musikfest berlin 2010 (9. September)
FOLKSONGS IIRundfunk-Sinfonieorchester Berlin / Dirigent: Marek Janowski / Viola: Antoine Tamestit
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Der letzte Tanz ist mein
"Musik ist eine abstrakte Kunst. Sie malt nicht, sie erzählt nichts. Auch wenn sie manchmal so tut, es bleibt ein »Als ob«. Konsequenz? Sachlich bleiben wie Strawinsky. Agon ist ein abstraktes Ballett ohne Handlung, pure Bewegung, geleitet und vorgegeben durch die Musik. Und doch geht es um etwas Urmenschliches: das Wettspiel in vielen verschiedenen, kontrastierenden Formen. Sie sind in der musikalischen Partitur so deutlich konzentriert, dass auch noch die zweite Abstraktion vollzogen werden und die Musik ganz ohne Szene aufgeführt werden kann.
Luciano Berios Voci sind Lieder ohne Worte, eingebettet in die Raumwirkung zweier Ensembles. Lieder der Arbeit und der Liebe, Wiegenlieder, eben Volkslieder, die Berio aus Sizilien mitgebrachte und in die Sphäre des instrumentalen Gesangs der Bratsche übertrug. Abstrahiert von Wortlaut, Textsinn und Stimme, erhalten die Melodien einen neuen Körper, den des Orchesters und der Solo-Bratsche." (Aus http://www.musikfest-berlin.de)
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Nicht jeder Konzertbesucher mag es, Neues zu entdecken. Bevor da ein Billett für „Kenn ich nich“ gelöst wird, hört man sich lieber zum zigmalsten die Neunte Beethovens an. Da weiß man, was man hat. Ich aber bin ein unheimlich neugieriger Mensch - auch wenn diese Neugier schon schmerzhafter Ernüchterung weichen musste. Das kommt selten vor, aber es kommt vor. Gut wenn man damit nicht allein ist. Wolfgang Körner schreibt nämlich in seinem "einzig wahren Opernführer" über Ariadne auf Naxos, dass es Richard Strauss nicht vermochte, auch nur eine einzige Note wegzuwerfen. Nachdem die erste Fassung durchfiel, machte er aus der Musik, die er für die zweite nicht mehr benötigte, eine Orchestersuite. Die könne man häufig als Tanzpantomime hören, was den Vorteil hätte, dass keiner zur Musik singen würde.
Und doch entpuppt sich gerade dieser Opus 60 (Der Bürger als Edelmann) als die kleine Kür nach einem üppigen Pflichtprogramm. Da saust der Bogen des Konzertmeisters herrlich spitz über die Saiten, knippst der Cellist in seinem Soli zur Feier die Kerzen an, ist auch Marek Janowski so in seinem Element, dass es eine wahre Freude ist. Zum Anfang: Zwar sind in Voci zwei, drei hübsche Sprenkel enthalten, agiert Antoine Tamestit überaus virtuos auf seiner Viola, doch erfüllt die fragmentarische Musik Berios sonst alle typischen Klischees zeitgenössischer Klassik. Auch Agon gilt nicht umsonst eher als Stiefmütterchen unter den Strawinksy-Balletten. Was die Ohren jedenfalls hören, gefällt ihnen nicht. Und ich stelle mir die Frage: Konnten auch Berio und Strawinsky nichts wegwerfen?
Heiko Schon - red. 11. September 2010 ID 00000004822
MUSIKFEST BERLIN (09.09.2010, Philharmonie)
Berio: Voci für Viola und zwei Instrumentalgruppen
Strawinsky: Agon, Ballett für zwölf Tänzer
R. Strauss: Der Bürger als Edelmann, Orchestersuite op. 60
Antoine Tamestit, Viola
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Marek Janowski
Siehe auch:
http://www.musikfest-berlin.de
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