4. September 2013 | Musikfest Berlin
ROYAL CONCERTGEBOUW ORCHESTRA AMSTERDAM
Yefim Bronfman / Daniele Gatti
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Das unaufhaltsam Fließende, was er quasi "in" das Orchester dirigierte, hatte uns bereits beim Parsifal, den er 2008 in Bayreuth leitete, recht gut gefallen - es betonte schier den Endlosvorgang des dem Stück so innewohnenden klinischen Siechtums und bereitete ihm eine Art von pervertierter Lust; "Sterben in Schönheit" hätte das, als Beispiel nur, die blauhaarige Mutter des ermordeten Modedesigners Moshammer zu ihrer Zeit (als sie noch leben tat) genannt gehabt... Wir haben es bei Daniele Gatti eindeutig mit einem Operndirigenten, der mitunter auch, in letzter Zeit dann immer mehr, Sinfonisches sprich das Konzert bzw. Sinfoniekonzerte für sich ausmachte, zu tun. Da kann er dirigieren, was er will, es bleibt am Ende immer große (oder kleine) Oper!
Jetzt hatte ihn sich das Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam - vermeintlich gilt es in den Wettbüros mal mehr, mal weniger als weltbestes Orchester überhaupt (wir waren/sind nicht abgeneigt, dem Wink zu glauben!) - für die Kurztour zum MUSIKFEST gestern Abend als Kapellmeister vepflichtet; künstlerischer Chef des RCO ist ja bekannter Maßen Mariss Jansons.
Am noch wenigsten veropert spielten die genialen Musikerinnen und Musiker gleich zu Beginn die Lutosławski'sche Trauermusik Musique funèbre, die der Pole 1958 für die Streicher komponierte. Aus dem wundervollen viersätzigen Stück ragt ein bestimmter Satz (heißt: Apogäum) schlagartig heraus. "Im Aufschrei und Schreckensakkord des 'Apogäum' ist der Höhepunkt erreicht", lesen wir in der Einführung. "'Apogäum' bezeichnet in der Astronomie den erdfernsten Punkt in der Umlaufbahn eines Satelliten, sinnbildlich steht der Begriff für maximale Entfernung vom Humanum. Der gedehnte Schrei dieses wiederholten Zwölftonklangs enthält Erinnerungen." (Zitat von Habakuk Traber) / Ein mit inneren Erschütterungen aufgeladenes Stück zeitgenössischer Musik; die Amsterdamer brachten das schon auf den Punkt!
Star-Gastsolist war Yefim Bronfman - den Berlinern spätestens seit 2011, als er mit Daniel Barenboim und der Staatskapelle Berlin Bartóks 2. Klavierkonzert hier spielte, gut vertraut. Der in Taschkent geborene und seit 1989 US-amerikanische (vorher mit seinen Eltern nach Israel exilierte) Pianist wählte das dritte und letzte Bartók'sche Klavierkonzert für seinen Auftritt mit dem RCO. / Tosender Beifall.
Nach der Pause dann Prokofjews Romeo und Julia-Suite - so als vertrackte Oper, wie schon angedeutet. Dennoch ungeheuer eindrucksvoll und (todes-)süchtig machend. // Ebenso tosender Beifall.
Zugabe: das Vorspiel aus dem dritten Akt der Meistersinger.
Kommt bloß wieder!!!
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Daniele Gatti und das Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam bei ihrem Gastspiel zum MUSIKFEST BERLIN 2013 - Foto © Kai Bienert/Berliner Festspiele
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Bewertung:
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a. so. - 5. September 2013 ID 00000007117
MUSIKFEST BERLIN (Philharmonie Berlin, 04.09.2013)
Witold Lutosławski: Musique funèbre für Orchester
Béla Bartók: Klavierkonzert Nr. 3
Sergej Prokofjew: Romeo und Julia (Suite) op. 64 b/c
Yefim Bronfman, Klavier
Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam
Dirigent: Daniele Gatti
Weitere Infos siehe auch: http://www.musikfest-berlin.de
http://www.andre-sokolowski.de
Zum MUSIKFEST BERLIN
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