6. September 2013 | Musikfest Berlin
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
Mariss Jansons
|
|
Während die Münchner Philharmoniker nach Sergiu Celibidache regelmäßig und damit zielgerichtet in die konservative Kapellmeisterkiste greifen - auf James Levine (1999), Christian Thielemann (2004) und Lorin Maazel (2012) folgt 2015 Waleri Gergijew - schnappte sich das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit Mariss Jansons einen weitaus mutigeren Chefdirigenten. Und offenbar musiziert man nicht nur gut, sondern auch gerne miteinander: Im Juni wurde der Ehevertrag bis 2018 - auf dann 15 Jahre - verlängert. Lassen wir das BRSO mal kurz außen vor: Für Jansons ist jeder Auftritt in der Philharmonie ein Heimspiel. Die Berliner lieben den Letten und jubeln ihm zu, bevor er auch nur einen Takt geschlagen hat. So auch heute. Die Zuneigung leitet sich wiederum aus der Hingabe ab, mit der Jansons dem jeweiligen Komponisten begegnet. Es mag ganz furchtbar nach PR-Kitsch riechen, trifft aber den Nagel auf den Kopf: Jansons dirigiert ein Werk immer so, als sei es sein Lieblingsstück.
In Lutosławskis Konzert für Orchester geht er wie ein eleganter Schneidermeister vor, der ein Muster ans andere legt, sie verschiebt, übereinander lappt und nur zusammenfügt, um sie gleich wieder zu trennen, neu zu sortieren. Selbst in den wuseligsten Passagen behält Jansons den Überblick, bleibt der Rhythmus scharfkantig und präzise, der Klang geschmeidig. Zudem muss das Blech ordentlich ran: Da kündigen Fanfaren einen Marsch an, der vorbei ist, bevor er überhaupt richtig angefangen hat. Keine Ahnung, ob Lutosławski mit unseren Erwartungen spielt oder sie schlicht und einfach ignoriert. Geniale Musik, mit Energie, aber wie.
Dann der Bartók. Jansons lässt das Fagott plappern und die Harfe eine Türe Blaubarts öffnen; der 3. Satz tönt wie eine verschwommene Erinnerung, und im 4. Satz darf die Posaune einen Witz erzählen.
Dass wir mit einer Zugabe von Schostakowitsch rausgeschmissen werden (Zwischenspiel aus Lady Macbeth von Mzensk), ist da nur konsequent.
Heidewitzka!
|
Mariss Jansons und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks beim MUSIKFEST BERLIN 2013 - Foto © Peter Meisel
|
Bewertung:
|
Heiko Schon - 7. September 2013 ID 7124
MUSIKFEST BERLIN (Philharmonie Berlin, 06.09.2013)
Witold Lutosławski: Konzert für Orchester (1954)
Béla Bartók: Konzert für Orchester (1941-43)
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Dirigent: Mariss Jansons
Weitere Infos siehe auch: http://www.musikfest-berlin.de
Post an Heiko Schon
Zum MUSIKFEST BERLIN
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
CASTORFOPERN
CD / DVD
INTERVIEWS
KONZERTKRITIKEN
LEUTE
NEUE MUSIK
PREMIERENKRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|