15. – 20. Juli 2011, Kölner Sommerfestival
„Die Zauberflöte – Impempe Yomlingo“
Aufführung des Isango Ensembles aus Südafrika / nach dem Singspiel von Wolfgang Amadeus Mozart aus dem Jahre 1791 / im Rahmen des Sommerfestivals / adaptiert und inszeniert von Mark Domford-May
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Am Ende siegt das Gute: Sarastro mit der Zauberflöte - Foto (C) Helga Fitzner
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Barfüßig und mit viel Verve eroberte das multi-talentierte Isango-Ensemble aus Südafrika das Publikum der Kölner Philharmonie. Jeder von ihnen sang, tanzte, trommelte, stampfte mit den Füßen und spielte auf insgesamt acht Marimba-Phonen. Das Marimba-Spiel war so virtuos, dass es zusammen mit den Trommeln, einer Trompete (als Zauberflöte) und dem magischen Glockenspiel ein ganzes Orchester ersetzte. Von der Idee her sehr kühn, funktionierte es wunderbar. Mozarts ZAUBERFLÖTE ist in „märchenhafter Zeit im Morgenland“ angesiedelt, was vielleicht ihre Zeitlosigkeit erklärt. Sie weist Stilmittel des Musikdramas, der opera buffa, opera seria auf und reicht vom Volkslied bis hin zum Choral. Das Isango-Ensemble hat das Singspiel nun um Elemente südafrikanischer Musik und Texte bereichert.
Das Ungewöhnliche an Mozarts ZAUBERFLÖTE ist der radikale Wandel. Ist die Königin der Nacht zu Beginn noch die Sympathieträgerin, verkehrt sich das im Zweiten Akt ins Gegenteil. Ihr Gegenspieler, der Zauberer Sarastro, ruft immer wieder zur Versöhnung auf, während die Königin der Nacht an ihrer Verbitterung und ihren Rachegelüsten festhält.
Die Königin der Nacht (Pauline Malefane) verlangt von Tamino eine Gegenleistung, nachdem dieser von drei ihrer Bediensteten vor einem Ungeheuer gerettet wurde. Der Zauberer Sarastro hat ihre Tochter Pamina entführt und die Königin der Nacht schenkt Tamino eine magische Flöte, die die Fähigkeit besitzt, Böses in Gutes zu verwandeln. Er soll mit deren Hilfe die Tochter aus den Fängen Sarastros befreien. Tamino hat ein Bild von Pamina gesehen, in die er sich unsterblich verliebt, deshalb kommt er dem Auftrag willig nach. Mit von der Partie ist Papageno, ein Vogelhändler und Lebenskünstler, dem zu seinem Glück nur eines fehlt, eine Frau, eine Papagena. Der beteiligt sich an der Suche und wird mit einem magischen Glockenspiel ausgestattet.
Tamino und Papageno begegnen dabei drei spirituellen Wesen, dem Bösewicht Monostatos und einigen seltsamen Zufällen und Ereignissen. Dann kommt es zur ersten Begegnung mit Sarastro, die anders verläuft, als erwartet.
Mozart war Freimaurer. Deren sogenannte „Logen“ waren Geheimbünde, deren Initiationsrituale er in die ZAUBERFLÖTE einfließen ließ. Um in die Bruderschaft aufgenommen zu werden, muss man sich zur Verschwiegenheit verpflichten. Das ist die auch erste Übung, die Tamino ablegen muss. Es folgen weitere Initiationsrituale, die in Mark Domford-Mays Inszenierung mit südafrikanischem Flair dargestellt werden. So wie die Logen Männern vorbehalten waren, ist auch der afrikanische Ältestenrat reine Männersache. Bevor sie über die mögliche Aufnahme Taminos in die Bruderschaft debattieren, legen sie erst ein Waschungsritual ab. Die Frauen bleiben bei dieser Zeremonie im Hintergrund. Da ähneln sich die alt-afrikanische Tradition und die der Freimaurer sehr. Wer die Gelübde abgelegt hat, verpflichtet sich damit unwiderruflich zu „edlem Tun“. Sarastro wird als eine führende Persönlichkeit dargestellt, die mutmaßlich alle Initiationsstufen absolviert hat. Aus dieser Versöhnlichkeit und Weisheit heraus handelt er. Damit steht er im Gegensatz zur Königin der Nacht, die von ihren niederen Rachegedanken nicht loslassen kann. Zum Schluss ist sie die einzige, die beim glücklichen Ende nicht auf der Bühne steht.
Erst 1994 fanden in Südafrika die ersten Wahlen nach dem Ende der Apartheid statt. Nelson Mandela wurde der erste schwarze Präsident Südafrikas, das sich wegen der vielen unterschiedlichen Völker, die dort leben, die Regenbogennation nennt. Mit der nach alten schwarzafrikanischen Traditionen gegründeten Wahrheits- und Versöhnungskommission versuchte man, den Kreislauf von Hass, Mord und Rache zu durchbrechen. Täter und Opfer setzten sich zusammen in dem Bemühen um Aussöhnung. Nelson Mandela ging mit gutem Beispiel voran, indem er als frisch gewählter Präsident weiße Politiker und Mitarbeiter in die Regierung mit einbezog.
Insofern hat Mozarts ZAUBERFLÖTE einige Parallelen zur südafrikanischen Geschichte. So endet das Singspiel damit, dass Sarastro der Königin der Nacht die Versöhnung anbietet, die aber abgelehnt wird. Der Rest des Ensembles feiert am Schluss versöhnlich Hochzeit und begrüßt den anbrechenden Tag.
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Das Finale der ZAUBERFLÖTE. Tamino und Pamina (erste Reihe Mitte) bekommen sich am Ende doch - Foto (C) Helga Fitzner
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Helga Fitzner - red. 16. Juli 2011 ID 00000005289
DIE ZAUBERFLÖTE - IMPEMPE YOMLINGO (Kölner Philharmonie, 15.07.2011)
Texte und musikalische Adaption: Mbali Kgosidintsi und Nolufefe Mtshabe
Choreografie, Regieassistenz: Lungelo Ngamlana
Lichtdesign: Jono Kenyon
Kostümbild: Leigh Bishop
Bühnenbild: Dan Watkins
Musikalische Leitung: Mandisi Dyantyis, Pauline Malefane
Weitere Infos siehe auch: http://www.koelner-philharmonie.de
Post an die Rezensentin Helga Fitzner
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