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Satire

23. September 2006, Berliner Premiere an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz

MEISTERSINGER

Eine Inszenierung von Frank Castorf
nach Richard Wagners Oper DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG und Ernst Tollers Revolutionsdrama MASSE MENSCH

So ein schlichtes T-Shirt konnte man noch nicht in den Foyers der Volksbühne erwerben - wird wahrscheinlich erst noch nachgenäht... | Foto (C) Volksbühne Berlin




Kleiner Lauschangriff gegen die Wagners, die am Tag nach der Premiere bei den "Meistersingern" in der Volksbühne in Ostberlin zugegen waren (Achtung! Bloß Satire)

KATHARINA WAGNER: Und?

GUDRUN WAGNER (rempelt ihren Gatten von der Seite an) : Wach auf!

WOLFGANG WAGNER: Wo bin ich, ihr??

GUDRUN: Du hast geschlafen.

WOLFGANG: Geht dich gar nichts an.

KATHARINA: Papa.

GUDRUN: Lass, Kind, ich red mit ihm.

WOLFGANG: Ist es vorbei?

KATHARINA: Ja, in zwei Stunden.

WOLFGANG: Weckt ihr mich??

GUDRUN: Du, deine Tochter wollte von dir wissen, ob es dir gefällt.

KATHARINA: Wollte ich nicht.

WOLFGANG: Was will uns eigentlich Herr Castorf mit der Inszenierung sagen?

KATHARINA: Spielt doch keine Rolle - nein, ich wollte wissen, ob du dich für...

WOLFGANG: ...für den Castorf? ich soll Castorf bei den Festspielen?? sag, bist du toll??? Ich bin noch mit den andern beiden voll bedient.

KATHARINA: Aber.

WOLFGANG: Nichts da - erst das Debakel mit dem Hasen, dann der Alptraum mit dem Schweizer...

GUDRUN: Dass der "Tristan" musikalisch nicht so funktionierte, kannst du Marthaler im Nachhinein nicht anlasten. Und überhaupt, ich find ihn nett.

WOLFGANG: Ach.

KATHARINA: Nein, ich wollte von dir wissen, ob du den Tenor...

WOLFGANG: Den Homberger, den kenne ich von früher.

GUDRUN: Ist zu alt.

KATHARINA (barsch) : Kann ich jetzt endlich auch mal ausreden!!

WOLFGANG: Mein Kind, jetzt sprich, vertraue mir ruhig dein Geheimnis an, ich hör dir immer zu.

KATHARINA: Er ist genial.

WOLFGANG: Dein Schlingensief?

KATHARINA: Nein - doch - - du lässt mich auch nicht ausreden, Papa!

WOLFGANG: Stimmt, Marthaler ist schon genial.

KATHARINA: Ich meine auch nicht ihn.

GUDRUN: Ich freu mich morgen auf die "Fruchtfliege".

KATHARINA (zu ihrem Vater) : Kannst du dir vorstellen, den Homberger als Tristan einzubauen?

GUDRUN: "Tristan" steht im nächsten Jahr nicht auf dem Spielplan.

KATHARINA: Schnauze!!!

GUDRUN fällt vom Stuhl. Die Zuschauer im Saal drehen sich um. Es werden nach und nach vereinzelt Rufe hörbar, beispielsweise "Hoch die internationale Solidarität!".

WOLFGANG (hieft seine Gattin wieder auf den Sitzplatz) : Schatz, hast du dir wehgetan?

GUDRUN: Du, deine Tochter wollte dir was sagen.

KATHARINA: Homberger...

GUDRUN: ...klingt wirklich gut; aber er ist, so denke ich, für Tristan schon zu alt.

KATHARINA flüstert ihrem Vater was ins Ohr.

WOLFGANG: So machen wir das, Kind.

KATHARINA: Na siehst du.

WOLFGANG: Das wird schräg.

GUDRUN: Was heckt ihr hinter meinem Rücken aus? Hab ich vielleicht da auch noch was zu melden!

WOLFGANG: Also.
Plötzlich wird ein Holzpferd auf die Bühne geschoben, und aus diesem Holzpferd bricht sich weißer Schleim, den sich der Hauptdarsteller (Bernhard Schütz: Hans Sachs) auf sein Kostüm verschmiert und außerdem ins Publikum verspritzt - die Wagner's werden hierdurch leicht besudelt.

GUDRUN: Jetzt ist aber Schluss, es reicht!!!

KATHARINA (unbeeindruckt zu ihrem Vater) : So machen wir's?

WOLFGANG: So machen wir es, abgemacht.

KATHARINA steht vorzeitig auf und betritt - am Orchestergraben vorbei - den Bühnenraum.

GUDRUN (zu ihrem Mann) : Was macht sie da? Was hat sie vor?? Sie will schon wieder irgendjemanden von hier ans Festspielhaus verpflichten.

WOLFGANG: Homberger, o ja, den Homberger - der hat es sich verdient.

GUDRUN: Soll er im Ernst den Tristan...

WOLFGANG: Wenn ich ihn als Tristan haben wollte, nähme ich ihn auch als Tristan.

GUDRUN: Diese Ostzone macht krank.

WOLFGANG: Kann sein. (Er lehnt sich in den Sitz zurück.) Wenn es vorbei ist, weckst du mich.

GUDRUN: Ich will hier weg.

WOLFGANG: Ja, geh' schon vor.
GUDRUN beginnt am ganzen Leib zu zittern, kämpft sich durch die Reihen und will ihrer Tochter - am Orchestergraben vorbei - durch Meeses Rumpelbühnendeko hinterher. Sie irrt durch die dahingekrakelten Parolen und Grafitties. Sophie Rois und Silvia Rieger (Eva/Magdalene) haben es bemerkt, nehmen sie in die Mitte, führen sie behutsam fort.

WOLFGANG schnarcht laut drauf los und lacht im Traum.
Nach weiteren 2 Stunden Schlussbeifall: Max Hopp (Beckmesser) tritt als Letzter, KATHARINA auf den Schultern tragend, "vor den Vorhang". Tosender Applaus, standing ovations.

Christoph Homberger (Walther von Stolzing) wie auch GUDRUN waren/sind nicht mehr gesichtet worden.

(Zur Erklärung: KATHARINA wollte Christoph Homberger tatsächlich nebenher als Tristan einbauen - in ihrer eignen "Meistersinger"-Inszenierung ((Bayreuth '07)) - - weil ja in dem "Meistersinger"-Text tatsächlich nebenher vom "Tristan" auch die Rede ist...)


Andre Sokolowski - 24. September 2006
ID 00000002681

http://www.andre-sokolowski.de


MEISTERSINGER (Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, 23.09.2006)
Regie: Frank Castorf
Musikalische Konzeption: Christoph Homberger, Christoph Keller und Stefan Wirth
Musikalische Leitung: Christoph Homberger und Christoph Keller
Ausstattung: Jonathan Meese
Besetzung:
Walther von Stolzing ... Christoph Homberger (Tenor)
Hans Sachs ... Bernhard Schütz
David ... Winfried Wagner
Sixtus Beckmesser ... Max Hopp
Fritz Kothner ... Axel Wandtke
Magdalene ... Silvia Rieger
Eva ... Sophie Rois
Pianist ... David Marton
Gesangssolisten ... Frank Bauszus (Bariton), Anna Kratky (Mezzosopran) und Ruth Rosenfeld (Sopran)
Instrumentale Besetzung: Christoph Keller (Leitung am Klavier), Jan Czajkowski (Klavier und Keyboard), Kim Witt und Kathrin Goschenhofer (Oboe und Englischhorn), Sandrine Brammer und Florian Himpel (Klarinette und Saxophon), Eva Schraube und Stefanie Huperich (Fagott), Nathan Plante und Istvan Szarka (Trompete und Flügelhorn), Noa Niv und Wolfgang Dunst (Posaune und Euphonium)
Chor der werktätigen Volksbühne
Berliner Premiere war am 21. September 2006
Weitere Termine: 28., 30. 9. sowie 14., 15., 22., 29. 10. 2006

Koproduktion der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz mit dem Grand Théatre de Luxembourg, dem Théatre National de Chaillot Paris und dem Det Kongelige Teater Kopenhagen



Weitere Infos siehe auch: http://www.volksbuehne-berlin.de



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