Zubin Mehta dirigierte gestern Abend Daniel Barenboim (das 70jährige Geburtstagskind), der 3mal pianistisch aufgetreten war und dem die Staatskapelle klanglich "assistierte"
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Es gab (mindestens) drei Gründe, warum dieses BENEFIZKONZERT FÜR DEN MUSIKKINDERGARTEN BERLIN E.V. - einer Initiative der Musikerinnen und Musiker der Staatskapelle Berlin sowie ihres Chefdirigenten Daniel Barenboim - noch zusätzlich hingehenswert geworden war: erstens Carters Dialogues II, zweitens das Dirigat von Zubin Mehta, drittens freilich Barenboim...
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Elliott Carter hatte sich vor ein paar Tagen im biblischen Alter von 103 Jahren (nicht zu fassen!) in die himmlischen Gefilde abverabschiedet - und Daniel Barenboim, der ihn seit "seinem" Ring in Bayreuth kannte, wo der Carter ihn zum ersten Male traf und angelegentlich am zweiten Siegfried-Vorspiel kommentierend orchestrierte, formulierte im Programmheft treffend so: "...dass Carter auch ein physisches Phänomen war. Es passierte zum ersten Mal in der Geschichte, dass ein Komponist 100 Jahre alt wurde und immer noch schrieb." Nichts desto Trotz waren die frühen Carter-Werke für den Dirigentenstar "hochkompliziert" - jedoch: "Seit den 80er Jahren hat er viel mehr geschrieben - weniger kompliziert." / Nun gab es eine Art von kurzweiligem Album- und Geburtstagsblatt, das dann der alte Carter seinem jungen Dirigentenfreund bereits im Juni dieses Jahres schrieb und widmete - ja und das Schicksal, launig wie es nun mal ist, verknüpfte Tod und Leben ausgerechnet an besagtem Tag, wo Barenboim sein (allerdings schon vorher und woanders ausgepacktes) Mitbringsel als deutsche Erstaufführung "seinen" philharmonischen Geburtstagsgästen zu Gehör bot. Ja und kaum, dass dieses Stückchen - Dialogues II für Klavier und Orchester - angefangen hatte, war es justament auch schon vorbeigehuscht; ganz nett gemacht...
Dass Zubin Mehta beinah ausschließlich "nur" wegen seinem langjährigen Freund, dessen Geburtstage, also die runden, er sehr oft mit dirigentischer Hinzupräsenz verzierte, nach Berlin gejettet kam, war menschlich schön und edel. Mit der Staatskapelle hatte er nicht wenig musiziert; zuletzt fielen die Beiden dann durch eine musikalisch unvergesslich gut gemachte Fledermaus Unter den Linden inkl. ihrer Wiederaufnahme im Schiller Theater auf; ist allerdings schon etwas her - also man kennt und schätzt sich. / Mehta schlägt den Takt unaufgeregt. Er muss sich freilich irgendwie schon überflüssig vorgekommen sein - normaler Weise war und ist es üblich, dass der Supermaestro höchstpersönlich, falls er selber auch als Pianist fungiert, gleichsam vom Flügel aus die Staatskapelle dirigiert; in diesem ausnahmsvollen Jubiläumsfall ließ er selbstredend einen Anderen, so einen Menschen seines Urvertrauens, "hinter" sich agieren. Passte allerdings, als demonstrierte Freundschaftsgeste, außerordentlich und gut!
Und sowieso spielten dann alle drei (Orchester, Pianist und Dirigent) einen im Musikantischen brillanten und emotional aufwühlenden Tschaikowsky, dessen erstes Klavierkonzert zum absoluten Höhepunkt der Benefiz- oder Geburtstags-Gala wurde - alles Dieses konnte man dann in der etwas zeitversetzten Arte-Übertragung nachgewiesen kriegen; meine Mutter schaute sich das sekttrinkender Weise im TV gemütlich an und war total begeistert auch über "diese fantastische Flötistin", wie sie sagte - jedenfalls wurde die dann sowohl von Arte als auch Barenboim (so wie von mir vor Ort beobachtbar) erfreulich wie "verschärft" in das Visier genommen...
Meier, Villazón, Netrebko usw. usf. waren - dem Jubilar höchstselbst zu gratulieren - beim Konzert höchstleiblich anwesend; es gab auch drei Chopin-Zugaben. Ja und hoffentlich viel, viel, viel Geld für den benefizierten Musikkindergarten!!!
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Daniel Barenboim - Foto (C) Monika Rittershaus
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Andre Sokolowski - 16. November 2012 ID 6354
BENEFIZKONZERT FÜR DEN MUSIKKINDERGARTEN BERLIN E.V. (Philharmonie Berlin, 15.11.2012)
Beethoven: Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37
Carter: Dialogues II (DEA)
Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll op. 23
Daniel Barenboim, Klavier
Staatskapelle Berlin
Dirigent: Zubin Mehta
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de
http://www.andre-sokolowski.de
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