Harmolodic und der Vertrautheitsfaktor - James Blood Ulmer live
James Blood Ulmer Black Rock Experience bzw. Odyssey feat. Queen Esther, Unterfahrt München, 29.01.13
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James Blood Ulmer (C) http://www.jamesbloodulmer.com/
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Gitarrist und Sänger James Blood Ulmer hatte beim Konzert in der Unterfahrt die Sängerin Queen Esther mit dabei, die wie er aus den Südstaaten der USA kommt. Anders als angekündigt war am Schlagzeug G. Warren Benbow und an der Violine Charles Burnham. Seine Formation Black Rock kennt man in anderer Besetzung. So sollten auftreten Mark Peterson und Grant Calvin Weston.
Reizvoll fand ich sofort, dass der Violinist Charles Burnham mit auf der Bühne war. Das ist dann aber eigentlich nicht Black Rock, sondern sein 1983 gegründetes legendäres Trio Odyssey, stellte ich fest. Von dem auch einige besonders nenneswerte Alben stammen. Charles Burnham kennt man auch vom Zusammenspiel mit z.B. Cassandra Wilson, Henry Threadgill, und Warren Benbow spielte mit Nina Simone, Betty Carter u.a. Queen Esther, die eine Vier-Oktaven-Stimme hat, sang beispielsweise für Hubert Sumlin.
Aufregend neu ist die Mixtur aus Blues, Rock, Funk, Soul, bei der James Blood Ulmers speziell für Harmolodic gestimmte Gitarre wesentlich ist, nun nicht mehr wie damals, als Harmolodic erstmals aufzutauchen begann. Aus dem Ungestümen und Rohen von Odyssey-Zeiten ist etwas gut und als altbekannt Eingespieltes, Versiertes geworden. Harmolodic ist mittlerweile in weiteren Kreisen bekannter und konnte dabei so manchen Ohren vertrauter werden. Nicht nur Insidern. Harmolodic klingt vielleicht auch selber etwas gemäßigter. Und weniger ungestüm und wild. Vielleicht ist das aber auch nur bei mir so, die Harmolodic über die Jahre beobachtet und ständig gehört hat. Natürlich auch das Werk von Ornette Coleman, von dem James Blood Ulmer einst entscheidend in Zusammenarbeit inspiriert wurde. Und durch den Ulmer stilprägend seinen Free-Funk entwickeln konnte.
Autonomie und alternative Strukturen waren zu Beginn der Harmolodic tonangebend. Doch dass die Musiker der Harmolodic Teil des Musicbusiness wurden und durch die Institutionen gingen, ist auch an deren Musik nicht ganz spurlos vorbeigegangen. Ornette Colemans Theorien waren so ziemlich das Gegenteil dessen, was allgemein an Musiktheorie gelehrt wurde. Und frei behandelt auch Ulmer die Stimmung und das Spiel seiner Gitarre. Bevorzugte Gitarren von Ulmer sind seit einer Weile schon Gibson und Steinberger.
Aber auch wenn bei der Harmolodic das, was man als Feeling bezeichnet, entscheidend ist. So ist die Harmolodic doch ein Gedankengebäude. Wenngleich kein integrales System im Europäischen Sinne. Nicht kodifiziert, nicht hierarchisiert. Man kann Harmolodic ein offenes Reservoir an Verfahren nennen. In dem Ulmer seinen ureigenen Weg geht.
James Blood Ulmer betont in diesen Jahren gerne den Blues und nicht mehr so sehr den exzessiven Free-Funk. So sah ich den jetzt 71jährigen bei Shows oft zurückhaltener als früher. Diesmal aber ging er nun auch wieder in extrovertiertere Spielarten seiner Persönlichkeit. Und ließ dabei an seiner Seite ergänzend Queen Esther als Vocalistin eine wichte Rolle. Die diese auch souverän wahrnahm. Und Ulmers Songs gekonnt bereicherte. Den Sound von Odyssey kennzeichnet vor allem auch das besondere und starke Einsetzen der Violine und macht ihn zusammen mit Ulmers schroffer Gitarre völlig unverwechselbar.
Im verhalteneren Anfangsteil des Konzerts bot Ulmer gleich nach White Man Jail dann I Can' t Take it Anymore. Später dann ging er bei Devil Got to Burn aus sich heraus wie von mir lange nicht mehr gesehen und spielte darauf Show me Your Love. Ulmer beendete den Set dann mit America. Natürlich: Harmolodic ist made in America. Ulmer gehört zu den Jazzrevolutinären, und seine Einzigartigkeit steht nicht in Frage. Er zelebriert dies. Aber viele begreifen dabei vermutlich nicht, dass die Bedeutung von Harmolodic eine ganze Musikphilosophie ist. Sogar eine soziale Utopie. Sogesehen ist Ulmer eigentlich Verbreiter einer Mission.
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James Blood Ulmer (C) http://www.jamesbloodulmer.com/
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Tina Karolina Stauner - 23. Februar 2013 ID 6590
Weitere Infos siehe auch: http://www.jamesbloodulmer.com
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