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Rezension


22. Dezember 2013 - Staatsoper Hannover

EIN MASKENBALL



Nein, nicht Bajazzo und auch nicht Rigoletto. Es gibt auf der Bühne zwar eine Hauptfigur im Narrenkostüm und ein Theaterrund als Bühne, aber gegeben wird Verdis Ein Maskenball. Regisseur Olivier Tambosi hat die Einladung zum Maskenball im letzten Akt der Oper wörtlich genommen und lässt den König Riccardo seine Lust am Verkleiden einfach von der ersten Minute an ausleben. Riccardo sitzt mitten auf der Bühne, umgeben von einem nachgebauten Zuschauerraum mit drei Rängen. Hinter den Vorhängen auf den Rängen kann sich der Chor ganz wunderbar verstecken und schnell auf- und abtreten. Oder die Musiker, die im letzten Akt bei der Bühnenmusik gebraucht werden und statt des üblichen Schwarz bunte Kostüme und schwarze Perücken tragen – was ein bisschen an "Sergeant Pepper’s Lonley Hearts Club Band" erinnert. Die Beatles lassen grüßen. Überhaupt sind die Farbeffekte an diesem Abend sehr einfach, aber auch sehr wirkungsvoll. Riccardo ist von einer Entourage von Clowns umgeben. Jeder, der ein ernsthaftes Anliegen mit ihm besprechen will – schließlich ist er ja Regierungschef – wird vom grauen Anzug in ein buntes Kostüm gesteckt und geschminkt.

Dunkel und düster wird es dagegen, wenn Ulrica auftritt. Ihr selbst ist als Gesicht eine Totenmaske geschminkt, das Kostüm schwarz, um sie herum lauter Mädchen in weißer Perücke und dunklen Kleidern. Und es gibt einen schönen Effekt, wenn der eine oder andere Clown in diesem Bild auftaucht.

Überbordend und phantasievoll ist jede einzelne Szene gestaltet. Nur bei den Begegnungen von Riccardo mit seiner geliebten Amelia – die leider mit seinem besten Freund verheiratet ist – geht Tambosi ein bisschen die Puste aus. Das kann aber auch daran liegen, dass sich zwischen den beiden Darstellern einfach keine feurige Chemie einstellen mag.

Von besonderer – musikalischer und szenischer – Dichte ist dagegen das letzte Bild, der tatsächliche Maskenball. Hier stimmt alles, von der Kulisse über die musikalische Präzision der Bühnenmusik bis hin zur Personenregie. Ein Hochgenuss.

Musikalisch weiß der Hannoversche Maskenball über weite Strecken zu überzeugen. Gut disponiert zeigt sich vor allem der Chor. Rafael Rojas als Riccardo, Stefan Adam als sein Freund Renato und Brigitte Hahn als dessen Ehefrau Amelia sind stimmlich außerordentlich präsent. Nicht ganz so (laut-)stark dagegen Heather Engebretsons Oscar, die erst mit ihrer letzten Arie zur Höchstform aufläuft. Julie-Marie Sundal ließ sich zu Beginn zwar krankheitsbedingt entschuldigen, meisterte ihre Auftritte als Ulrica aber souverän und war vor allen Dingen auch szenisch ein Gewinn.

Verdis Maskenball bietet tolle Musik, und man fragt sich nach diesem Abend, warum dieses Meisterwerk hinter anderen Verdi-Opern wie La Traviata oder Aida zurücktritt. Es verdient, häufiger auf den Spielplänen der Opernhäuer vertreten zu sein.



Bewertung:    
Karoline Bendig - 27. Dezember 2013
ID 7488
EIN MASKENBALL (Staatsoper Hannover, 22.12.2013)
Musikalische Leitung: Siegmund Weinmeister
Inszenierung: Olivier Tambosi
Bühne: Bengt Gomér
Kostüme: Carla Caminati
Licht: Claus Ackenhausen
Choreographie: Grazyna Przybylska-Angermann
Choreinstudierung: Dan Ratiu
Dramaturgie: Klaus Angermann
Besetzung:
Riccardo ... Rafael Rojas
Renato ... Stefan Adam
Amelia ... Brigitte Hahn
Ulrica ... Julie-Marie Sundal
Oscar ... Heather Engebretson
Silvano ... Francis Bouyer
Samuel ... Shavleg Armasi
Tom ... Daniel Eggert
Ein Richter/Diener Amelias ...Gevorg Hakobjan
Chor der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Premiere war am 14. September 2013
Weitere Termine: Mai / Juni 2014


Weitere Infos siehe auch: http://www.staatstheater-hannover.de


Post an Karoline Bendig



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