musik. Der Elgar (der wohl dem Vernehmen nach mehrere Instrumente spielte und autodidaktisch zu komponieren begann) pflegte - speziell in dieser einstündigen Sinfonie - einen mehr ungreifbaren Stil, obgleich sich Alles irgendwie ein bisschen so wie Strauss anhörte. Seltsam-einmalig dann wiederum, wie diese üppig-großformatige Musik zu Barenboim und Staatskapelle passt, was Beide aus dem merkwürdigen Material zu machen in der Lage waren. Schon grandios.
Mit Yefim Bronfman als Solisten kam dann außerdem Tschaikowskis 1. Klavierkonzert zum Zug: Interessant und aufhorchend, was Barenboim (der es zu seinem 70. Geburtstag neulich selbst gespielt hatte; und Zubin Mehta dirigierte da) aus dem "begleitenden" Orchester rausholte. Viel Leises, Luftiges und Lyrisches. Oft derart atmosphärisch "umgestylt", dass es dann auch als Eugen Onegin-Einlage hätte zur Verfügung stehen können...
Nicht enden wollende Begeisterung sowohl nach dem Tschaikowski als auch nach dem Elgar.
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Sir Edward Elgar (1857-1934) an seinem Schreibtisch | © Hulton Archive/Getty Images
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Bewertung:
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Andre Sokolowski - 29. Oktober 2013 ID 7301
STAATSTAKAPELLE BERLIN (Philharmonie Berlin, 28.10.2013)
Peter Tschaikowski: Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll op. 23
Edward Elgar: Sinfonie Nr. 2 Es-Dur op. 63
Yefim Bronfman
Staatskapelle Berlin
Dirigent: Daniel Barenboim
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatskapelle-berlin.de
http://www.andre-sokolowski.de
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