MATHIAS
VAN DER KEMP
Hotelier und Plakatsammler
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Mathias van der Kemp in seinem Münchener Büro im Hotel Nymphenburg - rechts "über ihm" ein vor nicht allzu langer Zeit erworbenes (und handsigniertes!) Dalí-Plakat | Foto: Andre Sokolowski
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Es gibt Zufallsbegegnungen, die dürften fast - wenn man es hinterher "vernünftig" rekapituliert - kein Zufall sein:
Ich flog nach München, um mir abends an der Bayerischen Staatsoper Aus einem Totenhaus (worüber ich bei uns berichten würde) anzusehen; eine Übernachtung war in dem Zusammenhang erforderlich.
Wie ich mich also dann am frühen Samstagnachmittag im Münchner Hotel Nymphenburg eincheckte, wurde ich von einem netten und zuvorkommenden Herrn sehr freundlich in Empfang genommen. Er kam, kurz nachdem er meine Buchungsdaten abglich und ich ihm meine Visitenkarte reichte, etwas näher mit mir ins Gespräch - schnell meinten wir, beinahe gleichzeitig, den Modus des neutral-geschäftshöflichen Small Talks überwinden zu können; und ein paar Sekunden später war mir klar, dass er (ad 1) der "Chef" des Hauses und (ad 2) ein kulturell interessierter Mensch sein müsste; dass er sich zudem (ad 3) als ähnlich großer Opernfan wie ich zu outen wusste, stellte sich so peu à peu, halt wie von selbst, heraus.
Aber das Auffälligste beim sich nach und nach entfaltenden Gespräch - und auffällig im wahrsten Sinn des Wortes, was mir optisch und (durch ihn) begleiterklärend immer mehr und weiter aufzugehen schien - war plötzlich in Gestalt des großen Themas dieses hocherstaunlichen, sympathischen und vor begeisterndem Esprit glühenden Mannes gegenwärtig: die Plakatsammlung von ihm!
1.500 Plakate nennt Mathias van der Kemp sein eigen, und seit ca. 20 Jahren sammelt er sie. 500 von ihnen finden sich im Hotel Nymphenburg, das er als inhabender Hotelier seit 25 Jahren leitet, in den Zimmern, in den Gängen und im sich auf 5 Etagen (bis zum Dachboden, der als Plakatlager von ihm genutzt wird, also für den "Rest" der ungehängten tausend Exponate) erstreckenden Treppenhaus; natürlich hängen die Plakate auch im Vestibül und - als dem Highlight seiner einzigartigen Beherbergung - im "Opera"-Frühstückssalon.
Mathias van der Kemp wurde 1950 in Essen geboren, und die Eltern hatten (wenn ich das jetzt richtig in Erinnerung behalten habe) eine große Gärtnerei. Er machte eine Lehre zum Hotelkaufmann auf der Hotelfachschule in Bad Reichenhall sowie bei Steigenberger. Danach trampte er, als fertiger Hotelmann, lange durch die ganze Welt; zuletzt arbeitete und lebte er, bevor er sich für München endgültig entschied, fünf Jahre in Paris.
Seine Begeisterung für Oper (Wagner, Strauss zählen - so wie bei mir - zu seinen großen Favoriten) reicht bis in die frühe Jugend; Wagners Ring hatte er beispielsweise ziemlich zeitig schon in sich hereingezogen. Und er kennt sie alle, die im elitären Opernzirkus jemals mitmischten; er war z.B. auch mal in dem Schloss von Peter Hofmann, als der noch als Startenor alternativlos auf dem Grünen Hügel seine Opernfans um ihn herum beglücken sollte (ehe dann dieser gesundheitliche und soziale Abstieg bei ihm kam)...
Ich hätte sicherlich Mathias van der Kemp noch stundenlang bei seinen vielen, vielen Episoden lauschen können; man kommt wunderbar mit ihm ins Plaudern, ja und alles, was er so erzählt, ist wahnsinnig interessant!!
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Der Frühstüksraum heißt "Opera". | Foto (C) Andre Sokolowski
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Eines der schönsten von Mathias van der Kemps Plakaten zeigt ein Bildmotiv aus einer Münchner Staatsballett-Aufführung. | Foto (C) Andre Sokolowski
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Plakate über Plakate - hier ein Eindruck aus dem Treppenhaus. | Foto (C) Andre Sokolowski
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Die riesige Plakatsammlung vervollständigt(e) sich, indem Mathias van der Kemp die vielen Jahre über auf Verkaufs- und Werbeständen unterschiedlichster Veranstalter (Theater und Museen) und bei Flohmärkten und Antiquariaten oder auch bei Freunden und Bekannten seine Augen offen hielt und hält. In jüngster Zeit ersteigert oder kauft er neue Exponate über einschlägige Plattformen im Internet hinzu - ganz stolz ist er auf eine seiner letzten großen "Fünde": einem noch vom Künstler selbst signierten Ausstellungsplakat mit Werken Dalís; diesen Schatz hat er in seinem Arbeitszimmer [s. Foto oben] hängen.
Etliche seiner Plakate sind tatsächlich handsigniert; Oskar Kokoschka, Markus Lüpertz oder Neo Rauch verewigten sich so mit ihren Unterschriften. Und nicht unselten, wenn beispielsweise Opernsängerinnen oder -sänger während ihrer Gastspiele am Nationaltheater in Mathias van der Kemps Hotel absteigen (und nicht wenige von ihnen kennen ihn persönlich!), schwingen sie ihr Autogramm auf eines der Plakate, das ihr Mitwirken belegt; und manche bringen gar von sich aus neueste Plakate "von sich" mit...
Mathias van der Kemp betont, dass alle seine Exponate Münchener Plakate, welche allesamt ein zeitzeugendes Beispiel dieser reichhaltigen Kunst- oder Musik- also Kulturlandschaft der bayerischen Landeshauptstadt geben und vermitteln, sind. Und so gesehen handelt es sich auch um die wohl weltweit größte Sammlung ihrer Art!!
Allein aus diesem Grunde machte der Hotelbesuch - wie ich das wohl an dieser Stelle und aus eigenem Erleben zu bestätigen gewillt bin - einen schönen und vor allem unverwechselbaren Sinn.
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Andre Sokolowski - 30. Mai 2018 ID 10727
Link zum Hotel Nymphenburg
http://www.andre-sokolowski.de
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