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7. September 2013, Kölner Philharmonie

ROMÉO ET JULIETTE

von Hector Berlioz


Das ist Esa-Pekka Salonen, der Chefdirigent des Philharmonia Orchestra London - Foto (C) Katja Tähjä / Bildquelle: Philharmonia Orchestra


Das nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene Philharmonia Orchestra war und ist vor allem auch ein weltberühmtes Schallplattenorchester - legendär sein 1952 unter Wilhelm Furtwängler für EMI eingespielter Tristan! Walter Legge (damals Chef von EMI) gründete es 1945; Herbert von Karajan war da (bis 1959) erster Chefdirigent. Es folgten Otto Klemperer (bis 1973), Riccardo Mutti (bis 1982), Giuseppe Sinopoli (1984-1997), Christoph von Dohnányi (1997-2008) und der Finne Esa-Pekka Salonen (seit 2008) in dieser Position. Es gibt sage und schreibe über tausend Plattenproduktionen; und seit 1995 residiert es in der Royal Festival Hall London. Es bereist sehr oft und regelmäßig aller Herren Länder - jetzt stieg es bei seiner diesjährigen Deutschland-Tournee auch in die Kölner Philharmonie ab...

Zu hören gab es Hector Berlioz' recht selten aufgeführte programmatische Sinfonie Roméo et Juliette - ein unsägliches und nicht enden wollendes überambitioniertes Riesen-Stück Musik mit einer (aus heutiger Sicht) wohl nur als dekonstruktivisch zu bezeichnenden Dramaturgie, denn: Ziemlich frei nach Shakespeare ließ sich seiner Zeit der Komponist von Émile Deschamps so eine Art von "Variante" des Originals zurechttexten; da wird zum Beispiel ganz am Schluss apotheotisch durch Pater Lorenzo (aktuell gesungen von Gerald Finley) großartig Katholizismus zellebriert, während zwei Riesen-Teilchöre, quasi die Montagues und Capulets verkörpernd, sich womöglich ihrer Gruppenschuld am Tod des eigentlich ja sachten Liebespaars zu spät und (viel) zu laut bewusst geworden waren usw. usf. "Verlogen" wäre alles Das,"auch musikalisch", meinte da mein jüdischstämmiger Freund, der selbst Musiker ist, nach hörerischer Ableistung dieses pseudoromantischen Schmachtfetzens ganz enerviert und aggressiv gestimmt.

Es schien auch unklar, warum ausgerechnet der besagte Berlioz (der immerhin dann die Hinzuorganisierung eines hochpotenten Chors voraussetzt; aktuell war das der Philharmonische Chor der Stadt Bonn) als das Tournee-Stück des gastierenden Orchesters in der Domstadt ausgesucht sowie bestimmt wurde. Rein vom Empfinden her vermochte uns die Darbietung als Ganzes weder inhaltlich (wegen der Stückwahl sowie nicht!) noch gestalterisch und also musikantisch irgendwie zu überzeugen. Freilich spielten die Beteiligten perfekt und eigentlich dann ohne jeden Fehl und Tadel - aber WIE (quasi "mit ohne" Seele), regte allerdings dann auf.

Wir spekulieren einfach mal, dass es sich hier um so ein Ehrgeiz-Unterfangen des Orchesters oder mehr noch seines Dirigenten handelte und würden uns - nach dem Erlebten - folglich niemals wieder Berlioz' Roméo et Juliette freiwillig zugemüte führen.



Uraufführungsplakat von Roméo et Juliette von Hector Berlioz im November 1839 am Pariser Konservatorium - Bildquelle: Wikipedia



Bewertung:    


Andre Sokolowski - 9. September 2013
ID 7129
PHILHARMONIA ORCHESTRA (Kölner Philharmonie, 07.09.2013)
Hector Berlioz: Roméo et Juliette op. 17
Christianne Stotijn, Mezzosopran
Paul Groves, Tenor
Gerald Finley, Bass
Philharmonischer Chor der Stadt Bonn
(Choreinstudierung: Thomas Neuhoff)
Philharmonia Orchestra
Dirigent: Esa-Pekka Salonen
http://www.philharmonia.co.uk


Weitere Infos siehe auch: http://www.koelner-philharmonie.de/


http://www.andre-sokolowski.de



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