Theodora
von Händel
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Auch empfehlenswert: Der Theodora-Live-Mitschnitt aus der Stadthalle Wuppertal anno 2000 mit dem Kölner Kammerchor sowie dem Collegium Cartusianum unter Leitung von Peter Neumann - Cover (C) MDG
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Händel (1685-1759) war ein Vielschreiber.
Verlässt man sich auf einschlägige Einträge bei Wikipedia, so müsste es von ihm - entsprechend HWV - zum Beispiel 42 Opern sowie 25 Oratorien geben. Und das Meiste von dem Allen hatte er dann auch für London komponiert, wohin es ihn - nach seiner außeranglikanischen Biografiephase (Hamburg und/oder Italien) - mittezwanzigjährig dauerhaft, bishin zum Tod, verschlug... Die Italienische Oper war an sich sein künstlerischer (und geschäftlicher!) Haupttummelplatz. Nachdem das Genre sich jedoch in einer Art von (auch geschäftlichem!) Niedergang befunden hatte oder zu befinden drohte, schwenkte Händel justament auf das von ihm geprägte als auch dominierte sog. Englische Oratorium um; sein Erfolg "hängt nicht zuletzt mit dem zunehmenden Selbstbewusstsein der erstarkenden bürgerlichen Mittelschicht zusammen. Diese wandte sich von der als aristokratisch empfundenen italienischen Oper ab und dem Oratorium, das nicht als kirchliche, sondern als zwar geistliche, aber doch theatralisch-konzertante Gattung angesehen wird, zu."
Aus dieser Umbruchsphase existieren auch so Werke Händels, die man durchaus zwitterlastig nennen könnte: Theodora HWV 68 ist so eines - ein Märtyrerstück mit einem in sich hochdramatischen Verlauf (weswegen es auch Peter Sellars in einer legendären szenischen Sichtung für das Glyndenbourn Festival einst aufbereitete; man kann sich seinen Live-Mitschnitt in einer Gesamtlänge von über 3 Stunden bei Youtube herunterladen).
Und wie immer gibt es freilich auch dann Früh- und Haupt- und Spätfassungen, woraus Spezialisten, wenn sie sich dann für die eine oder andere der Werke-Fassungen entscheiden wollen, schöpfen... Christoph Spering (der vor ein paar Wochen erst mit "seinen" zwei Spezial-Musikensembles, Chorus Musicus Köln sowie Das Neue Orchester, mit Händels Theodora beim Musikfestival in La Chaise-Dieu gastierte), hätte sich erklärtermaßen mit der sog. Direktionspartitur auseinandergesetzt, die "ja weitaus mehr über die Aufführungspraxis" verraten würde als ein Autograph...
So fiel dann gestern Abend - bei der deutschen Aufführungsreprise anhand der von Spering bevorzugten sog. Direktionspartitur - in der mäßig besuchten Kölner Philharmonie vor allem eine Minimalbesetzung des Orchesters auf (9 Geigen, 2 Bratschen, 2 Celli, 1 Kontrabass, 2 Oboen, 1 Fagott / Orgel + Cembalo). Es klang bestechend klar und ordnete sich der gleichsam nicht unschlank und noch mehr "geradlinigen" Sangesart des mit 31 Personen auch nicht übermäßig "dick" geschweige üppig zu nennenden Chors unter... Das solistische Quintett bestach durch seine mehr zurückgenommenen und in sich divergierenden Temperamente - am schier professionellsten tat sich da Franziska Gottwald (als Irene) an die Rampe singen; Alex Potter & Anna Palmina (als Märtyrerpärchen Didimus & Theodora) fanden erst im zweiten Teil so nach und nach zu sich und zu den Zuhörern.
Ein trauriges, ein schönes Händel-Opus.
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Andre Sokolowski - 14. September 2012 ID 6209
THEODORA (Kölner Philharmonie, 13.09.2012)
Anna Palimina (Theodora)
Franziska Gottwald (Irene)
Alex Potter (Didimus)
Andreas Karasiak (Septimus)
Daniel Raschinsky (Valens)
Chorus Musicus Köln
Das Neue Orchester
Dirigent: Christoph Spering
Weitere Infos siehe auch: http://www.musikforum2web.de
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