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Patricia Petibon ließ sich von Michael Gielen dirigieren, und die Staatskapelle Berlin spielte hierzu





Patricia Petibon kommt von der Alten Musik - das merkt man aber, denn: Patricia Petibon hatte mit sicherem Gespür (von da) verstanden und gelernt gehabt zu singen. Nach dem allzu vielen Heroinen-Geschrei der letzten Wochen - im Betreff mehrerer Richard-Wagner-Events verschiedener Veranstalter, selbstredend auch der Staatsoper - tat das jetzt richtig gut...

Sie, die inzwischen eine Vorzeige-Aktrice (nicht nur) Alter Musik ist, hatte gestern Abend ihren Einstand bei der Staatskapelle Berlin gegeben. Ja und sie verblüffte und verzauberte am Ende nicht nur das Orchester, sondern auch das Publikum in der fast ausverkauften Philharmonie.

Michael Gielen stand den Beiden (Petibon und Staatskapelle) dirigierend vor bzw. partnerschaftlich angenehm zur Seite. Sein Programm gefiel sich dieses Mal in der Zusammenstellung nicht "so ganz bekannter" Werke; nur die 8. Sinfonie von Beethoven fiel da vielleicht ein bisschen aus dem Rahmen.

Vor der Pause gab es drei Orchestersätze aus Berlioz' Roméo et Juliette - mehr unauffällig-unspektakulär, trotz Großbesetzung; überhaupt laufen die manchmal sogar schön klingenden Klänge dieses sendungswilligen Franzosen oftmals (so wie hier zu hören war) unsäglich in die Länge, haben eine Art von Endlosschleife, lassen dem Gemüt und der Geduld beim Hören sozusagen freien Lauf - - wann endet das dann endlich, könnten sich die Ausdauerndsten unter Umständen gefragt haben...

Und bei Ravels Shéhérazade - einem kleinen Zyklus von drei Liedern nach jenem mit einhundert Gedichten dieser Art zu seiner Zeit auffällig gewordenen Lyriker und Ravel-Freund mit Namen Tristan Klingsor (Künstlername!) - war das Unterscheidungsmaß zwischen den Einzelliedern schon frappant; das erste dauert 10, die andern beiden jeweils 3 Minuten. Alles zu dem damals hoch in Mode gekommenen Thema Orient resp. der Märchen aus 1001 Nacht - die zwei Pariser Weltausstellungen (1889, 1900) trugen zu der fernwehhaften "Öffnung" der Gesellschaft bei... Ravels Musik ist hier ganz impressionistisch; und der Part der Sopranistin fordert schon ein Mindestmaß an Artifizialität.

Ein eigenartig schön-gedämpfter Abend also.

Auch die Achte Beethovens ließ Gielen schlank, dafür aber umso präziser musizieren.

Langanhaltende Begeisterung, vor allem für den über 85jährigen Maestro, der noch immer frisch und flott herüberkommt.


a. so. - 24. Oktober 2012
ID 6286
STAATSKAPELLE BERLIN (Philharmonie, 23.10.2012)
Berlioz: Drei Instrumentalsätze aus Roméo et Juliette op. 17
Ravel: Shéhérazade
Beethoven: Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93
Patricia Petibon, Sopran
Staatskapelle Berlin
Dirigent: Michael Gielen


Weitere Infos siehe auch: http://www.staatskapelle-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de



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