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nachDRUCK # 5

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Konzertkritik

Kirill Petrenko debütierte mit der Lyrischen Sinfonie von Alexander von Zemlinsky, die er TATORTreif als opernhaften Kammer-Thriller inszenierte, bei und mit der Staatskapelle Berlin






Maria Furtwängler und Benjamin Sadler hatten im neuen TATORT Schwarzer Tiger, letzten Sonntag, ungezwungen-schönen Sex. Da spielten sie ein Paar, das miteinander will und doch zugleich nicht miteinander kann. Aber sie waren schon einmal im TATORT, letzten März, zu zweit zu seh'n (da hatten sie jedoch noch nicht so ungezwungen-schönen Sex). Die Furtwängler mimt ja seit Jahr und Tag diese kühlblonde Kriminalermittlerin Charlotte, die seit Jahr und Tag so ein ihr gar nicht zuzutrauendes Privatleben als Single führt. Ja und nun haben sich die Drehbuchschreiber so gedacht, so kann es doch mit unserm Lottchen auf die Dauer hin nicht weiter gehen, und so schanzten sie ihr den fantastisch-wild wirkenden Sadler, der fortan den Journalisten Jan verkörpert, zu. Sie muss also von Fall zu Fall am TATORT sein, und er verdient sein Geld als rumvagabundierender Reporter; und mitunter treffen sich die Beiden halt - Furtwängler lefzt und schmachtet nach dem Sadler, der am Ende aber meistens immer wieder froh zu seien scheint, von ihr davonzutürmen, weil er eine grauenhafte Bindungsfalle, die allein von ihr ausgeht, erwittert. Also haben sie dann "bloß nur" ungezwungen-schönen Sex; und fertig...

*

So - also so ungefähr - gehts auch in den Gedichten von Tagore (1861-1941) zu. Der Gärtner heißt ein Zyklus von ihm. Und Zemlinsky (1871-1942) hatte sich einstmals die sieben Blätter auf den Komponierschreibtisch gelegt und sie mit seiner zwingenden Musik vermischt: Lyrische Sinfonie benannte er das Resultat. Es ist ein ausuferndes Monstrum an Gefühlsausbrüchen und gefühliger Bedächtigkeit. Zemlinsky wollte es dem Mahler'schen Lied von der Erde ebenbürtig tun - im Unterschied zu Mahler hatte er es allerdings, und zwar genial, vermocht, etwas "Konkretes" über den in allen nur erdenklich lauten Farben brüllenden und schimmernden Orchesterteppich zu uns Hörenden hin zu vermitteln: eine wahrhaft-wunderbare und doch unerfüllt gebliebene Liebes- und Leidgeschichte zwischen Mann und Frau!!

Maria Bengtsson und Bo Skovhus sind das ideale Traumpaar dieser denkwürdigen Aufführung. Sie (Bengtsson), die den etwas sesshaften und nach der großen Prinzenliebe sich verzehrenden weiblichen Paarteil - er dagegen (Skovhus), der den in die Fremde sich hinaussehnenden und nach absoluter Freiheit drängenden männlichen Paarteil gibt. Und zwischen ihnen (Bengtsson & Skovhus) schwingt dieses unbegreiflich feste und zugleich doch durchschneidbare Band, was wir im herkömmlichen Sinne Liebe nennen; und das macht das Werk so nachvollziehbar glaubhaft - - und das Alles stimmt uns froh & traurig. Und es macht den Abend einfach schön!!

Kirill Petrenmko zähmt den Riesenapparat der Staatskapelle, dass sie, stellenweise, fast schon kammermusikalisch rüberkommt. Ihr unverwechselbar kaminholzwarmer Sound relativiert die von Zemlinsky komponierte Überwucht im Ganzen - ihre Zwischensoli (Violine, Cello) allerdelikatst! Ein Pult-Debüt könnte nicht idealer abverlaufen sein.

Sensationell.




Andre Sokolowski - 14. Dezember 2011
ID 5539
STAATSKAPELLE BERLIN (Philharmonie, 13.12.2011)
Alexander Zemlinsky: Lyrische Symphonie op. 18
Nikolaj Rimsky-Korsakow: Scheherazade, symphonische Suite op. 35
Maria Bengtsson, Sopran
Bo Skovhus, Bariton
Staatskapelle Berlin
Dirigent: Kirill Petrenko

[Der TATORT Schwarzer Tiger, auf den unser Text eingehend querverwies, ist in der Mediathek der ARD "nachschlagbar". - a. so.]



Siehe auch:
http://www.staatskapelle-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de



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