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DIE WALKÜRE /
SIEGFRIED



René Pape als Wotan in Wagners Die Walküre an der Staatsoper im Schiller Theater - Foto (C) Monika Rittershaus


Die Walküre, die wir schon am 17. April des letzten Jahres sahen, ist regielich-optisch ein herausforderndes Ärgernis geblieben! Inszenierer Guy Cassiers mutete uns eine mit merkwürdigen und sich hochbesonders anbiedernden Videomätzchen (hergestellt von Arjen Klerkx / Kurt D'Haeseleer) "vollgemüllte" Bühne zu. Jetzt, wo wir etwas näher am Geschehen saßen als vor über einem Jahr, fiel uns hinzu der großzügige Material- und Stoffverbrauch, der insbesondere für die wie aus der Mottenkiste vorgeholten altmodischen Fetzen (ausgedacht von dem Kostümbildner Tim Van Steenbergen) investiert war, auf; zwei mal verhedderten sich zwei Protagonisten in dem Lumpenzeugs, dass sie's vor Wut weit hinter sich geworfen und beinahe von sich weggeschleudert hätten... Nichts will optisch irgendwie in dieser Produktion so richtig passen - aber alles (optisch Sinnlose) wird dennoch stur versucht!!

In erster Linie freilich waren wir auf Peter Seiffert sowie Waltraud Meier, die - nach langer Zeit mal wieder - Siegmund & Sieglinde miteinander sangen, neugierig: Die Beiden haben ihren jeweiligen Part ja schon seit Jahren und Jahrzehnten drauf. Und selbst wenn es auch hie und da bei ihm oder bei ihr dann hin und wieder etwas "kratzte", war man doch als Hörer überzeugt von ihrer sängerischer und gestalterischer Ausstrahlung im Ganzen. Sie sind einfach legendär!

Brünnhilde war die designierte Bayreuth-Debütantin Catherine Foster (die in dieser Rolle nächsten Sommer auf dem Grünen Hügel eingeteilt sein wird); sie sprang kurzfristig ein. Und Alles, was man ihr soweit an Positivem attestieren könnte, wäre ein immenses Durchhaltevermögen, was am Ende auch nicht ganz so nebensächlich ist - vergleicht man "das" zum Beispiel mit dem leider was gekränkelt habenden Wotan-Star René Pape, der sich letzten Endes aber dennoch allertapferst schlug! Den angenehmsten Eindruck von der Stimme her hatte, wie schon bei der Premiere, Fricka-Sängerin Ekaterina Gubanova vermitteln können...

* * *


Siegfried hatte jetzt erst seine diesjährige Ring-Premiere. Er geht so, wie er jetzt szenisch kam, nach Mailand weiter; Götterdämmerung schließt dann die neue Produktion bei den Berliner FESTTAGEN zu Ostern nächsten Jahres ab.

Zu den von uns bereits mehrfach und negativ beattestierten Teil-Desastern, was Regieliches und Videomäßiges betrifft, würde sich (für das Beispiel Siegfried) nunmehr Weiteres gesellen, was wir - völlig ratlos von dem Allen - derart fortzuführen nicht bereit und willig sind!!! Wir stellen allenthalben fest: Der unsägliche Videobrei, der diesen Ring bislang zuschüttete, war/ist System der internationalen Produktion - - eine Entschlüsselung durch uns war/ist nicht zwingend nötig. Auch die krampfhaft tänzerischen Herbemühungen (jetzt hatte sich der Choreograf und Tänzer Sidi Larbi Cherkaoui in puncto Fafner "Riesensachen" ausgedacht sowie den Siegfried als Person vervierfachtelt) nervten total...

Eine Beschränkung auf das sängerische Personal scheint daher angebracht:

Lance Ryan (Siegfried) wird, wenn er so weiter singen sollte wie er heute sang, in nächsten Jahren keinen Ton mehr von sich geben können - Junge! lass dich nicht verheizen; es kommt schneller als du denken könntest!!

Peter Bronder (Mime) punktete mit gleißender und beißender Charakterstimme; Textverständlichkeit auch gut.

Juha Uusitalo (Wanderer): undiskutabel! Höchstwahrscheinlich wusste/weiß er das gar selbst.

Johannes Martin-Kränze (Alberich) konnte als Einziger, der wirklich adäquat besetzt war, fesseln und begeistern; er kann das, was andere nicht oder wenig können - ökonomisch-sinnvoll mit der eignen Stimme umzugehen. Sowieso klang Alles, was sein Bariton abäußerte, geradezu grandios und einzig-edel.

Anna Larsson (Erda) hatten wir in dieser Rolle schon zu oft gesehen und gehört, als dass uns nun noch etwas außerirdisch Nennenswertes zu ihr einfiele.

Iréne Theorin (Brünnhilde) machte einen für das Fach mehr unüblichen "hellen" Eindruck; ihre Tremoliererei hingegen reizte bis zur Weißglut.

Rinnat Moriah (Waldvogel) zwitscherte ziemlich nett.

Über den Klang, den uns die Staatskapelle Berlin neuerdings bescherte, könnte nur mit Überschwenglichkeiten "nachgerichtet" werden. Daniel Barenboim intensivierte insbesondere die leisen und die "unscheinbarer" scheinenden Passagen dieser Riesenpartitur, dass sie beim Hörer plötzlich so herüberkamen, wie er sie noch nie zuvor vergleichsweise gehört zu haben meinte. Unbeschreiblich schön! Die Zwei also (Orchester/Dirigent) lieferten wieder mal das Haupt- oder das einzige Motiv, sich Wagners Ring erneut dann anzutun.




Lance Ryan als Siegfried an der Staatsoper im Schiller Theater - Foto (C) Monika Rittershaus


Andre Sokolowski - 7. Oktober 2012
ID 6254
DIE WALKÜRE / SIEGFRIED (Staatsoper im Schillertheater, 04. / 06.10.2012)
Musikalische Leitung: Daniel Barenboim
Inszenierung: Guy Cassiers
Bühnenbild: Guy Cassiers und Enrico Bagnoli
Kostüme: Tim Van Steenbergen
Licht: Enrico Bagnoli
Video: Arjen Klerkx und Kurt D'Haeseleer
Choreographie: Csilla Lakatos / Sidi Larbi Cherkaoui

Besetzung Die Walküre:
Siegmund ... Peter Seiffert
Hunding ... Mikhail Petrenko
Wotan ... René Pape
Sieglinde ... Waltraud Meier
Brünnhilde ... Catherine Foster
Fricka ... Ekaterina Gubanova
sowie Susan Foster, Sonja Mühleck, Carola Höhn, Ivonne Fuchs, Simone Schröder, Anaïk Morel, Leann Sandel-Pantaleo und Nicole Piccolomini

Besetzung Siegfried:
Siegfried ... Lance Ryan
Mime ... Peter Bronder
Der Wanderer ... Juha Uusitalo
Alberich ... Johannes Martin Kränzle
Fafner ... Mikhail Petrenko
Erda ... Anna Larsson
Brünnhilde ... Iréne Theorin
Waldvogel ... Rinnat Moriah

Berliner Premieren waren am 17. April 2011 (Die Walküre) / 3. Oktober 2012 (Siegfried)
Weitere Termine Die Walküre: 7., 14. 10. 2012; 24. 3., 5. + 14. 4. 2013 / Siegfried: 10. 10. 2012; 27. 3., 7. + 18. 4. 2013
Koproduktion der Staatsoper Unter den Linden mit dem Teatro alla Scala di Milano - und in Zusammenarbeit mit dem Toneelhuis Antwerpen


Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de



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