3. September 2013 | Musikfest Berlin
ORCHESTER DER DEUTSCHEN OPER BERLIN
Klaus Florian Vogt / Donald Runnicles
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Mit Peter Grimes startete Donald Runnicles im Januar d.J. einen Zyklus mit Benjamin Brittens Bühnenwerken, die er allesamt die nächsten Jahre an der Deutschen Oper Berlin aufführen will und wird. Das ist sein Ding, und es ist anzunehmen, dass dieses Projekt (der Generalmusikdirektor ist bekanntlich Schotte) irgendwie "authentisch" werden wird; beim Peter Grimes (s.o.) hatte man schon mal ein denkbar gutes Vorgefühl von alledem erhascht.
Warum er allerdings den ganzen Apparat "seines" Orchesters - immerhin: es handelte sich um das MUSIKFEST-Debüt des Orchesters der Deutschen Oper Berlin - jetzt resp. gestern Abend aufmarschieren ließ (wir zählten beispielsweise 10 [in Worten: zehn] Kontrabässe), war nicht nachvollziehbar - - weder die vier sog. See-Interludien inkl. Passacaglia (aus dem Peter Grimes) noch Schostakowitschs letzte Sinfonie hätten ihn zu dieser monströsen Aufstellung des zugegebner Maßen hochpotenten Westberliner A-Orchesters enthusiasmieren müssen. Umkehrschlüssig war sodann ein Megaklang, obzwar kein Megabrei, zu registrieren, der dann alles andere als geistig oder gar emotional sich auf unsern Verstand/unser Gemüt Niedergeschlagehabendes manifestierte. Eine Art von hörerischer Leere und, noch schlimmer, absolutem Unbeteiligtseins machte sich (nicht nur bei dem Schreiber dieser Zeilen, wie er zwischen/nach diesem Konzert durch ein paar Talks von Anderen bestätigt kriegte) breit.
Klaus Florian Vogt, der zu dem Anlass als ein Quasi-Star-Geschütz nach unserem Dafürhalten beinahe prophylaktisch aufgeboten war, vermochte auch nicht das zu retten, was - gesamt gesehen (s. Megaklang) - inzwischen gänzlich unrettbar geworden war: Brittens Les Illuminations (mitunter werden die neun Soli auch von einer Frauenstimme dargebracht; aber wir waren schon sehr neugierig und offen ob einer für uns bis da doch ungewohnten, anderen Variante) hätten zwar dem lyrisch ausgeprägten Impetus seines Tenors durchaus entsprechen können - - aber überzeugen tat das Alles trotzdem nicht so recht; man könnte es sehr wohl, "rein vom Gefühl", auch eine Fehlbesetzung nennen, was ja überhaupt nicht gegen diesen Lieblingsstar der Wagnerianer spricht.
Apropos!
Im Sommer 1939 - nach der Unterzeichnung des berüchtigten Hitler-Stalin-Pakts - ordnete der Diktator am Bolschoi-Theater eine (protokollarische) Sondervorstellung der Wagner'schen Walküre an; quasi zu Ehren des nationalsozialistischen Außenministers Ribbentrop, der den sog. Nichtangriffsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und der UdSSR mit Molotow zusammen unterschrieb; Sergej Eisenstein (!) tat übrigens das Ganze inszenieren... Daran wollte und sollte sich Dmitri Schostakowitsch 1971 nachträglich erinnern, als er seine Symphonie Nr. 15 (die letzte von ihm, wie bereits gesagt) in Noten setzte. Es ist eine merkwürdige Travestie auf alles Mögliche. In ihr ertönen, scheinbar unvermittelt und doch sehr gezielt, Wagner-Zitate; ganz vorgehoben jenes Tod-Verkündungsmotiv Brünnhildes an Siegmund aus dem zweiten Aufzug der Walküre = als die (musikalisch nachgereichte) Kriegs-Vorahnung, die etwa die Herrschaften oder Genossen jener Protokollveranstaltung damals im Moskauer Bolschoi gehabt oder auch nicht gehabt haben müssten.
Runnicles dirigierte vom Blatt; auch das Orchester spielte vom Blatt - - schier fehlerfrei, rhythmisch korrekt. Doch nichts (fast nichts) teilte sich uns bemerkenswerter Weise mit.
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Klaus Florian Vogt - Foto © Uwe Arens – Sony Classical
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Bewertung:
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Andre Sokolowski - 4. September 2013 ID 7114
MUSIKFEST BERLIN (Philharmonie Berlin, 03.09.2013)
Benjamin Britten: Four sea interludes und Passacaglia aus der Oper Peter Grimes für Orchester op. 33a/b
Benjamin Britten: Les Illuminations für hohe Stimme und Streichorchester auf Texte von Arthur Rimbaud op. 18
Dmitri Schostakowitsch: Symphonie Nr. 15 A-Dur op. 141
Klaus Florian Vogt, Tenor
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Dirigent: Donald Runnicles
Weitere Infos siehe auch: http://www.musikfest-berlin.de
http://www.andre-sokolowski.de
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