Pierrot
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Claus Peymann und sein Berliner Ensemble gemahnen jeden Herbst an den Beginn der Deportation und Ermordung der Berliner Juden 1941.
In diesem Kontext gab es diesmal (unter der Regie von Hermann Beil) ein theatralisches Konzert, das seinerseits an den 100. Jahrestag der Uraufführung von Schönbergs Pierrot Lunaire in Berlin erinnern sollte; der österreichische Komponist Arnold Schönberg emigrierte 1941 in die USA - von da an ließ er sich nur noch mit "oe" statt "ö" (Schoenberg statt Schönberg) schreiben...
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"Ein Kämpfer sein Leben lang, ein unbeirrter Prophet der Musik war Arnold Schönberg. [Sein] Melodram gilt als 'eines der repräsentativsten Werke des zwanzigsten Jahrhunderts' (H. H. Stuckenschmidt).
Schönberg komponierte das Melodram 1912 für die Schauspielerin Albertine Zehme, die am 16. Oktober 1912 [also auf den Tag genau vor 100 Jahren] in der Uraufführung sang/sprach.
Bewundert und umstritten war Pierrot Lunaire von Beginn. Dennoch äußert sich Schriftsteller Alfred Döblin folgendermaßen: 'Ich habe Pierrot zum erstenmal gehört. Hördauer vierzig Minuten, zu wundervollen Texten des Albert Giraud. Sie fesselt ungemein, diese Musik; es sind Klänge, Bewegungen drin, wie ich sie noch nicht gehört habe; bei manchen Liedern hatte ich den Eindruck, daß sie nur so komponiert werden können.'
Schönbergs Geschichte vom mondsüchtigen Narren skandalisierte und faszinierte immer wieder: Ein amerikanischer Kritikerpapst sah in Schönberg den 'grausamsten unter allen Komponisten' und Strawinsky hingegen erkannte in Pierrot Lunaire 'wahre musikalische Kultur'. Pierrot ist bis heute eine Herausforderung geblieben, weil seine musikalische Eigengesetzlichkeit in Rhythmus und Klang, jeden Interpreten vor eine Aufgabe stellt, für die es keine gewohnheitsmäßige Einübung gibt.
Schönbergs Pierrot Lunaire sind fünf Lieder von Hanns Eisler mit Texten von Bertolt Brecht und Eislers Quintett 14 Arten den Regen zu beschreiben, das der Schüler seinem Lehrer zu dessen 60. Geburtstag gewidmet hat, vorangestellt. Eisler, Schönberg, Brecht – große Künstler, die in Berlin wirkten und 1933 aus Berlin vertrieben worden sind."
(Quelle: Berliner Ensemble)
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Sylvie Rohrer war Pierrot!
Und wenn ich ihr vor sieben Jahren, als ich zu der Zeit im Herbst auf Helgoland gewesen war und über Helgoland der Mond drei Nächte schien und ich daher nicht schlafen konnte und so nachts über das Hochland Helgolands spazieren ging, begegnet wäre... Also wenn ich ihren sehrenden Pierrot-Gesang so neben oder hinter mir vernommen hätte, oh... Wer wüsste vorher schon zu sagen, wann oder weswegen es "abrupt" die Steilklippen nach unten ginge?
Rohrer war und ist ein Ideal-Pierrot!!
(Weshalb man ihr dann allerdings - noch vor dem Schönberg-Teil - diese fünf Lieder von Hanns Eisler aufgenötigt hatte, bleibt ein insgeheimes Rätsel; wir befürchteten bereits, dass ihre Stimme, die für diese Eisler-Lieder keinesfalls geeignet war, derart gelitten haben würde, dass sie dann den Schönberg-Pierrot nicht mehr durchsteh'n hätte können; aber weit gefehlt.)
Auch das Merlin Ensemble Wien: grandios!!!
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Selbstporträt Arnold Schoenberg © VBK, Wien
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Andre Sokolowski - 16. Oktober 2012 ID 6273
PIERROT (Berliner Ensemble, 16.10.2012)
Zum 100. Jahrestag der Uraufführung von Schönbergs Pierrot Lunaire in Berlin
Ausführende:
Sylvie Rohrer, Sprechgesang
Merlin Ensemble Wien:
Martin Walch, Leitung & Violine, Viola
Till A. Körber, Klavier
Sylvie Lacrois, Flöte, Piccolo
Haruhi Tanaka, Klarinette, Bassklarinette
Luis Zorita, Violoncello
Regie: Hermann Beil
Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-ensemble.de
http://www.andre-sokolowski.de
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