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nachDRUCK # 5

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Konzertkritik

Zagrosek mit dem

Zauberstab


Lothar Zagrosek - Foto (C) Christian Nielinger | Bildquelle Wikipedia



Was ist hier los? Man traut ja seinen Ohren nicht! Das BSO (noch heißt es so: Berliner Sinfonie-Orchester) spielt mit einem Mal so völlig anders. Hatte man sich etwa in den letzten Jahren insbesondere an seinen kräftig-vollmundigen Klang gewöhnt, dass es die Hörorgane allzu sehr verblüfft was hier abrupt geschieht?? Geschuldet ist und war der vorherige Höreindruck, natürlich und in erster Linie, durch das aufbereitete und kräftig-vollmundig servierte Repertoire mit "großen", "dicken", "schweren" Werken; selbstverständlich konnte oder wollte Eliahu Inbal seinen Stil, den er ja schon von weit weit her, aus Frankfurt beispielsweise, nach Berlin herüberklaubte - einen Stil den er so unnachahmlich ja beherrscht - für sich und seine Interpretationvorlieben (Mahler, Berlioz u. ä.) nicht mehr in Frage stellen; keiner hätte das von ihm verlangt. Doch ändern tat sich bei den Musikern sehr wenig... auch zu Sanderlings oder zu Schoenwandts Zeiten klang das BSO schon immer gut & gleich.

Also, was ist hier wirklich los???
Ein Gegenbeispiel, eine Parallele: Vor paar Jahren gab es an der Deutschen Oper in Berlin eine skandalträchtige Einstudierung von Idomeneo (Inszenierung: Neuenfels); und Udo Zimmermann - damals noch umsichtiger Intendant des Hauses - rief Lothar Zagrosek, seinen alten Streitgefährten aus vergangnen Zeiten (Zimmermann/Zagrosek waren eine Art von Traumpaar in der sagenhaften Aufbruchs-Intendanz der Oper Leipzig nach der Wende), an sein Haus; und das dort ansässige Hausorchester spielte einen Mozart so wie man ihn in Berlin seit Jahren und Jahrzehnten nicht mehr hörte; und auch "damals" meinte man, sich irrtümlicher Weise in 'nem andern Hause als der Deutschen Oper in Berlin gewusst zu haben.

Daher also.

Noch einmal zum Einprägen: Lothar Zagrosek, designierter neuer Chef des "alten" BSO, trägt wohl die Hauptschuld an den hörtechnischen Turbulenzen und dass man in Zukunft aus dem Irritiertsein ob der Klanggezaubertheiten weder dümmer oder schlauer noch als vorher würde. Faktisch wird es sein, man wird sich an das Neue... auch dann an den neuen Namen des Orchesters (ab August heißt es: Konzerthausorchester Berlin) gewöhnen. Und es wird so sein, als ginge unentwegt die Sonne zwei mal täglich auf.


Postscriptum. Grund für die skizzierte Euphorie war eine konzertante Aufführung von Mozarts Gärtnerin aus Liebe, der mit Lust & Wonne nachgelauscht zu haben das Besoffenmachende des Schreibers sozusagen anbewirkte.

Seien Sie gegrüßt, Zagrosek mit dem Zauberstab!

Andre Sokolowski - 23. April 2006
ID 2354
www.andre-sokolowski.de

DIE GÄRTNERIN AUS LIEBE (Konzerthaus Berlin, 22.04.2006)
Konzertante Aufführung in italienischer Sprache

Besetzung:
Podestá/Don Anchise ... Christian Elsner
Sandrina/La Marchesa Violanta Onesti ... Sunhae Im
Graf Belfiore ... Jeremy Ovenden
Arminda ... Jutta Böhnert
Cavaliere Ramiro ... Elisabeth von Magnus
Serpetta ... Sophie Karthäuser
Nardo/Roberto ... Michael Nagy
Sprecherin ... Caroline Schreiber
Sprecher ... Robert Schupp
Dramaturgische Einrichtung: Juliane Votteler
Berliner Sinfonie-Orchester
Dirigent: Lothar Zagrosek


Weitere Infos siehe auch: http://www.konzerthaus.de






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