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Mozart im

Schwimmbad



DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL im Berliner Stadtbad Steglitz - Foto (C) Bert Löwenherz


Die Schwimmhalle des über hundert Jahre alten Stadtbad Steglitz wird - seit sie entwässert wurde - von der Freien Szene ab und an als Spielstätte genutzt. Dort hat das clubtheater-berlin jetzt Mozarts Oper Die Entführung aus dem Serail hineingebaut - ja und die läuft da bis August...

Professor Helmut Weese - den ich in der Pause kurz befragte - wird als pädagogisches wie korrepetitoröses Urgestein, falls man den Namen übers Internet herbeizugoogeln sich bemühte, wahrgenommen; und so kann er beispielsweise auf zwei Dutzend Jahre Assistent in Bayreuth oder an der Scala und und und zurückblicken, ja und von Karajan bis Kleiber kannte er fast alle... Weese hatte also für die Aufführung ein "siebenköpfiges" Orchester aufgestellt. Er selbst ergänzte am Klavier, was für die Illusion eines vermeintlich vollmundigen Großorchesterklanges notwendig geworden war. Und was (unter dem sicher ursprünglichen Spargebot) dabei herauskam, konnte sich doch alleredelst hören lassen:

Die Akustik in dem wunderschönen Raum ist zwar sehr hallig - hallt jedoch nicht übers Maß hinaus. Mit einer Ausnahme natürlich: Also wenn "zu laut" gesungen würde, gingen dann die Hände schon mitunter Richtung linkes als wie rechtes Ohr... Aber die sieben Instrumente (Violine 1 + 2, Viola, Cello, Querflöte, Oboe, Schlagzeug) klangen letzten Endes ziemlich transparent und dennoch "füllig" wie aus dem Orchestergraben.

Stefan Neugebauer, der Regie führte, ließ in zwei Blickrichtungen die Entführung spielen; vor der Pause konzentrierte sich das Publikum aufs Nichtschwimmergebiet - und nach der Pause auf das tiefe Schwimm- und Sprungbecken. Das heißt, die Stühle (in der Beckenmitte) wurden einfach dann gedreht. Zumeist spielten sich dann die Handlungen sowie Aktionen auf der durchgehenden Brüstung eine Treppe höher ab. Am Schluss gab es ausreichende Gelegenheiten, seinen Kletterkünsten freien Lauf zu lassen...

Kathleen Morrison (Konstanze) und Laurent Martin (Pedrillo) wirkten stimmlich hochprofessionell. Dasgleiche kann man fug und recht, mehr noch was seine Spiellaune betraf, für Hans-Jörg Schnaß behaupten; vielleicht sollte er in Zukunft hin und wieder einen zusätzlichen Blick zum Dirigenten wagen, um nicht ganz und gar die Takte zu verlieren... Außerdem waren dabei: als Blondchen Sarah Behrendt, als Belmonte Alexander Yagudin, als Bassa Selim Friedhelm Ptok.

Bravos und Beifallspfiffe.




Hansjörg Schnaß (Osmin) und Sarah Behrendt (Blondchen) in der Mozartoper Die Entführung aus dem Serail im Berliner Stadtbad Steglitz - Foto (C) Bert Löwenherz


Andre Sokolowski - 19. Juli 2012
ID 6100
DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL (Stadtbad Steglitz, 18.07.2012)
Musikalische Leitung: Helmut Weese
Regie: Stefan Neugebauer
Regieassistenz: Daphna Willems und Martin Wohlrap
Licht: Johannes Eberle und Friedrich Gatz
Besetzung:
Konstanze ... Kathleen Morrison
Blonde ... Sarah Behrendt
Belmonte ... Alexander Yagudin
Pedrillo ... Laurent Martin
Osmin ... Hansjörg Schnaß
Bassa Selim ... Friedhelm Ptok
clubtheater-kammerorchester:
Ling-Show Lee (1. Violine), Shinhae Yu (2. Violine), Auste Ovsiukite (Viola), Klaus Richter (Violoncello), Shih-Cheng Liu (Querflöte), Anne Venske (Oboe) und Omri Blau (Schlagzeug)
Premiere war am 14. Juli 2012
Weitere Termine bis zum 11. 8. 2012 (jeweils Mi / Fr / Sa)
Koproduktion des clubtheater-berlin mit dem Stadtbad Steglitz


Weitere Infos siehe auch: http://www.stadtbad-steglitz.de


http://www.clubtheater-berlin.de



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